Wenn Schüler Weltpolitik gestalten: Modell-UNO war in Wien zu Gast
Drei Tage lang verhandelten Oberstufenschüler die heißesten Themen unserer Zeit.
WIEDEN/RUDOLFSHEIM-FÜNFHAUS. Die 117 Schüler-Delegierten - heuer aus Wien, Niederösterreich, Hamburg und Berlin - erarbeiteten in neun Komitees Auf der Schmelz und in der AK Plößlgasse 13 Resolutionen zu Themen wie "Jugendliche Flüchtlinge: Integration oder Ausweisung?", "Finanzierung des Terrorismus - Wie dreht man den Geldhahn ab?", "Wem gehört das Südchinesische Meer?", "Wem gehört der Nordpol?", dem Arbeitnehmerschutz, einer möglichen Zweistaatenlösung im Nahostkonflik, dem Schutz des Regenwaldes und zu Atomarer Abrüstung. Keine leichte Aufgabe, denn jeder musste als Delegierter den Standpunkt des von ihm gewählten Landes, sei er auch noch so konträr zu allen anderen Meinungen im Komitee und zur eigenen, mit Bestimmtheit vertreten und doch einen Konsens mit den anderen finden.
Alle Resolutionen wurden dann in der abschließenden Generalversammlung am 24. Februar bei den Vereinten Nationen in Wien präsentiert, wo die Teilnehmer der Modell UNO Wien die Gelegenheit hatten, den Delegierten und Vertretern der 193 Mitgliedstaaten der "wirklichen" UNO hautnah zu begegnen. "Gerade in Zeiten des politischen Umbruchs und großer internationaler Herausforderungen, ist die gute Zusammenarbeit der Länder wichtiger denn je", erklärt Florian Riepl, seit vier Jahren Generalsekretär der Modell UNO Wien. "Wir üben hier, wie wichtig es ist, einen Konsens zu schaffen, als Starker für Schwächere einzutreten, um gemeinsam eine schöne, gerechtere, gesündere Welt zu schaffen."
Politische Bildung ist wichtig
Und spannend, findet Isidor Ficko (17), Schüler am GRG19 Billrothstraße 73 und bereits zum vierten Mal bei der Modell UNO mit dabei. Diesmal nicht als Delegierter eines Staates, sondern als neutraler Beobachter der UNHCR, der sich im Komitee 6 "Jugendliche Flüchtlinge" für die Einhaltung der Menschenrechte einsetzt. "Spannend ist der Arbeitsprozess, wie man letztendlich zu einem für alle und in der Sache guten Konsens kommt." Politik, oder Diplomatie wären für ihn ein vorstellbarer Berufsweg. Henry Trezek, Schüler des BG 14 Linzerstraße und Delegierter des United Kingdoms muss in der Flüchtlingsfrage den schwierigen Standpunkt dieses Landes vertreten. "Nur 20.000 Flüchtlinge in fünf Jahren aufzunehmen, wie in UK, ist viel zu wenig, aber das ist deren Politik. Ich habe dann forciert, dass sich UK als fünftgrößte Wirtschaftsmacht stärker finanziell engagiert." Geeinigt hat man sich auf eine Resolution, die Flüchtlingen eine angemessene Behandlung, Sicherheit und Verpflegung garantiert, bessere Einreiserouten, die den Schleppern das Handwerk legen sollen und starkes finanzielles Engagement in den Camps vor Ort. "95 Prozent der Flüchtlinge sind dort, nur fünf Prozent sind in Europa!"
Umweltschutz und Nachhaltigkeit
Der Frage "Wem gehört die Arktis?" ging das Komitee 9 nach. Warum man sich gerade die Arktis aussucht, wie Yolanda Huber (15), Schülerin am Theresianum? "Im Alltag weiß man wenig über die Problematik. Es hat mich gereizt, mehr darüber zu erfahren."
Yolanda ist die Delegierte von Weißrussland, das dabei eher eine Außenseiterrolle spielt. Peter Seyfang (18) und Schüler der HAK Maygasse vertritt Island, das kleinste Land im Komitee. "Ich war schon im Vorjahr mit dabei und war Delegierter von Russland zum Thema ´Fleischkonsum´. Da konnte ich wirklich nur noch Schadensbegrenzung betreiben." Deshalb hat er heuer ein ganz kleines Land gewählt, allerdings eines mit großen Gebietsansprüchen, schon wegen der für das Land wichtigen Fischerei. "Es gab starke Widerstände, konkurrierende Interessen, und dann ist doch eine gemeinsame Resolution herausgekommen", erklärt Jolanda. Es soll ein Naturschutzgebiet rund um den Nordpol errichtet werden. Der Abbau von Rohstoffen muss nachhaltig geschehen. "Es geht um die schonende Behandlung dieses für die ganze Welt wichtigen Lebensraumes!"
Info: www.modell-un.at
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