Beschluss
Amazon-Verteilzentrum könnte in St. Valentin gebaut werden
Nach Kronstorf hat Online-Riese Amazon nun auch St. Valentin für mögliches Verteilerzentrum im Auge.
ST. VALENTIN. ST. VALENTIN. Bei der Gemeinderatssitzung der Stadt St. Valentin am 27. September wurde eine grundsätzliche Entscheidung über die Ansiedelung von Amazon in St. Valentin getroffen: Mit 18 zu 13 Stimmen waren die Teilnehmer:innen mehrheitlich dafür. "Damit wurde geklärt, ob es überhaupt Sinn macht, nächste Schritte zu gehen", sagt Rafael Mugrauer (SPÖ), Stadtrat für Stadtplanung und -entwicklung.
Standort: Neu Thurnsdorf
Die Stadtgemeinde ist – neben privaten Besitzern – Eigentümerin eines der Grundstücke, die für den Bau des Firmenareals benötigt werden. Das Areal, auf dem das Verteilerzentrum des Online-Riesen entstehen könnte, liegt in Neu Thurnsdorf neben der Firma Adami in Richtung Bahn. "Die Firma Fraktal Development würde die Grundstücke kaufen, entwickeln und dann an Amazon weitervermieten. Ein ähnliches Projekt wurde erst kürzlich in enger Abstimmung mit allen Beteiligten in Klagenfurt umgesetzt", so Mugrauer. Konkret geplant sei ein Verteilerzentrum für die Auslieferung von Waren, die Kunden im näheren Umkreis bei Amazon bestellt haben.
Amazon will Vorzeigestandort bauen
"Als Stadtgemeinde geht es für uns jetzt darum, alle Voraussetzungen, mit Zahlen hinterlegt, vertraglich zu fixieren." Da Amazon mit dem Projekt einen Vorzeigestandort für ganz Europa plane, sollten vor allem Themen wie CO2-Neutralität und Nachhaltigkeit einen großen Stellenwert einnehmen. "Es wird in den Verhandlungen um eine Mindestanzahl an Elektrofahrzeugen samt E-Ladestruktur gehen. Auch die Bebauung selbst, das Material des Gebäudes, eine möglichst geringe Bodenversiegelung, Grünflächen, PV-Anlagen und mehr spielen für uns als Stadt eine große Rolle", so Mugrauer. Sobald der Prozess weiter voran geschritten ist, soll es eine Info-Veranstaltung für die Bürger:innen geben.
ÖVP ist positiv gestimmt
Die ÖVP habe als Wirtschaftspartei eine positive Einstellung zum möglichen Projekt: "Es ist eine wirtschaftliche Chance für St. Valentin, die Risiken in sich birgt", sagt Karl Tröbinger, stellvertretender VP-Ortsparteiobmann. Die Stadt biete sich durch ihre gute Anbindung zu Auto- und Eisenbahn an. "Es könnte zu einer Belebung der Wirtschaft beitragen."
FPÖ will "alles tun, um Projekt zu verhindern"
Die FPÖ St. Valentin spricht sich klar gegen eine Ansiedlung von Amazon in der Stadtgemeinde aus. In der Gemeinderatssitzung am 27. September stellte Ortsparteiobmann Hannes Lugmayr einen Dringlichkeitsantrag für eine Volksbefragung. Dieser wurde abgelehnt. "Wir wollen, dass die Bürger von St. Valentin mitentscheiden können." Die Bedenken der Freiheitlichen betreffen vor allem eine zusätzliche Verkehrsbelastung. "Außerdem werden damit KMUs aus der Region benachteiligt. Die Stadt lässt einem Internetriesen den Vortritt."
Bürgerinitiative geplant
Auch FPÖ-Bezirksparteiobmann Alexander Schnabel ist gegen die Pläne: "Klein- und Mittelbetriebe sind das Rückgrat der österreichischen Wirtschaft. Es gibt nur eine Lösung: Investieren in die heimische Wirtschaft, nicht in Großkonzerne.“ Die Partei werde alles tun, um das Projekt zu verhindern. "Wir sind dabei, eine Bürgerinitiative zu gründen, um den Druck zu erhöhen", sagt Lugmayr. Mit anderen Bürgerbewegungen sei man bereits im Gespräch. In St. Valentin gebe es laut Lugmayr andere Baustellen, die dringender seien: "Zum Beispiel sollte die Umsetzung des neuen Mobilitätskonzepts für St. Valentin schneller erfolgen."
Grünen sind dagegen
Die Grünen in St. Valentin sind anderer Meinung: "Die Nachteile für eine Ansiedlung durch Amazon überwiegen für uns. Wenn schon Flächen versiegelt werden, soll es für sinnvolle Projekte sein. Nicht für einen Online-Riesen, der für prekäre Arbeitssituationen bekannt ist", sagt Ortsparteiobmann Bernd Steiner.
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