Immer mehr Wirte sperren zu
Sorgen und Wandel der Heurigen in Döbling
Vergangene Woche berichtete die BezirksZeitung, dass der Probushof (ehemals Heuriger Welser) in der Probusgasse 12 ab sofort geschlossen wurde. Der Grund laut Besitzer Christian Ebner: Die Nachbarschaft hatte Probleme mit Lärm durch den Betrieb. Doch ist dies ein Phänomen des Probushofs, oder gibt es gar ein generelles Heurigensterben in Döbling? Die BezirksZeitung hat nachgefragt.
WIEN/DÖBLING. Wie viele Heurige gibt es in Döbling? Die aktuellsten Zahlen sind vom Jahr 2020: 38 Buschenschankmeldungen (dazu zählen auch die Heurigen) wurden vom zuständigen Magistratsamt an die Landwirtschaftskammer (LK) übermittelt. Diese Zahl sei laut LK doch mit Vorsicht zu betrachten, denn das Magistratsamt hat inzwischen aufgehört, diese Zahlen automatisch zu übermitteln. Trotzdem versucht man, die Situation im Blick zu behalten, so Elmar Feigl von der LK-Abteilung Weinbau.
Heurigen im Wandel
"Gefühlsmäßig ist die Zahl der ,echten' Heurigen, also derer mit Eigenbauwein, gleichgeblieben. Ein gewisser Trend zu mehr Betrieben direkt in den Weingärten ist aber zu beobachten, wie beispielsweise am Nussberg. Das Angebot ändert sich entsprechend der Nachfrage der Gäste."
Will heißen: Die Winzer sperren ihren Ausschankbetrieb nicht komplett zu, es gibt aber einen Trend weg vom klassischen Heurigenlokal hin zur Buschenschank im Weinberg.
Probleme der Heurigen
Dass sich, wie angeblich im Falle des Probushofs, Nachbarn über Musik oder Betriebslärm aufregen, wird leider immer häufiger, so Feigl. "Es gibt immer wieder Anzeigen und Beschwerden. Dadurch wird es den Betrieben schwer gemacht."
Viele Heurigen sehen laut LK dafür als Grund, dass immer mehr Menschen nach Döbling ziehen, die zwar die Gegend schön finden – die alteingesessenen Heurigen jedoch als störend empfinden. Schwierig sei es derzeit auch, geeignetes Personal in der Pandemie zu finden. Der Hauptgrund dafür, dass Heurige endgültig zusperren, ist jedoch, dass die Nachfolge im Betrieb fehlt, so Feigl.
Gibt es gefühlt ein Heurigensterben in Döbling?
Es geht auch um das Ortsbild
Bezirksvorsteher Daniel Resch (ÖVP) hat mit dem Heurigengipfel eine Initiative zum Erhalt und zur Förderung der Betriebe gestartet. Auch er sieht Wohnbau an den falschen Stellen als Problem. Hier spielt auch das vielzitierte Döblinger Ortsbild eine Rolle, so Resch. Der Gemeinderat Wien beschloss etwa zuletzt die Umwidmung in der Schutzzone beim Fernmeldeamt in der Grinzinger Straße. Resch dazu: „Eine Schutzzone macht nur dann Sinn, wenn man den Schutz auch befolgt.“
Bald soll hier eine größere Wohnhausanlage in der Nachbarschaft zum Heurigen Mayer am Pfarrplatz gebaut werden. Das macht Geschäftsführer Clemens Keller Sorgen: „Seit Monaten wird versucht, mit allen Verantwortlichen zu reden, um eine andere Lösung zu erarbeiten. Leider wird hier auf die Schutzzone keine Rücksicht genommen.“
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