Filmland Kärnten: Kino im Keller - 1. Akt: Fortsetzung - Teil 4
1997 entsteht die experimentelle Horrorkomödie „Willkommen im Horrohaus“ (A 1998) , die in Wien, Deutschland, Frankreich und England bald für heftige Diskussionen sorgt. Der Film, der auf eine durchgehende Handlung verzichtet, versteht es formal, wie inhaltlich das Publikum in Angst und Schrecken zu versetzen. Schlägereien, heftige Diskussionen und Abbrüche der Vorstellungen begleiten die Aufführung des Filmes, der ohne erkennbaren Grund deutsche, englische und lateinische Dialoge einsetzt und seinen Spannungsbogen zwischen Johann Wolfgang von Goethe, Karl Marx und dem Vietnamkrieg ansiedelt.
Ebenfalls Ende der 90er Jahre formieren sich um den Klagenfurter Schüler Florian Lackner eine Handvoll Cineasten, die in den kommenden Jahren einen Kurzfilm nach dem anderen herunterkurbeln. Jeder dieser Filme ist gekennzeichnet von brutaler, inhaltlicher Gewalt. Vorbilder sind Horrorklassiker wie „Texas Chain Saw Massacre“ etc. Die Bemühungen der Klagenfurter Undergroundfilmgang gipfeln in den beiden Langfilmen „Tag 8“ (Ö 2005) und der Satire „Yellow Cape Town“ (Ö 2008) , der allerdings bei seinem Österreichstart nicht über Wien und Klagenfurt hinaus kommt.
Formal bemerkenswert ist die Kameraarbeit des talentierten David Hofer, sowie die Soundtracks des Komponisten …., beide aus Klagenfurt, sowie die Darstellung des Schauspielers Michael Kuglitsch, der es inzwischen zu Auftritten auf Wiener- und Kärntnerbühnen gebracht hat.
1998 gelingt dem gebürtigen Feldkirchner Ulrich Kaufmann mit seinem Experimentalfilm „Alpenbad“ ein kleines Kunststück. Der 20 Minuten kurze Film hält sich 2 Woche regulär im Programm des Wiener Top Kino Centers , das für den Film eine eigene Programmschiene einrichtet. Über zwei Jahre von 1997 bis 1999 zeigt das Kino, als bisher singuläres Ereignis im österreichischen Kino, im regulären Wochenspieltakt Kurzfilme in eigenen, täglich abgespielten Programmschienen. Ulrich Kaufmanns Film ist mit 267 Besuchern in 14 Tagen der erfolgreichste der Reihe.
2000 erscheint die ebenfalls heftig umstrittene Godardhomage „Thrill“ . Der Splatterfilm, der mit 38 Morden aufwartet, sorgt für eine Kontroverse mit der Austria Filmmakers Cooperative, die sich weigert den Film, wegen seiner gewaltverherrlichenden und sexistischen Inhalte im Kino im WUK, Wien aufzuführen. Bei der Berlinale 2000 kommt es in Berlin zum Eklat, die Kinoaufführung in Wien, kann nur durch ein Polizeiaufgebot über die Bühne gehen. Der Film wird anschließend in 12 Ländern in Europa und in den USA aufgeführt. In Deutschland und Frankreich wird „Thrill“ von der Kritik mit dem Film „Blois moir“ verglichen.
Die Kontroversen erscheinen typisch für die Protagonisten des österreichischen Films, was wiederum seine Schwäche begründet. Filmemacher, Schauspieler, Produzenten, Verleiher und Kinos zeichnen sich durch Zerstrittenheit aus. Der Begriff „Lobbing“ scheint ein Fremdwort zu sein. Dieses irrationale Verhalten trifft auch auf die Filmszene in Ktn. zu, die Filmschaffenden aus Ktn. haben nahezu keinen Kontakt untereinander.
Film: Willkommen im Horrorhaus
Aut/Ktn: 1997 - 1:1,33 - 85 min - Horrorkomödie
Regie: Stefan Peczelt & Elmar Weihsmann
Originalfassung: Deutsch / Englisch / Latein
Ein Horrorfilm zum Goethe-Jahr. Von J.W. Goehte über Karl Marx bis nach Vietnam.
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