Fluglärm ist sein Erzfeind
Leonhard Kern hat schon 330 Millionen Messdaten zum Thema Fluglärm in Gallbrunn gesammelt.
GALLBRUNN (gast). Wenn Leonhard Kern seinen Laptop aufklappt, wird’s spannend. Er hat in seinem Rechner 330 Millionen Messdaten zum Thema Fluglärm „gesammelt“.
Die Daten sind brisant, gerade jetzt, wo wieder so viel über die geplante 3. Piste am Wiener Flughafen diskutiert wird.
Bürgerinitiativen in und um Wien laufen gegen den positiven Umweltverträglichkeits-Bescheid Sturm und zittern um ihre Gesundheit und den Wert ihrer Häuser.
Auf der Homepage des „Vereins zur Erhaltung und Verbesserung des Gallbrunner Lebensraumes“, www.veg-online.at, stellt Leonhard Kern seine grafischen Auswertungen online. Sie dokumentieren genau die Lärmbelastung der Überflüge. „Ich habe zwei Messstationen“, erzählt der Pensionist, der 25 Jahre für eine Privatbank programmiert hat, den BEZIRKSBLÄTTERN. „Beide Anlagen messen im 2 Sekunden-Takt die Lärmvorfälle - also 43.200 mal am Tag - und werden so ausgewertet, dass aus diesen der Fluglärm herausgefiltert werden kann.“
Kern hat ein eigenes Computerprogramm geschrieben, das die Messdaten grafisch auswertet. Gemessen werden Spitzen-Lärmpegel, Dauerschall, die Dauer der Lärmbelastung und die Zahl der Flugzeuge.
Anlass für Leonhard Kerns intensive Befassung mit dem Fluglärm war das ständige Ärgernis von unerlaubten Überflügen über Gallbrunn. Eigentlich sollten die Flugzeuge zwischen den Orten Gallbrunn und Stixneusiedl fliegen, um die Lärmbelästigung gering zu halten.
Doch auch in der Luft zählen Kilometer und Sekunden – und so werde, sagt Kern, allzu oft der Abkürzer über Gallbrunn genommen. Und das in nur 700 Meter Flughöhe über den Dächern.
Manche zweifeln Leonhard Kerns Messungen an. Doch er lässt sich davon nicht beirren. Und so entstand jedenfalls ein gutes Nachschlagewerk für Lärmgeplagte im Raum Gallbrunn.
Beispiel gefällig? Am 28. August gab es 50 Überflüge und einen Dauerschallpegel von 60 Dezibel. Leonhard Kern glaubt, dass die Flugzeuge der Zukunft zwar grundsätzlich leiser werden. Aber: Sie werden auch größer und kommen daher weniger schnell in die Luft – und fliegen noch tiefer über die Siedlungen. Die Lärm wird mehr.“
Der "Verein zur Erhaltung und Verbesserung des Gallbrunner Lebensraumes" wurde 1989 gegründet und hat den Bau einer Sondermülldeponie im Arbesthaler Hügelland verhindert. „Das hätte die allererste Umweltverträglichkeitsprüfung werden sollen.“ sagt Obfrau Anita Herzig.
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