Donaustadt
Arbeiten für erste Tiefengeothermie-Anlage Wiens beginnen

- So ein Bohrturm wird bald auch in der Seestadt kilometertiefe Löcher in den Boden bohren.
- Foto: Wien Energie/Johannes Zinner
- hochgeladen von Nathanael Peterlini
In der Seestadt beginnen bald die Bohrarbeiten für die erste Tiefengeothermie-Anlage Wiens. Ab 2028 soll die Anlage klimaneutrale Fernwärme für rund 20.000 Wiener Haushalte erzeugen. MeinBezirk besuchte die Baustelle des Projektes "deeep" im 22. Bezirk.
WIEN/DONAUSTADT. Noch sieht man nicht viel auf dem etwa einen Hektar großen Areal in der Seestadtstraße 17. Vereinzelt stehen ein paar Baucontainer herum, im Hintergrund erkennt man drei große Wasserbecken. Bald wird sich das aber ändern. "Nach viel Bürokratie spricht jetzt endlich der Meißel", frohlockt Bernhard Novotny, OMV-Experte.
Gebaut wird hier nämlich an der ersten Tiefengeothermie-Anlage Wiens. Ab 2028 soll die Anlage klimaneutrale Fernwärme für rund 20.000 Wiener Haushalte erzeugen. Das Projekt wird gemeinsam von Wien Energie und OMV unter dem Namen "deeep" geleitet.
Bald wird gebohrt
Auf dem Gelände herrscht bereits reges Geschehen. Bagger kreisen ihre Runden, aus der Ferne sieht man Bauarbeiter. "Wir beginnen jetzt, den Bohrplatz einzurichten", so Novotny. Noch im Winter könne man starten, in die Tiefe zu bohren. Geplant sind drei Bohrungen in bis zu 3.400 Meter Tiefe, bis Mitte 2025 soll der Bohrprozess abgeschlossen sein.

- OMV-Experte Bernhard Nowotny und Wien Energie-Expertin Linda Kirchberger (Mitte) erklären das Projekt in der Seestadt.
- Foto: Nathanael Peterlini/MeinBezirk
- hochgeladen von Nathanael Peterlini
Aufgeregt zeigte sich auch Linda Kirchberger, Geschäftsbereichsleiterin für Dekarbonisierung und Neue Technologien bei der Wien Energie: "Endlich können wir mit der Umsetzung beginnen und die ersten Schritte setzen. Das ist sehr wichtig, um die Dekarbonisierung in Wien voranzutreiben". Dabei ist die Rede von der Umstellung von fossilen auf emissionsfreie Brennstoffen und auf emissionsfreie.
Wie entsteht nun also aus der Tiefengeothermie-Anlage die heiß begehrte Erdwärme? Viele Kilometer unter der Erdschicht befinden sich im Gestein natürliche, heiße Wasseransammlungen. Dieses Wasser wird hochgepumpt und an der Erdoberfläche wird ihm die Wärme entzogen. Die Wärme wird ins Fernwärmenetz eingespeist, das Wasser wird anschließend wieder in das unterirdische Wasserreservoir zurückgeleitet, wo es sich neu aufheizt.
Noch keine Gewissheit, aber keine Sorgen
Ein geschlossener Kreislauf also, das angewandte System nennt sich "Hydrothermale Dublette". Dafür benötigt es zwei Bohrungen, die "Förderbohrung", aus der das Wasser hochgepumpt wird und die "Injektionsbohrung", durch die das Wasser anschließend wieder zurückgeführt wird. Die dritte Bohrung, die sogenannte "Pilot-Bohrung", dient zur Datensammlung über das Gelände.

- Zu sehen auf dem Foto sind die drei Ansätze für die Bohrlöcher.
- Foto: Wien Energie/Johannes Zinner
- hochgeladen von Nathanael Peterlini
"Noch arbeiten wir mit reinen Vermutungen, wir sind uns noch nicht zu 100 Prozent sicher, dass unter uns ein passendes Wasserreservoir existiert", erklärt Novotny. Demnach müsse das Wasservorkommen groß und heiß genug sein: "Die Daten lassen es stark vermuten, deshalb mache ich mir eigentlich keine Sorgen".
Sind die Bohrungen erfolgreich und stoßen auf Wasser, können durch neuerliche Tests weitere Details geplant werden. Geschätzt wird, dass das Projektteam 2026 mit der Errichtung der Anlage beginnen kann. Zwei Jahre später soll die Anlage in Betrieb gehen.
50 Meter Maschinerie
So weit ist man aber noch nicht: Derzeit wird die Anlage also für die Bohrungen vorbereitet. Grundlegende Infrastrukturen wurden gebaut, etwa wurde die Anlage mit einem Stromanschluss versorgt und die Becken für das später hoffentlich auftretende Wasser wurden installiert. Der Bohrturm, der rund 50 Meter hoch ist, soll in den nächsten Wochen geliefert werden. Insgesamt kostet das Projekt rund 90 Millionen Euro, heißt es.

- Foto: Andreas Pölzl/MeinBezirk
- hochgeladen von Antonio Šećerović
Die Anlage in der Seestadt soll die erste von vielen werden. In weiterer Folge sollen bis zu sieben Standorte ausgebaut werden. Ziel sei es, bis 2040 mindestens 200.000 Haushalte über Erdwärme zu versorgen: "Wien hat sich das Ziel gesetzt, bis 2040 klimaneutral zu sein und da spielt Erdwärme eine ganz wichtige Rolle", so Kirchberger.
Bereits jetzt seien 40 Prozent der Bundeshauptstadt mit Fernwärme gespeist, etwa die Hälfte davon werde jedoch noch mit fossilen Treibstoffen gefördert: "Es gilt jetzt, diese langsam aber sicher zu ersetzen". Kirchberger freue sich auf den Start des Projekts: "Das hier ist ein wichtiger Startpunkt, aus dem wir viel lernen werden, um dann Wien immer klimafitter zu machen".
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