Die TU präsentiert! Studierendenprojekte im Woolworth-Gebäude
StudentInnen der TU Wien - Studio Gebäudelehre präsentieren in Kooperation mit der GB*21 im ehemaligen Woolworth-Gebäude ihre Abschlussarbeiten und ihre Ideen für Floridsdorf.
An zwei Tagen stellen die angehenden ArchitektInnen unter anderem ihre Visionen und Vorschläge zur Floridsdorfer Hauptstraße, zum Floridsdorfer Markt und zum alten Bahnhof vor. Die Vorträge und Präsentationen sind öffentlich!
Sie sind herzlich dazu eingeladen!
Inhalt der Lehrveranstaltung
THEMA
Die Stadt Wien ist in ihrer historisch gewachsen Anlage sehr deutlich auf den ersten Bezirk als Zentrum orientiert. Das zunehmende Wachstum der Stadt an der Peripherie erfordert jedoch, jenseits der Innenstadt Sub-Zentren zu etablieren, die als lokale Mitte von einzelnen Bezirken oder Stadtteilen funktionieren. Als grobes Organisationsschema ist diese Strategie einfach. In der konkreten Anlage stellt sich allerdings die Frage, womit man heute ein neues Zentrum markieren will?
Für die Infrastrukturplaner ist diese Aufgabe seit jeher die gleiche:
Ein Zentrum ist ein Knotenpunkt in einem überregionalen Verkehrsnetz.
Auf Basis dieser Bewegungsfrequenz folgen Einkaufsflächen und Dienstleister. Sobald eine kritische Größe erreicht ist, stabilisiert sich das Zentrum von selbst. Aber ist eine derartige Konzentration von Versorgungs-Infrastruktur auch im kulturgeschichtlichen Sinn bereits ein Zentrum?
Die Soziologie beantwortet die Frage nach dem Zentrum über die Definition von natürlicher Autorität. In einer Gesellschaft besitzt eine Person oder Institution nur dann natürliche Autorität, wenn sie Problemlösekompetenz vermittelt. Eine Bündelung derartiger Problemlösekompetenz wäre dann ein Zentrum. Vor der Moderne wurde Problemlösekompetenz fast ausschließlich der Obrigkeit zugeschrieben.
Damit waren Herrschaftshäuser und Kirchen die kulturgeschichtlichen Zentren einer Stadt.
Die Moderne verfolgt jedoch eine deutlich andere Idee von Problemlösekompetenz. Wissenschaft, Logik, Vernunft, etc sind jetzt die Werkzeuge zur Lösung von Problemen. Und diese Werkzeuge sind keine exklusiven Vorrechte, sondern sollen allen Bürgern gleichermaßen zur Verfügung stehen. Damit sind Schulen, Universitäten, Museen, Bibliotheken, etc die neuen, modernen Zentrumsfunktionen.
Die Stadt Wien hat gerade in den letzten Jahren ihre überregionale Zentrumsrolle mit entsprechenden Neubauten gestärkt. (Museumsquartier, Hauptbibliothek, Wirtschaftsuniversität, etc.) Auf Bezirksebene ist aber vielfach noch die Kultur-Infrastruktur aus den 70er Jahren in Betrieb oder es muss mit noch älteren Anlagen ein Minimalbetrieb sichergestellt werden.
Hinzu kommt die generelle Frage, wie weit die klassische Kultur-Infrastruktur überhaupt noch als Problemlöse-Instanz konkurrenzfähig ist? Vielfach haben Anbieter im Internet diese Funktion übernommen und erfüllen sie auch besser.
Für die Architektur vor Ort bedeutet das, ihren einzig verbliebenen Vorteil noch deutlicher anzubieten. Die direkte Begegnung von Menschen zu initiieren und zu organisieren. Es reicht nicht, Architektur als passive Infrastruktur anzubieten und dann zu hoffen, dass der Rest von allein passiert. Museum, Bibliothek und Bildungseinrichtungen müssen sich heute neben der Wissensvermittlung als aktive Veranstaltungsplattformen anbieten, um als Zentrums-Instanzen relevant zu bleiben. Die erfolgreichsten öffentlichen Gebäude der letzten Jahre (Open Air Library in Magdeburg, Idea Stores in London, Tate Modern in London, etc..) sind derart aktive Vermittler von Inhalten und Ereignissen. Sie zeigen, dass eine solche aktive programmatische Ausrichtung nicht nur ins Gebäude wirkt, sondern ganz wesentlich den umgebenden Stadtraum mit-aktiviert. Ein städtebaulicher Mehrwert, der in Zukunft von jedem öffentlichen Gebäude gefordert werden wird.
Der Mangel an Kultur-Infrastruktur in den Sub-Zentren von Wien und die Notwendigkeit, diese Infrastruktur neu zu denken, sind die thematischen Ausgangspunkte der Studio Gebäudelehre Übung. Für Floridsdorf ist ein Bezirks-Zentrum zu planen, das drei Programmschwerpunkte zusammenfasst: Bibliothek, Volks-Bildungseinrichtung und Museum. Alle drei Schwerpunkte sind bereits als eigenständige Gebäude vorhanden (Stadtteil-Bibliothek, Volkshochschule, Bezirksmuseum, etc.) Ziel des Entwerfens ist es aber, diese Funktionen in einem Gebäude als integrative Einheit zusammenzufassen und an zeitgenössische Erfordernisse anzupassen.
AUFGABENSTELLUNG
Für die "Studio UE Gebäudelehre 2015" ist ein Bezirks-Zentrum für Floridsdorf zu entwerfen. Auf ca 1.600m²-2.500m² Nutzfläche sind Räume für Bibliotheksbetrieb, Information, verschiedenste Kursprogramme, Workshops, Ausstellungen, Veranstaltungen und Gastronomie so zu organisieren, dass ein variantenreicher Betrieb ermöglicht wird. Es muss mit ca 2000 Besuchern pro Tag gerechnet werden.
Das Bezirks-Zentrum ist ein Angebot für alle Altersgruppen. Die Architektur muss diese Offenheit aktiv kommunizieren und gestalterisch einlösen. Alle Räume und Erschließungen sind barrierefrei zu planen.
Besonderes Augenmerk wird auf eine innovative Relation von Innen- und Außenraum gelegt. Das Bezirks-Zentrum muss als Impulsgeber für den umgebenden Stadtraum wirksam werden.
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