Aus der Grube in den Keller
Ein gelernter Bergmann, der später auf die Gastronomie umgesattelt und sich als Hobbywinzer versucht hat, ist das jüngste Mitglied des Weinbauvereins der Freistadt Rust. Dieses Wochenende stellt er seinen ersten Eigenbauwein vor.
RUST (sz). Michael Juros wollte eigentlich Weinhändler werden. „In Gegenden, wo wenig Wein getrunken wird, ist das aber eine brotlose Kunst. Und da bin ich draufgekommen, dass mir das Weinmachen eigentlich lieber ist.“ So beschreibt der 43-Jährige seine Motivation, seine Zelte in Sachsen abzubrechen und sich am Neusiedler See anzusiedeln.
Start mit 100 Rebstöcken
Die ersten Gehversuche als Hobbywinzer fanden in der Heimat statt. Im ganzen Bundesland Sachsen gibt es allerdings gerade einmal so viel Rebfläche wie in ganz Rust. Und nicht einmal 100 Rebstöcke standen Michael Juros damals zur Verfügung. Heute bearbeitet er sechs Hektar – „das ist gerade genug, dass ich jeden Tag Arbeit habe“ – und hat auch einen Keller in Mörbisch gepachtet, um sich seinen Traum zu erfüllen, der eigentlich eine genetische Angelegenheit ist: „Meine Mutter ist eine geborene Wiener, was wiederum vom slawischen ,Wincar‘ abgeleitet ist. Irgendeiner meiner Vorfahren muss also auch schon Weinbau betrieben haben“, ist Juros überzeugt.
„Wurde gut aufgenommen“
Der „Winzerkönig“ ist übrigens überhaupt nicht schuld daran, dass sich Michael Juros gerade Rust ausgesucht hat: „Ich bin schon seit Jahren als Weinhändler tätig und war öfters hier. Jetzt wohne ich schon das vierte Jahr im Burgenland“, erzählt er. Die Aufnahme durch die Winzerkollegen war durchwegs positiv, selbstverständlich ist der Jungwinzer, der sein Handwerk in der Weinbauschule Krems erlernt und auch schon ein Jahr im Weingut Feiler-Artiger gearbeitet hat, Mitglied beim Weinbauverein. „Die dürften sich gefreut haben, dass endlich etwas Junges nachkommt“, schmunzelt Juros.
VW Beetle als Lesewagen
Einen Traktor hat er sich noch nicht angeschaft. Die Kollegen in den benachbarten Weingärten haben nicht schlecht gestaunt, als er seine Trauben in den Beetle geladen und abtransportiert hat. Michael Juros macht nämlich im Weingarten und Keller fast alles selber. Sein erster eigener Wein ist seit dem 1. April im Verkauf, die erste Möglichkeit für die Winzerkollegen, ihn zu verkosten, gibt es am kommenden Wochenende. Michael Juros konzentriert sich vorerst auf leichte Sommerweine, die besonders bei seinen deutschen Kunden gut ankommen. Im Sortiment finden sich vorerst einmal die Sorten Grüner Veltliner, Gelber Muskateller, Chardonnay, Weißburgunder und Muskat Ottonel sowie Blaufränkisch und Cabernet Sauvignon – allesamt übrigens aus biologischer Produktion.
Heuriger als „Verkaufszentrale“
Auch der zweite erlernte Beruf des Michael Juros wird bald wieder ausgeübt: Als Restaurantfachmann übernimmt er per 1. Mai den Heurigen Ratz am Conradplatz 14, wo mit Bio-Produkten aus dem ganzen Burgenland aufgewartet wird (außer Schweinefleisch). Bei den „Ruster Weinschätzen“ am kommenden Wochenende (23. - 25. April) wird die Übergabe gefeiert, und dann können auch die Winzerkollegen erstmals Juros-Weine verkosten.
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