Zwei Flüchtlinge tot
Großfahndung nach Schlepper dauert an
Im Bezirk Eisenstadt-Umgebung läuft seit gestern Nachmittag eine Großfahndung gegen einen Schlepper. Am Dienstag hatte er 29 Menschen, vermutlich Kurden und Syrier, illegal über die ungarische Grenze ins Burgenland gebracht. Zwei geschleppte Personen wurden laut Information der Polizei tot aufgefunden. Nach dem Schlepper wird auch heute noch gesucht, wie die Polizei mitteilt.
EISENSTADT. Soldaten des Bundesheeres hatten in der Siegendorfer Puszta an der burgenländisch-ungarischen Grenze einen verdächtigen Kleintransporter angehalten und kontrolliert. Der Mann am Steuer ergriff daraufhin die Flucht. Im Fahrzeug wurden laut Polizeiinformation 29 männliche Flüchtlinge, vermutlich Syrier und Kurden entdeckt, zwei davon konnten nur mehr tot aufgefunden werden.
Die Todesursache der beiden Männer konnte noch nicht festgestellt werden. „Erst eine Obduktion wird klären woran die Männer wirklich gestorben sind", so der Polizeisprecher Helmut Marban. Dass die Männer dehydriert gewesen seien sollen, konnte Marban noch nicht bestätigen. Den 27 anderen Flüchtlingen gehe es den „Umständen entsprechend gut, sie würden derzeit versorgt werden."
Schlepper weiter auf der Flucht
Die Fahndung nach dem Fahrzeuglenker ist auch einen Tag später noch im Gange: „Der Schlepper konnte zu Fuß flüchten. Wir haben alle verfügbaren Einsatzkräfte im Einsatz und suchen auch per Hubschrauber, Drohnen und Diensthunden nach dem Verdächtigen. Auch die ungarische Polizei ist in den Einsatz mit einbezogen", berichtet Marban. So wurde die Suche auch bereits bis nach Ungarn ausgedehnt, wie Heinz Heidenreich vom LPD Burgenland den Bezirksblättern bestätigte.
Die geschleppten Personen werden noch vernommen, um so eventuelle Anhaltspunkte zum Umfeld des noch flüchtigen Schleppers zu bekommen. Die 27 Flüchtlinge werden versorgt und sollten sie Asylanträge stellen wollen, werden sie den Asylbehörden übergeben.
"Wir konnten Schlimmeres verhindern", meinte Gerald Tatzgern, Leiter der Zentralstelle zur Bekämpfung der Schlepperkriminalität im Bundeskriminalamt. Die Fahndung sei noch im Gange, und ungarische Beamte seien bereits an Ort und Stelle.
Landeshauptmann Doskozil tief betroffen
Erschüttert und tief betroffen zeigt sich Landeshauptmann Hans Peter Doskozil über den schweren Fall von Schlepperkriminalität. „Die Parallele zur Flüchtlingstragödie von Parndorf 2015 mit 71 Toten ist erschreckend und zeigt einmal mehr die ganze Brutalität und Unmenschlichkeit der organisierten Schlepperkriminalität auf. Wir sind in Gedanken bei den Opfern und ihren Angehörigen“, so Doskozil, der 2015 in seiner damaligen Funktion als Landespolizeidirektor unmittelbar mit den tragischen Ereignissen von Parndorf konfrontiert war.
„Gesamteuropäische Reform des Asylwesens notwendig“
Für Doskozil mache der heutige Vorfall einmal mehr deutlich, dass die österreichische Asyl- und Migrationspolitik aus den Ereignissen des Jahres 2015 nicht die nötigen Konsequenzen gezogen habe. „Wir brauchen eine gesamteuropäische Reform des Asylwesens, die Asylverfahren schon außerhalb Europas ermöglicht und damit auch verhindert, dass Menschen sich auf gefährliche Fluchtwege begeben müssen“, fordert der Landeshauptmann.
Reaktion von ÖVP-Landesparteiobmann Christian Sagartz
Auch ÖVP-Landesparteiobmann Christian Sagartz zeigte sich tief betroffen: „Diese tragischen Nachrichten erschüttern uns zutiefst. Wir sind in Gedanken bei den Opfern und ihren Familien“, so Sagartz. Der heutige Tag führe vor Augen, dass der Kampf gegen Schlepperei entschlossen fortgesetzt werden muss. „Das brutale Schlepperunwesen führt dazu, dass Menschen qualvoll sterben. Das Geschäftsmodell der Schlepper muss zerschlagen, Schlepperbewegungen bekämpft und die illegalen Fluchtrouten geschlossen werden, um menschliches Leid zu verhindern“, so Sagartz abschließend.
Bundespolitik zeigte sich ebenfalls erschüttet
Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) sagte: „Diese schreckliche Tat zeigt eines klar auf: Der Tod eines oder mehrerer Menschen wird von Schleppern bewusst in Kauf genommen.” Seine Gedanken seien bei den Opfern und Angehörigen. Der Einsatz an der burgenländischen Grenze sei eine wichtige Maßnahme gegen Schlepperei. Heuer habe die Polizei bereits über 250 Schlepper festgenommen. Auch Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP) sah in dem Vorfall ein „trauriges Zeugnis dafür, wie notwendig der Einsatz unserer Soldatinnen und Soldaten gegen die Schlepperei ist.”
Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP) nannte die Ereignisse „eine furchtbare Tragödie”. „Im nächsten Schritt weiß man aber auch, was das für unsere Soldaten im Assistenzeinsatz (an der Grenze zu Ungarn) heißt”, sagte Tanner bei einem Besuch in Serbien gegenüber der APA. Die Ministerin will in Zukunft ganz vermeiden, dass Grundwehrdiener diesen sicherheitspolizeilichen Assistenzeinsatz durchführen, sondern zumindest Personen mit sechsmonatigem Grundwehrdienst und zusätzlichen drei Monaten Ausbildung (6 plus 3). Derzeit sei noch „eine Handvoll” Grundwehrdiener dabei. Die heuer im Juli vorgenommene Aufstockung um 400 auf derzeit 1.239 am Assistenzeinsatz im Burgenland Beteiligte sei jedenfalls „notwendig” gewesen. Zu erhöhten Schlepperaktivitäten sagte Tanner: „Das fordert uns.”
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