Wenn wir uns erinnern, dann tun wir dies in Bildern. In kurzen visuellen Sequenzen wiederholen wir vor unserem inneren Auge vergangene Momente. Bilder manifestieren sich so als unsere, zumeist durch Subjektivität gefärbte, persönliche und kollektive Geschichte. Mit dem Projekt „Image Wars.
Macht der Bilder“ fasst das Künstlerhaus, Halle für Kunst & Medien (KM– Graz) den Blick zurück über das bewegte Bild und untersucht mit der Ausstellung von ausschließlich Videokunstwerken internationaler Künstler_innen unterschiedliche Aspekte von Erinnerungskultur. Die gegenwärtige Macht der Bilder und Politiken, die auf das soziale und ästhetische Bildgedächtnis einwirken und zum Verständnis von Kultur und Zeitgeschehen beitragen, stehen im Zentrum der Show. Die bildwissenschaftliche Perspektive auf medienkünstlerische Werke entspricht dabei einer Kern-Programmatik der Institution. Ein Programm aus Diskurs-Formaten, Gesprächen und Performances mit wissenschaftlichen und künstlerischen Gästen ergänzt die Auseinandersetzung, die zusätzlich auf dem KM–Journal, dem Onlinemagazin des Grazer Künstlerhauses, publizistisch begleitet wird.
In der Gegenwart ist das ikonische Erinnerungsvermögen stark durch ein neues Verhältnis zum Visuellen und ein damit in Verbindung stehendes selektives Sehen beeinflusst: Seit der elektronischen Revolution sieht sich der Mensch einer bisher nie dagewesenen Quantität und Frequenz von visuellen Zeichen gegenüber. Neue Kulturtechniken und Technologien schaffen vor diesem Hintergrund eine zunehmende Sichtbarkeitserwartung und prägen das Denk- und damit auch Erinnerungsvermögen.
Innerhalb der ständigen massenmedialen Bilderflut produziert auch der Einzelne, beflügelt durch die Möglichkeiten des Digitalen und der sozialen Netzwerke, ein Mehr an Bildmaterial und verbreitet dieses weitläufig. Die technisch-mediale Verbildlichung mit vermittelndem Charakter von Sachverhalten, die das menschliche Auge nicht allein erfassen könnte, wie beispielsweise Ultraschall-Bilder in der Medizin, haben bereits eine so große Verbreitung erreicht, dass sie vollkommen ins visuelle Gedächtnis eingelassen sind. Diese neue Stellung des Bildes birgt nicht nur die Möglichkeit einer annähernd naturalistischen Simulation von Realität, sondern auch die Gefahr einer starken Manipulierbarkeit.
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