Erstwasserung der „Polonaise“

- hochgeladen von Oliver Wurz
HARGELSBERG. Mit der „Polonaise“ erfüllten sich Konrad Minichberger aus Hargelsberg und seine Lebensgefährtin einen lang ersehnten Wunsch. Knapp zehn Jahre arbeiteten die beiden an ihrer zehn Meter langen Motoryacht. „Den Namen haben wir gewählt, weil die Polonaise den Beginn einer Ballnacht symbolisiert. Und so wollen wir mit unserem Boot auch noch einmal ein gemeinsames Lebenskapitel beginnen“, erklärt „Bootsmeister“ Minichberger in seiner Hargelsberger „Werft“.
„Das Boot bietet uns beiden jedmöglichen Komfort. Wir haben eine Koje, eine Nasszelle, eine überdimensionierte Küche und einen eigenen Weinkeller für lange Fahrten“, sagt Minichberger. Letzterer wird erstmals mit Tropfen vom Gmeiner aus Perg gut gefüllt werden.
Morgen Erstwasserung im Ennshafen
Morgen wird ein wichtiger Tag für Konrad Minichberger und seine Lebensgefährtin. Denn dann zeigt sich, ob die „Polonaise“ auch fahrtauglich ist, wenn sie erstmals im Ennshafen zu Wasser gelassen wird. "Vor der Erstwasserung machen ich mir keine Sorgen, aber der Transport aus meiner "Werft" in den Hafen wird etwas knifflig", so Minichberger. Morgen, Montag um sieben Uhr, wird die Polonaise aus Hargelsberg ihren Weg zum Ennshafen antreten. Um cirka 11 Uhr soll sie dann in ihr angestandenes Element eintauchen. "Mittlerweile brenne ich schon sehr darauf, hinter dem Steuer meines eigenen Bootes zu stehen", verrät Neokapitän Konrad Minichberger.
BezirksRundschau mit Videos dabei
Die BezirksRundschau Enns wird den Weg der "Polonaise" morgen Montag begleiten und per Videos über dieses nicht alltägliche Schauspiel berichten.
Ein Motorboot entsteht
Im Jahr 2004 begann für den Meisterschlosser aus der Region sein ganz persönliches „Projekt Motorboot“. Logischerweise startete er dabei mit dem Rumpf des zehn Meter langen und 3,76 Meter breiten Motorboots. Dafür bediente er sich einer im Schiffbau schon sehr lange bewährten Bauweise. Zuerst produzierte er das Gerüst aus so genannten Spanten. Dabei handelt es sich um tragende Bauteile zur Verstärkung des Rumpfes bei Booten, Schiffen, Flugzeugen und anderen Fahrzeugen. Die Spanten sind zugleich Träger der Beplankung. Durch diese Bauweise wird gegenüber einer massiven Bauweise, wie beispielsweise beim Einbaum, erheblich Gewicht eingespart. Nachdem das Gerüst der Motoryacht gefertigt war, wurde es mit Schiffsstahlteilen, die nach Schablonen zurechtgeschnitten worden waren, verkleidet und miteinander verschweißt. All diese Arbeitsschritte hat der Schlossermeister im Alleingang in seiner Werkstatt bewältigt.
Dichtheitsprobe einmal anders
Um sicher zu gehen, dass die Motoryacht auch wirklich nicht untergeht, musste eine Dichtheitsprobe durchgeführt werden. Da das Boot aber fest in einer Garage verankert war, konnte man nicht den normalen Weg gehen und den Rumpf einfach ins Wasser setzen, der gegenteilige Weg war angesagt. Der gesamte Rumpf wurde mit Wasser gefüllt, um zu sehen, ob er dicht ist.
Motor von Steyr Motors
Nach überstandener "Wasserprobe" wurde es Zeit für das Herzstück der Yacht, den Motor. Dieser kommt von Steyr Motors aus Steyr. Das sparsame Aggregat liefert 120 PS und beschleunigt das Boot auf eine Maximalgeschwindigkeit von 7,6 Knoten (12 bis 13 km/h). Bei normaler Marschgeschwindigkeit verbraucht der Motor gerade einmal 2,5 bis 3,5 Liter Treibstoff in der Stunde.
Vorteile von Wasserverdrängern
Diese Verbrauchswerte sind aber auch mit der Bauweise der Motoryacht zu erklären. Im Gegensatz zum Bautypen eines Gleitschiffes, das auf der Wasseroberfläche dahingleitet, liegt der Rumpf des Wasserverdrängers unter Wasser. Dies hat Auswirkungen auf die benötigte Motorleistung und vor allem den Verbrauch. Während ein Wasserverdränger mit wenig PS und damit wenig Treibstoff auskommt, benötigen Gleitschiffe starke Motoren (600 PS) und haben einen dementsprechenden Verbrauch.
Ausschließlich Betriebe aus OÖ involviert
Doch nicht nur beim Motor setzte der "Daniel Düsentrieb" aus der Region Enns auf Firmen in Oberösterreich. Auch bei der Elektronik (DOMA ELEKTROENGINEERING/Ried) und dem Innenausbau (RAUMINTEX DORFMAIER/Steyr) kamen Unternehmen aus Oberösterreich zum Einsatz.
Nun steht die Motoryacht kurz vor der Fertigstellung und wartet auf ihre Erstwasserung.
Lesen Sie morgen, wer dieses Mammutprojekt im Alleingang gestemmt hat und wann die Motoryacht ihre erste Fahrt auf dem Wasser hinter sich bringt.
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