Kann legal wetten denn alles sein?
Auf der Wallensteinstraße zeigt sich, wie sich das Verbot der Spielautomaten ausgewirkt hat.
BRIGITTENAU. In dem kleinen, verrauchten Raum sind sechs Männer, einer für jeden der Wettautomaten, die an der Wand aufgereiht stehen. Viel mehr hat nicht Platz, und mehr braucht es auch nicht für diese Filiale eines Wettcafés auf der Wallensteinstraße. Die Stimmung ist entspannt, ein junger Mann – "ich setze nur auf die Champions League" – erklärt, wie alles funktioniert. Auf Fußball, Eishockey und viele weitere Sportarten kann an den Automaten gesetzt werden, mit einer Karte, die sicherstellen soll, dass die Spieler älter sind als 18 Jahre.
Noch vor wenigen Jahren gab es entlang der Einkaufsstraße im 20. Bezirk nicht wenige Möglichkeiten, sich hinter einen einarmigen Banditen zu setzen und ein Spiel zu wagen. Das Verbot des kleinen Glücksspiels im Jahr 2015 hat das unmöglich gemacht, und anders als befürchtet sind die Wettcafés als Reaktion darauf nicht wie die Schwammerl aus dem Boden geschossen: Eines am Beginn der Wallensteinstraße, eines auf Höhe Jägerstraße – das war’s dann auch schon. Ein Knackpunkt war dabei das Verbot von Livewetten – das heißt, dass nicht mehr während laufender Spiele auf Ereignisse wie rote Karten gesetzt werden darf. "Je kürzer der Abstand zwischen Setzen und Ergebnis, zwischen Start und Stopp, desto süchtiger macht das Spiel", erklärt Roland Mader, Experte für Spielsucht des Anton-Proksch-Instituts, den Hintergrund der Regelung. Die Frequenz ist an Automaten sehr hoch, Livewetten konnten das nachbilden, doch mit regulären Wetten ist das nicht mehr möglich. 80 Prozent der Spieler, die am Institut in Behandlung sind, spielen folgerichtig an Automaten, nur 20 Prozent sind nach Sportwetten süchtig, sagt Roland Mader.
An Spielautomaten kann man jetzt nur noch im Casino spielen – theoretisch. Praktisch kann es sein, dass sich noch einige Spielautomaten im Umlauf befinden, auf denen jetzt illegal gespielt wird. "Allein im Umkreis von 100 Metern kann ich vier aufzählen", sagt der nette junge Mann aus dem Wettbüro. Es funktioniere so: Ins Hinterzimmer, wo die Automaten stehen, dürfen nur Bekannte. Kommt ein Fremder, bleibt die Tür zu. Der junge Mann und sein Begleiter zeigen zwei Geschäftslokale, wo angeblich illegal gespielt werden kann: verklebte Fassaden, verwaiste Fronten bei beiden. Auffällig: beide haben Kameras unmittelbar über dem Eingang. Überprüft werden können die Angaben an diesem Tag nicht, auch nach mehrmaligem Klingeln bleibt die Tür zu.
Plädoyer für Spielerschutz
"Illegales Glücksspiel ist ein zunehmendes Problem", sagt jedenfalls Suchtexperte Roland Mader. An illegalen Automaten gibt es keinerlei Jugendschutz, außerdem wird natürlich nicht kontrolliert, wie viel Gewinn ausgeschüttet wird. Dass Spieler da noch schlechter aussteigen, als sie es ohnehin oft tun, liegt auf der Hand. Was Mader sich wünscht, sind Mitarbeiter, die an legalen Spielstätten Süchtige erkennen und an Beratungseinrichtungen verweisen.
Dass es zumindest einige illegale Automaten gegeben hat, zeigen die Zahlen der Finanzpolizei von 2016: Damals wurden in Wien bei 201 Kontrollen 275 Glücksspielgeräte beschlagnahmt.
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