Biber entern den Donaukanal
Derzeit sind rund 200 der seltenen Nagetiere entlang der Wiener Gewässer angesiedelt.
(tk). Fischer gibt es nach wie vor. Jäger keine. Aber dafür Holzfäller der tierischen Art, die nach ihrer Ausrottung im 19. Jahrhundert wieder heimisch sind in Wien. Sogar am Donaukanal sind jetzt im Herbst wieder vereinzelt Biber zu sehen. Entlang des Ufers an der Brigittenauer Lände unternehmen junge Männchen Landausflüge, um einen geeignete Adresse für ihre architektonisch herausragenden Holzbauten zu finden.
Steinblöcke als Hindernisse
So ganz glücklich sind sie mit der Ufergestaltung im 20. Bezirk allerdings nicht. Die Steinblöcke sind doch ein paar Nummer zu schwer aus dem Weg zu räumen. Als Trost bleiben die Rinden von Pappeln und Weiden. Zwei Leibspeisen des größten Nagetieres in der nördlichen Hemisphäre. Fisch steht zur Freude aller Angler nicht auf dem Speiseplan der eher scheuen Biber, die vor allem in der Nacht und in der Dämmerung die Ufer erobern.
Kein Kontakt mit Menschen
„Biber sind keine sogenannten Kulturfolger“, erklärt Forstdirektor Andreas Januskovecz. „Sie sind nicht unbedingt heiß auf unsere Gesellschaft.“ Ganz im Gegensatz zu anderen tierischen Mitbewohnern, die sich zum Teil perfekt an das Leben im Wiener Großstadtdschungel angepasst haben: Wildschweine lieben die Komposthaufen am Stadtrand. Raben überlassen das Knacken von Walnüssen den Autoreifen. Ratten verfügen über ihr eigenes Untergrundnetz. Die von den Donau-Auen in das Herz der Stadt ausgewanderten Meisterschwimmer gelten eher als scheu. Und dennoch erlebt so mancher Spaziergänger oder Jogger ein Naturschauspiel am nördlichen Rand des 20. Bezirkes. Jungmännchen im Knabberfieber oder gut wellness-gelaunt im Donaukanal schwimmend. Solange kein Ausflugsschiff die Ruhe stört.
Erfolg für Naturschutz
Wiens oberster Wald- und Naturhüter: „Wenn ein Baum so angenagt ist, dass er umstürzen und eine Gefahr darstellen könnte, dann fällen wir ihn natürlich“. Bei Januskovecz und seinen Mitarbeiter von der MA49 überwiegt dennoch die Freude über die bereicherte Fauna in Wien. In den Donau-Auen ist die Population mittlerweile auf fast tausend Tiere angewachsen. „Donauinsel und Donaukanal zusammengerechnet leben schätzungsweise 200 Biber im Stadtgebiet. Ein toller Erfolg für den Wiener Naturschutz“, so Januskovecz.
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