Mehr Girlpower in technischen Berufen: Das TGM Brigittenau zeigt, wie’s geht
An der Höheren Technischen Bundeslehranstalt in der Wexstraße beweisen Mädchen, dass sie nicht nur in Frauenberufen durchstarten können. Am 27. April, dem Wiener Töchtertag, gibt es in der Brigttenauer Schule ein besonderes Programm.
BRIGITTENAU. Mit Schutzbrille und blauer Latzhose steht die 16-jährige Nina Nowak zusammen mit ihrer Mitschülerin Antonia Loicht an der Maschine in der Werkstatt für Formen- und Werkzeugbau. Souverän und hochkonzentriert bedienen sie das schwere Gerät. Ein ungewöhnlicher Anblick? Nicht am Technischen Gewerbemuseum, kurz TGM.
2.600 Schüler besuchen die Höhere Technische Bundeslehranstalt, davon sind 13 Prozent Mädchen. Tendenz steigend. Eine Tatsache, die Direktor Karl Reischer besonders freut: "Ich bin sehr froh über jedes Mädchen, das sich für eine technische Ausbildung entscheidet. Frauen sind nicht zuletzt auch für die Wirtschaft ein sehr wichtiger Faktor, auf den wir nicht verzichten können."
Traumjob auf dem Bohrturm
Für Antonia und Nina stand schon immer fest, dass sie etwas mit Technik machen wollten. Typische Frauenberufe wie Friseurin oder Kosmetikerin interessierten beide noch nie. Außerdem ist die Tatsache, auf eine typische "Bubenschule" zu gehen, in ihren Augen ein Vorteil: "Es gibt kein Herumgezicke, es ist völlig egal, was jemand anzieht, und das Klima ist sehr angenehm", so die Schülerinnen der Kunststofftechnik. Nina hat auch schon ganz konkrete Vorstellungen, was sie nach der Matura machen will: "Ich möchte direkt nach der Schule ins Berufsleben starten und den Ingenieurstitel erlangen. Mein Traum wäre es, auf einem Bohrturm zu arbeiten."
Auch Emmilie Mosor und Leona Umscheid, die die 4. Klasse des Zweiges Biomedizin und Gesundheitstechnik besuchen, haben sich bewusst für eine berufsbildende Schule entschieden. Emmilie: "Ich wollte nicht nur die Matura, sondern auch eine solide Ausbildung in der Tasche haben. Medizin und Technik ist für mich eine perfekte Kombination, mit der man auch gute Jobaussichten hat."
Das Miteinander zählt
Die Tatsache, dass Mädchen in der Schule nach wie vor in der Unterzahl sind, stört keine der beiden. "Man hat überhaupt nicht das Gefühl, dass einen die Jungs weniger ernst nehmen, nur weil man ein Mädchen ist. Ganz im Gegenteil: Bei uns wird viel in Gruppen gearbeitet und jeder hilft jedem. Wir können das mindestens genauso gut", so Leona Umscheid.
Dem stimmt auch Fachlehrerin Gabriele Pauliny zu: "Mädchen sind wichtig für die Klassengemeinschaft und werden auch im technischen Bereich genauso akzeptiert wie Buben. Wenn sich ein Mädchen für eine technische Ausbildung entscheidet, kommt es aus Überzeugung und ist dementsprechend ehrgeizig. Deshalb ist die Drop-Out-Quote bei den Schülerinnen auch extrem gering."
Frauen auf der Ehrentafel
Ehrgeizig ist auch die 17-jährige Fadia Salama, die sich für den Zweig Wirtschaftsingenieurswesen entschieden hat. In ihrer Klasse sind vier Mädchen gemischt mit 14 Jungs. "Für mich war immer klar, dass ich etwas mit Technik machen möchte. Ich arbeite sehr genau und eine Ausbildung am TGM ist auch für die Zukunft besser." Ob sie sich als Mädchen schwerer an der Schule tut, verneint Fadia lächelnd. "Nein, da gibt’s sicher keinen Unterschied!"
Wie erfolgreich die Schülerinnen an der Schule sind, beweist eine große Marmortafel im Eingangsbereich, auf der die besten Absolventen jedes Jahrgangs aufgelistet sind. Seit 2005 gab es nicht weniger als vier weibliche TGM-Beste. Für Werkstättenleiter Paul Lutonsky ein Riesenerfolg: "Daran erkennt man, dass Mädchen ihren männlichen Kollegen in nichts nachstehen. Sie müssen sich nur trauen!"
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