Der entlarvte Wolkenschieber
Im vierten Teil der Sagenserie erzählt Wilhelm Kuehs die Sage vom "entlarvten Wolkenschieber".
SIRNITZ. Von den Tauern her zogen Gewitterwolken auf. Schon war das erste Donnergrollen zu hören. Ein Bauer und sein Knecht arbeiteten bei Sirnitz auf dem Feld und sahen das Unheil herankommen.
Bauer blieb gelassen
„Da wird schon nichts passieren“, sagte der Bauer. „Aber siehst du das denn nicht, da ist es ganz gelb da hinten, da kommt ein Hagelwetter.“ „Aber geh“, meinte der Bauer. „Wir müssen nur zum Hof zurück, da zeige ich dir etwas.“ Immer noch recht gelassen, holte der Bauer eine Böllerkanone aus seiner Werkstatt und lud sie. Dann feuerte er den ersten Schuss gegen das Gewitter ab.
Kurz hielten die Wolken inne. Dann aber türmten sie sich noch schneller auf, erste Blitze fuhren auf die Erde nieder. Auch der zweite Schuss blieb wirkungslos. „Das Wolkenschießen funktioniert nicht“, sagte der Knecht.
Geweihtes Pulver
„Jetzt sei still und red nicht so einen Blödsinn. Das hat immer geholfen“, antwortete der Bauer und ging zurück in die Werkstatt. Dort hatte er eine Kiste, deren Schlüssel er immer bei sich trug. Aus dieser Kiste holte er geweihtes Schießpulver und eine geweihte Kugel. Als er diesmal die Böllerkanone lud, murmelte er Gebete und bekreuzigte sich.
Der Knall des Böllers war noch kaum verhallt, als sich die Wolken schon lichteten, und bald war auch der letzte Rest des Gewitters verschwunden.
Übeltäter entlarvt
„So“, sagte der Bauer. „Und jetzt werden wir sehen, wer uns da die Ernte verderben wollte.“ Es dauerte tatsächlich nicht lange, bis der Nachbarbauer den Weg heraufkam. Seine linke Hand hatte er dick eingewickelt. Die geweihte Kugel hatte ihn getroffen und vom Himmel gefegt.
Jetzt war der Wolkenschieber entlarvt und konnte in Zukunft kein Unheil mehr anrichten.
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