Döbling - Bau ab Oktober
Gemeinderat beschließt Radweg Krottenbachstraße
- Die Diskussion um den Radweg Krottenbachstraße war in den letzten Monaten im Sand verlaufen. Jetzt beschloss der Wiener Gemeinderat den Bau.
- Foto: Johannes Reiterits
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Paukenschlag in Döbling: Der Krottenbachstraßenradweg kommt! Der Wiener Gemeinderat gab grünes Licht für die heiß diskutierte Radwegverbindung. Auch einen Bauplan soll es schon geben: Am 4. Oktober geht es los mit dem Radwegbau zwischen Cottagegasse und Flotowgasse. Große Kritik gibt es von der ÖVP, dass noch vor dem ordentlichen Gemeinderatsbeschluss die Bauanzeige im Bezirksamt einging.
WIEN/DÖBLING. Kaum ein Radweg in Wien war 2022 so umkämpft wie der mögliche Krottenbachstraßenweg. Die einen waren für ihn – allen voran die Bürgerinitiative Radeln in Döbling (RiD). Die anderen gegen ihn - besonders Bezirkschef Daniel Resch (ÖVP). Nun spricht der Wiener Gemeinderat in seiner Sitzung am 21. September 2022 mehr oder weniger ein Machtwort: Der Radweg kommt.
Es war um 22:00 Uhr, als mit den Stimmen von SPÖ, Neos und Grüne der Beschluss zu mehreren Radwegen im Wiener Rathaus gegeben wurde. Darunter auch jener in der Krottenbachstraße. Auch eine Bauanzeige liegt dem Bezirksamt schon vor. Der erste Abschnitt des Radwegbaus soll zwischen Cottagegasse und Flotowgasse verlaufen und mit 4. Oktober beginnen.
Die Gründe des Gemeinderats
So wie auch bei den Bezirksfraktionen waren die Wiener Landesparteien gespalten. Zur Erinnerung: In Döbling sind ÖVP und FPÖ dagegen, Grüne, SPÖ und Neos dafür. Der Mandatar Wolfgang Kieslich – einst für die ÖVP im Gemeinderat, jetzt bei der FPÖ – ist ebenso gegen den Radweg Krottenbachstraße: "Die beiden Resch-Brüder in Schwarz und Blau in Döbling werden vom Linksblock niedergestimmt, 238 Parkplätze gehen verloren. Der Autofahrer ist wieder der Dodel - danke Wiener Stadtregierung! Wir Freiheitlichen sind dagegen."
Neos Verkehrssprecherin Angelika Pipal-Leixner, sie kommt selbst aus dem 19. Bezirk, sieht das anders: "Ich möchte, dass alle hier im Gemeinderat und in den Bezirken an einem Strang ziehen. Unfälle zeigen uns, wie wichtig solch eine Infrastruktur ist. Radwegplanung ist außerdem Angebotsplanung, wie bei den Kindergärten: Ich kann Eltern nur anbieten arbeiten zu gehen, wenn es Betreuungsplätze gibt. Ich kann Menschen nur anbieten mit dem Rad zu fahren, wenn es Radwege gibt." Endlich gehe es in ihrer Krottenbachstraße los, so die Döblingerin.
- Döblings Bezirksvorsteher Daniel Resch (ÖVP), hier zum Thema auf der Krottenbachstraße im Jahr 2021, war erklärter Gegner des Radwegs. Er forderte Alternativen. Auch seine Parteikollegen im Wiener Gemeinderat stimmten dagegen.
- Foto: BV 19/Martinuzzi
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Gemeinderätin Elisabeth Olischar (ÖVP) kommt ebenso aus Döbling: "Selbst wenn es einen Radweg als Angebot gibt, heißt das nicht, dass dieser genutzt wird." Sie betonte dabei, dass Döbling ein Außenbezirk mit großen Distanzen ist und zieht hier den Modal-Split in Währing als Vergleich. Hier gebe es nur drei Prozent Radfahrten bei den Verkehrswegen. Es würde zu Verengungen der Verkehrsspuren kommen, was "zu massiven Staubildungen in der Krottenbaschtraße führt – und damit bremsen sie auch den öffentlichen Verkehr aus."
Bauanzeige vor Beschluss
Olischar kritisierte auch, dass der Bezirk weder Pläne zum Radweg, noch Verkehrszählungen im letzten Jahr bekommen hatte. Dafür erhielt die Bezirksvorstehung in Döbling aber die Bauanzeige für den Radweg einen Tag zuvor – noch bevor das Rathaus den Radweg überhaupt beschlossen hatte. Die SPÖ habe hier ein Transparenzproblem, so Olischar.
Kilian Stark von den Grünen äußerte sich zu Olischars Argument mit der Topographie: "Der durchschnittliche Autoweg in Wien sind 4,5 Kilometer. Das ist durchaus ein Weg, den man mit dem Rad oder mit dem E-Bike zurücklegen kann." Die SPÖ äußerte sich in der Debatte um den Krottenbachstraßenradweg nicht.
Interessenskampf um einen Radweg
Demos, Debatten, Bürgerbefragung und politische Diskussionen. All das ging mit dem Thema Radweg auf der Krottenbachstraße einher. Während RiD mit regelmäßigen Demofahrten auf dem Rad einen solchen forderte, veranlasste Döblings Bezirksvorsteher Resch eine Bürgerbefragung per Post. Unter 2.694 retournierten gültigen Antwortkarten stimmten im März 2022 glatte 72 Prozent mit "Nein". Befragt wurde das Einzugsgebiet der Krottenbachstraße.
- Ein Höhepunkt der Protestaktionen: RiD veranstaltete im Februar 2022 zusammen mit der Gruppe Radeln for Future einen "Ausflug" mit 250 Radelnden auf der Krottenbachstraße.
- Foto: Bürgerinitiative Radeln in Döbling
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RiD argumentierte unter anderem mit fehlender Verkehrssicherheit für Radelnde auf der Hauptverkehrsader. Bezirkschef Daniel Resch und auch sein Bruder Klemens Resch (FPÖ) warnten hingegen vor einem enormen Parkplatzverlust, sollte ein baulich getrennter Zweirichtungs-Radweg in der Straße kommen.
Was wurde geplant?
Die Fronten schienen verhärtet, die Stadt tüftelte in der Zwischenzeit an etwas - so munkelten alle beteiligten Akteure. Nur was? Eine Bedarfsabschätzung? Oder konkrete Baupläne? Das konnte auch die Stadt Wien selbst auf Anfrage der BezirksZeitung selbst im Frühjahr nicht beantworten.
Jetzt geht es ziemlich rasch: Auch eine Kostenschätzung gibt es von der zuständigen MA28 - Straßenverwaltung und Straßenbau. Nähere Infos dazu gibt es derzeit nicht, man hat das Vorhaben dort aber schon genehmigt.
Fakt ist auch: Die Dritte Hauptwasserleitung Nord wird in dem Döblinger Bereich gebaut. Es war eine Forderung von RiD, dass man diese Arbeiten gleich dazu nutzt, um den Radweg zu errichten.
Zwischen Freude und Unverständnis
Peter Kühnberger, Initiator von RiD, ist naturgemäß zufrieden. Im Namen der Bürgerinitiative teilt er mit, dass man sich nun freue, dass "der Countdown für den Bau des ersten Abschnitts des Krottenbachradwegs begonnen hat. Damit ist ein Ende des über Jahrzehnte langen Wartens auf eine Radanbindung für 28.000 Menschen, die im Einzugsgebiet des Radweg-Projekts leben, in Sicht."
Für Bezirkschef Daniel Resch löst die Entscheidung im Gemeinderat nur Kopfschütteln aus. Einerseits würden sich SPÖ, Grüne und Neos gegen die Mehrheit der Menschen in Döbling entscheiden – er verweist auf die Abstimmungsergebnisse der Krottenbachstraßen-Befragung. Andererseits kritisiert er auch die Vorgehensweise mit der Bauanzeige
- Der Döblinger Bezirkschef Daniel Resch (ÖVP) präsentierte im März 2022 noch die Befragungsergebnisse zum Radweg. Er sah viele aus der Bevölkerung auf seiner Seite.
- Foto: BV19
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"Die letzten Gespräche seitens dem Stadtratbüro von Ulli Sima (SPÖ, Anm.) zum Radweg Krottenbachstraße wurden mit mir am 29.06.2021 geführt. Folgegespräche waren vereinbart. Doch Frau Stadträtin Sima hat diese Gesprächsebene verlassen und beschlossen, ohne weitere Gespräche und gegen den Willen der Anrainer diesen Radweg durchzuboxen. Die Wünsche der Anrainer blieben somit völlig unberücksichtigt. Das Verhalten von Ulli Sima ist ein Affront gegen die Döblinger“, so Resch.
"Für eine Hand voll Radl-Fetischisten"
Auch der geschäftsführende Bezirksparteiobmann der FPÖ Döbling, Klemens Resch, meldete sich an diesem Mittwochabend noch zu Wort: „Dieses Demokratieverständnis von Rot, Pink und Grün ist ein Armutszeugnis der Sonderklasse. Der Bürgerwille muss in der Politik stets im Mittelpunkt stehen."
- Klemens Resch (FPÖ) kann das Abstimmungsergebnis im Gemeinderat ebenso wenig verstehen.
- Foto: FPÖ Döbling
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Er erinnert ebenso an das Abstimmungsergebnis aus dem März: "So über ein Bürgervotum drüberzufahren ist völlig inakzeptabel. Sie ziehen ihre Pläne stur mit der Brechstange durch. Es ist ihnen völlig wurscht, was die Döblinger wollen, solange eine Handvoll Radl-Fetischisten befriedigt wird.“
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