WUK wird renoviert
Unmut über Mietvertrag und Sanierungspläne beim Frauenzentrum
Die Detailplanung für die WUK-Renovierung, die im Sommer 2021 starten soll, läuft. Das Frauenzentrum FZ fürchtet eine Zerschlagung.
ALSERGRUND. Damit aus der ehemaligen Lokomotivfabrik in der Währinger Straße ein in ganz Wien beliebtes Kunst- und Kulturzentrum, nämlich das WUK, werden konnte, brauchte es vor 39 Jahren eine Besetzung. Damals zog nicht nur der Verein WUK (Werkstätten- und Kulturhaus), sondern auf Stiege 6 auch das Frauenzentrum FZ ein, das schon immer als getrennte Einheit agierte und auch einen eigenen Zugang von der Straße hat. Das selbstverwaltete Zentrum "von und für Frauen, Lesben und Mädchen" bietet Räumlichkeiten für feministische Initiativen und Vereine.
Genau diese getrennten Strukturen zwischen dem WUK und dem FZ scheinen mit der im April beschlossenen Sanierung auf dem Spiel zu stehen. Die Stadt Wien finanziert und plant ab 2021 eine Generalsanierung des Hauses; im Gegenzug dazu wurde erstmals seit Bestehen des WUK ein Mietvertrag abgeschlossen. Der einzige Vertrags- und Ansprechpartner der Stadt ist dabei der Verein WUK. Die Aktivistinnen des FZ fühlen sich übergangen und befürchten eine Zerschlagung ihrer Räumlichkeiten, da das bisher nur zum FZ gehörende Stiegenhaus künftig für alle nutzbar sein soll: "Unsere Gruppen verwenden die Räume stockwerkübergreifend. Wenn das Stiegenhaus von allen genutzt werden kann, fürchten wir um die Sicherheit und Autonomie der Frauen", sagt eine Aktivistin. Das FZ wünscht sich Mitsprache bei der Planung der Renovierung und eine Anerkennung seiner Eigenständigkeit. Derzeit laufen die Detailplanungen für die vollständige Überholung von Technik und Zugänglichkeit des Gebäudes, geplant ist eine traktweise Sanierung, beginnend mit dem Teil in der Severingasse und den Dachflächen.
"Die Stadt hat und keine Wahl gelassen"
Auch der Verein WUK sieht "zwei unabhängige Vereine in einem Haus" als die beste Lösung an, hat allerdings einen Mietvertrag für das gesamte Gebäude unterschrieben. "Dass der Verein unsere Autonomie befürwortet, können wir angesichts dessen nur als hohle Worte sehen, die Taten sind andere", sagt die FZ-Aktivistin.
"Für uns war die Sanierung absolut notwendig und uns wurde von der Stadt, die nur mit uns verhandelt hat, keine Wahl gelassen", erklärt Helga Hiebl vom Bereich Gesellschaftspolitische Initiativen des WUK, "über den Konflikt mit dem FZ sind wir sehr unglücklich – wir wollen nicht in dessen Eigenständigkeit eingreifen und fühlen uns nicht als Gegner."
Ein weiterer Knackpunkt im Vertrag ist die Miete: Der Verein WUK hat mit dem ersten regulären Mietvertrag auch erstmals ein Erhaltungsentgelt von jährlich 360.000 Euro zu zahlen. Das ist gerade in Coronazeiten natürlich eine Herausforderung. "Das WUK ist von den Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie schwer getroffen", heißt es vom Verein. Veranstaltungen müssten abgesagt oder kleiner durchgeführt werden. Für die Jahre 2020 und 2021 gibt es eine zusätzliche Subvention der Stadt für einen Teil der Miete. In einigen Jahren könnte die finanzielle Belastung aber erdrückend sein, sagt Hiebl: "Dieser Mietvertrag ist sehr, sehr schwierig für das WUK und ich hoffe, dass es uns in fünf bis zehn Jahren auch noch an diesem Ort geben wird."
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