Die Krise der Dorfwirte

- Dorfwirt Eugen Fuith betreibt das "Gasthaus Fuith" seit 33 Jahren.
- hochgeladen von Franz Tscheinig
Die Sparte Tourismus und Freizeitwirtschaft der Wirtschaftskammer Burgenland hat das Projekt „Wirtshauskultur” ins Leben gerufen, um Gasthäuser als Drehscheibe des sozialen Lebens, Angelpunkte für die Nahversorgung und kulinarische Hotspots aufrecht zu erhalten.
EISENSTADT/ST. MARGARETHEN. Mit dem 31.12.2014 zählte der Bezirk Eisenstadt und Umgebung insgesamt 50 Gasthäuser und 63 Restaurants. Davon befinden sich derzeit 11 Gasthäuser und 18 Restaurants in ruhendem Zustand. Zukünftig könnten es angesichts der in den Bezirk strömenden Konkurrenz von Fast Food-Ketten und Schnellimbissen allerdings noch deutlich mehr werden. Das traditionelle Wirtshaus fühlt sich in Zeiten verschärfter Behördenauflagen und den von der Politik breit getretenen Diskussionen um das allgemeine Rauchverbot in die Ecke gedrängt.
"Zu viele Auflagen"
Als Eugen Fuith am 15. September 1982 das "Gasthaus Fuith" in St. Margarethen eröffnete, standen behördliche Auflagen bezüglich der Gastronomie noch in den Kinderschuhen und stellten demenstprechend kein großes Hindernis dar. Der Dorfwirt betrachtet die Situation um die behördlich praktizierte Verbots- und Gebotslust heute differenziert. "Bis zu einem gewissen Ausmaß muss es Auflagen und Kontrollen geben, das ist ganz klar. Allerdings gibt es heutzutage schon zu viel davon. Bau- und Personalkosten steigen kontinuierlich an, somit können sich die kleinen Wirtshäuser keine großen Umbauten mehr leisten."
Auflagen wie die Informationspflicht über Zutaten, die Allergien oder Lebensmittelunverträglichkeiten hervorrufen können, stören den Dorfwirten keineswegs. "Das war eine Arbeit von zehn Minuten. In Sachen Rauchverbot sollte jedoch jeder Wirt für sich selbst entscheiden dürfen, ob in seinem Lokal geraucht werden darf oder nicht."
50 Jahre Erfahrung
Seit einem halben Jahrhundert ist Eugen Fuith nun schon in der Gastronomie tätig. In den Anfängen seiner Tätigkeit genoss das dörfliche Wirtshaus noch ein anderes Ansehen innerhalb der Bevölkerung. "Früher wurde das Gasthaus um einiges öfter aufgesucht, sowohl von den jungen als auch von den älteren Generationen. Heute hat vor allem die Jugend andere Interessen."
Dass es heute generell weniger Dorfwirte gibt, wundert Eugen Fuith nicht. "Es ist aufgrund der ständig wachsenden Konkurrenz in der Gastronomie nachvollziehbar, dass es immer weniger klassische Gasthäuser gibt. Selbstverständlich finde ich das schade. Ich kann aber auch verstehen, dass die zunehmenden behördlichen Auflagen viele junge Gastronomen davon abhalten, das finanzielle Risiko einer Neueröffnung einzugehen."
Projekt "Wirtshauskultur"
Die Sparte Tourismus und Freizeitwirtschaft der Wirtschaftskammer Burgenland möchte dem langsamen Aussterben der Wirtshauskultur vorbeugen und hat aus diesem Grund das Projekt „Wirtshauskultur” ins Leben gerufen, um Gasthäuser als Drehscheibe des sozialen Lebens, Angelpunkte für die Nahversorgung und kulinarische Hotspots aufrecht zu erhalten.
Das Projekt soll mit einem neuen, innovativen Weg Weichen für eine positive und nachhaltige Entwicklung stellen. Eine Bedarfsevaluierung durch Befragung der Gastronomie, aber auch der Kundschaft sollen anwendbare Daten liefern. Dabei soll es sich um keine fertigen Konzepte, sondern um Hilfestellungen für die Unternehmer handeln.
Neben Feedback von Gästen soll die Studie auch einen detaillierten Gastronomie-Lageplan als Grundlage für Neugründungen enthalten.


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