Verkehrssicherheit: Kinder im "Toten Winkel"
Auf der Hohen Warte erleben Wiener Volksschüler heute und morgen hautnah mit, was es heißt, sich im toten Winkel eines LKW zu befinden. Sie dürfen dabei selbst hinter das Lenkrad klettern - und sich Sicherheitstipps von Experten holen.
WIEN. Nia und Vivi sind zehn Jahre alt und gehen im 19. Bezirk in die Volksschule. Dort haben sie schon "alle Straßenschilder gelernt", erklären die beiden beim Verkehrssicherheitstraining auf der Hohen Warte. Dort steht ein großer Bus und ein gelber LKW, der den Kindern verdeutlichen soll, wie schlecht sie für jemand, der so weit oben hinter dem Steuer sitzt, sichtbar sind. Auch vom toten Winkel haben die beiden schon gehört: "Das ist ein Bereich neben und hinter dem Auto, der wie im Nebel ist. Da ist man komplett unsichtbar", geben die beiden ihr Wissen weiter. "Da passieren sehr viele Unfälle" - ihnen selbst ist zum Glück noch nie etwas im Verkehr passiert. Ob sie wissen, wie man sich bestmöglich vor Unfällen am Schulweg schützen kann? "Sicher, man muss immer links und rechts schauen und auf die Autos aufpassen", so die beiden Schülerinnen.
Sie gehen in eine jener Volksschulklassen des 18. und 19. Bezirks, die an dem Training teilgenommen haben. Neben den praktischen Übungen, bei denen ein Mitarbeiter des Kuratoriums für Verkehrssicherheit mit den Kindern die Gefahren des Straßenverkehrs genau besprochen hat, wurde ihnen in einem theoretischen Teil auch noch ein Schulungsvideo gezeigt. Das Highlight war aber, als die Kinder jeweils zu zweit hinter das Steuer des LKW bzw. des Busses klettern durften. Dort konnten sie hautnah miterleben, wie eingeschränkt das Sichtfeld hinter dem Steuer ist. "Was seht ihr von den Kindern, die vor dem Bus stehen?" - "Nichts, nur die Haare!", rufen die Kinder, die hinter dem Lenkrad sitzen und nun genau wissen, was der tote Winkel ist. Dass sie auch recht schnell entdeckt haben, wo die Hupe des Busses ist, sorgte für zusätzlichen Spass bei den Kindern.
2016: 19 Verkehrstote in Wien
Der Aktionstag wurde in Kooperation vom Wiener Stadtschulrat, der Wirtschaftskammer Wien, der Mobilitätsagentur Wien und dem Kuratorium für Verkehrssichertheit durchgeführt, denn Verkehrserziehung sei der beste Schutz vor Unfällen, so die Organisatoren. In der Schule ist die Verkehrserziehung von Anfang ein Unterrichtsprinzip, insbesondere in der Volksschule ist es ein zentrales Thema. Derzeit ist die Aktion "Toter Winkel" noch ein Pilotprojekt, es sei aber durchaus angedacht, das Projekt auszuweiten.
Denn: Die Gefahren des Straßenverkehrs dürfen nicht unterschätzt werden, alleine im Jahr 2016 gab 427 Verkehrstote in Österreich. Das sind zwar um 52 weniger als 2015 – also um 10,9 Prozent und somit die niedrigste Zahl an Getöteten seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1950. In Wien gab es 2016 19 Verkehrstote, 2015 waren es 13. Die Hauptunfallursachen im Straßenverkehr sind Unachtsamkeit/Ablenkung (30,3%), nicht angepasste Fahrgeschwindigkeit (27,3%), Vorrangverletzung (12,9 %). Bereits an vierter Stelle steht das Fehlverhalten von Fußgängern (7,5%). 2016 kamen sieben Kinder im Alter bis 14 Jahren ums Leben. Davon waren drei Fußgänger, drei PKW-Insassen und ein Kind ist mit dem Rad gefahren.
Sicherheits-Tipps für Kinder:
Achtsam sein: Sei besonders aufmerksam, wenn ein Fahrzeug neben dir abbiegt.
Schulterblick: Dreh dich um, bevor du eine Kreuzung überquerst. Vergewissere dich, dass kein Rechtsabbieger von hinten kommt.
Stehen bleiben: Quere nicht direkt vor einem Fahrzeug die Straße, wenn du den Fahrer/die Fahrerin nicht sehen kannst.
Warten: Wenn du mit dem Rad an einer roten Ampel stehst, warte hinter und nicht neben dem LKW.
Abstand halten: Das rechte Hinterrad hat einen engeren Kurvenradius als das vordere Rad. Achte darauf, dass du dich nicht zu nahe am Fahrzeug bewegst.
Blickkontakt suchen: Wenn du die Fahrerin /den Fahrer nicht sehen kannst, kann sie/er dich auch nicht sehen!
Sichtkontakt ist wichtig: Das wissen auch schon Nia und Vivi. Sie zeigen vor dem LKW, in welchem Bereich sie sichtbar und in welchem Bereich sie unsichtbar sind und eklären, dass man sich nur sicher sein kann, dass einen der LKW- oder Busfahrer gesehen hat, wenn man den Blickkontakt zu ihm hergestellt hat.
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