100 Jahre Burgenland
Wie der Wein aus Oggau in den 1930ern Geschichte schrieb

Gastronom Andreas Winzer schrieb mit seinem Wein ein Stück Oggauer Geschichte. | Foto: Heinz Stainer
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  • Gastronom Andreas Winzer schrieb mit seinem Wein ein Stück Oggauer Geschichte.
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Heinz Stainer erzählt die Geschichte seines Großvaters, der seinen Oggauer Wein in den 1930er Jahren bis Frankreich brachte und dort den Grand Prix de Paris zuerkannt bekam.

OGGAU. Andreas Kern wurde am 1876 in Oggau geboren und wuchs mit acht Geschwistern in einem Kleinbauernhaus in der Sechshausgasse auf. Als Jugendlicher kam er in die Lehre zu einem Fleischhauer im Ort. Sein Berufswunsch zog ihn jedoch in die Gastronomie. So begann er als Kellner in Budapest. Nach einigen Jahren übersiedelte er in ein Hotel nach Preßburg, wo er sich bestens bewährte und heiratete Wilma Schön, mit der er drei Kinder – Mimi, Johnny und Margarethe bekam.

Sein Ruf reichte von Preßburg bis nach Wien

Bald machte Andreas Kern sich selbstständig und eröffnete ein kleines Wirtshaus. Das wurde ihm bald zu klein und er bezog im Jahr 1913 ein neues Lokal, "das Blumenstöckel" in Preßburg. Das Lokal, gelegen gleich neben der Oper, wurde zum Treffpunkt der gehobenen Gesellschaft und sein Ruf reichte bis nach Wien, von wo immer wieder Gäste mit der Preßburger-Bahn angereist kamen.

Vorliebe für den Oggauer Wein

Durch seine gastronomische Tätigkeit hatte Andreas Kern Zugang zu Wein aus allen Ländern der Welt, speziell aus Frankreich und Italien. Als geborener Oggauer, wo seit über 2.000 Jahren Wein angebaut wird, war er jedoch der Meinung, dass er in seinem Lokal diesen bevorzugen müsste. Er fuhr also öfter nach Oggau und suchte sich von den Bauern die besten Weine aus, die er sich dann nach Preßburg schicken ließ.

Rückkehr nach Oggau

Die Liebe zu seinem Heimatort riss dabei nie ab und sein Wunsch wurde immer größer, sich in Oggau sein Domizil aufzubauen. Durch seinen finanziellen Erfolg konnte er 1923 ein Grundstück in der Triftgasse in Oggau erwerben, wo er seine "Villa" errichtete. Bald kam ein Weingarten in der Ried "Marienthal" dazu und zeitgleich wurde ein Weinkeller mit Presshaus errichtet. 

In Oggau erwarb Andreas Kern 1923 ein Grundstück und baute dort sein Domizil auf. | Foto: Heinz Stainer
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Sieg bei der Weinprämierung in Frankreich

Der Weinkonsum in seinem Lokal war groß genug, dass Kern trotzdem gezwungen war, bei "seinen" Weinbauern einzukaufen, die er auch immer wieder ermunterte, gehobene Qualitätsweine zu produzieren, für die er auch bereit war, mehr als den üblichen Preis zu bezahlen. Andreas Kern erfuhr, dass in Paris die "VII-Weltausstellung" stattfand und mit dabei eine Weinprämierung. In der vollen Überzeugung, dass "sein Oggauer Blaufränkisch" von bester Qualität war, reichte er von diesem ein Probe zur Begutachtung nach Frankreich ein. Er hatte sich bei seinen Weinbauern den besten Wein ausgesucht und gleich das ganze Fass gesichert.

Kern schnappte den Franzosen den Titel vor der Nase weg

Bald kam aus Paris die Nachricht, dass er für seinen Wein den "Grand Prix de Paris" zuerkannt bekommen hat und damit die besten Weine der Welt überflügelte, besonders die siegessicheren Franzosen. Dieses Ergebnis hat in Paris wie eine Bombe eingeschlagen. Die französischen Weingüter, die sonst immer zu den Siegern zählten, gingen auf einmal leer aus.
"Aus heutiger Sicher kann man sich vorstellen, wie konsterniert diese Leute und die ganze Fachwelt dort gewesen sein muss, denn ein kleiner Gastronom aus Oggau, dessen Name für Franzosen unaussprechlich ist und noch dazu völlig unbekannt, schnappte ihnen den ersehnten Titel vor der Nase weg", erzählt sein Enkelsohn, Heinz Stainer heute.

Andreas Kern holte 1932 auch in London die Gold Medaille bei der Weinprämierung. | Foto: Heinz Stainer
  • Andreas Kern holte 1932 auch in London die Gold Medaille bei der Weinprämierung.
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"Medaille d'or", französisches Ehrenkreuz und Oggauer Ehrenbürgerschaft

Andreas Kern kaufte sich ein Auto, sein Sohn musste den Führerschein machen und sie fuhren kurzerhand nach Paris, um die Trophäe, die "Medaille d'or" und das französische Ehrenkreuz mit den französischen Nationalfarben entgegen zu nehmen. Seine Heimatgemeinde Oggau verlieh ihm daraufhin spontan 1931 die Ehrenbürgerschaft. Sein Sieg in Frankreich war keine Eintagsfliege, bei der Weltausstellung in London 1932 gelang es ihm wieder die Franzosen zu schlagen und den Grand Prix für seinen Rotwein einzuheimsen.

Flucht aus der Tschechloslowakei zurück nach Oggau

Zum Kriegsende wurden die Benes-Dekrete den deutschstämmigen Bewohnern in der damaligen Tschechoslowakei zum Verhängnis. Über Umwege durch Niederösterreich kam die Familie Kern 1945 in Oggau an. Andreas Kern war am Boden zerstört. Er hatte sein Lebenswerk verloren und starb 1945, im Alter von 69 Jahren an einer eher harmlosen Wunde an der Hand. 

Zwei Holzfässer am Weinwanderweg Oggau erinnern noch heute an den großen Erfolg. | Foto: Heinz Stainer
  • Zwei Holzfässer am Weinwanderweg Oggau erinnern noch heute an den großen Erfolg.
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Zu Ehren von Andreas Kern

Auf dem 1970 errichteten Weinwanderweg in Oggau wurden zwei Holzfässer aufgestellt, die noch heute an den Sieg von Andreas Kern in Frankreich erinnern sollen. 1996 wurde ihm zu Ehren auch die obere Hintausgasse der Hauptstraße auf der Seite des Gemeindeamtes zur "Kommerzialrat Andreas Kern-Straße" ernannt.

Gastronom Andreas Winzer schrieb mit seinem Wein ein Stück Oggauer Geschichte. | Foto: Heinz Stainer
Andreas Kern holte 1932 auch in London die Gold Medaille bei der Weinprämierung. | Foto: Heinz Stainer
In Oggau erwarb Andreas Kern 1923 ein Grundstück und baute dort sein Domizil auf. | Foto: Heinz Stainer
Zwei Holzfässer am Weinwanderweg Oggau erinnern noch heute an den großen Erfolg. | Foto: Heinz Stainer
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