Floridsdorfer Pfarre Gartenstadt
Pfadfindergruppe 8 auf Herbergssuche
Die Pfadfindergruppe 8 muss nach 59 Jahren die Räumlichkeiten in der Pfarre Gartenstadt in Floridsdorf räumen. Jetzt sucht sie eine neue Herberge.
Wien/FLORIDSDORF. Die Pfarre Gartenstadt in der Galvanigasse 3 beherbergt seit 59 Jahren die Pfadfindergruppe 8 „Pater Haspinger/Guy de Larigaudie“. Im Mai des Vorjahres erhielt Obmann Michael Fiala von Pfarrmoderator Wojciech Dworak die schriftliche Mitteilung, die bisher benutzten Kellerräume zu räumen und innerhalb von 14 Tagen die Schlüssel abzugeben.
Fiala: „120 Kinder und Jugendliche im Alter von fünf bis zwanzig Jahren, sowie 25 Leiterinnen und Leiter und der Elternrat waren von dieser Anordnung betroffen.“ Um dennoch die Heimabende abhalten zu können, verlegte die Gruppe die wöchentlichen Treffen ins Freie, denn die Pfarre bot nur wenige provisorische Lösungen im großen Pfarrsaal an.
70 Euro pro Stunde Raummiete
Für die Nutzung des Pfarrsaals muss die Pfadfindergruppe 70 Euro pro Stunde zahlen, was für den gemeinnützigen und ehrenamtlichen Verein keine dauerhafte Lösung darstellt. Vermögensverwaltungsrat Norbert Hickl: „Wir müssen als Pfarre auch wirtschaftlich denken, denn die Pfarre hat keinen Platz und andere Räumlichkeiten sind ausgelastet.“
Pfarrmoderator Dworak bestätigt, dass bei einem gemeinsamen Begehungstermin keine Räumlichkeiten gefunden wurden. Nun suchen Fiala und sein Team intensiv nach Ausweichräumen, um die Kinder und Jugendliche bei "ihrer individuellen Entwicklung zu unterstützen, ihnen grenzenlose Abenteuer mit Fantasie zu bieten und in der Gemeinschaft Selbstständigkeit zu ermöglichen".
Hintergrund der Misere
Seit 1965 ist die Pfadfindergruppe 8 im Keller der Pfarre untergebracht. Eine Nutzungsvereinbarung zwischen der Pfarre Gartenstadt und der Gruppe ist ebenso vorhanden, wie ein grundsätzliches Übereinkommen zwischen Erzdiözese Wien und dem Präsidium der Wiener Pfadfinder und Pfadfinderinnen.
Bei einer Neuvermessung und -berechnung sämtlicher Räume der Pfarre wurde festgestellt, dass keine kompletten Pläne vorhanden sind, Zubauten oder Umbauten nicht berücksichtigt wurden und die Bewilligung für die Pfadfinderräume lediglich als Abstellraum vorhanden ist.
Um diese Mängel zu beheben, wurden neue und ergänzende Pläne bei der MA 37 (Baupolizei) unter Berücksichtigung der aktuellen Bauordnung eingereicht. Aus diesen neuen Plänen liest Lukas Bachinger, Gebietsbaureferent im Bauamt der Erzdiözese Wien ab, dass: „für die Räumlichkeiten im Keller keine Bewilligung vorliegt, welche einen Aufenthalt von Personen (Gruppenraum) ermöglicht“. Er weist speziell darauf hin, dass ein Aufenthalt im Keller und eine Nutzung durch die Pfadfinder nicht gestattet ist. Selbstverständlich kommen Fiala und sein Team diesen Anweisungen nach und haben keine Kinderheimabende mehr in den Räumen abgehalten.
Keine konstruktive Kommunikation
„Wir beklagen, dass die Pfarre keine konstruktive und lösungsorientierte Kommunikation mit uns pflegt, obwohl wir als lebendige Kinder- und Jugendorganisation viele Aktionen für die Pfarre erledigt haben“, macht Fiala seinem Unmut laut.
Er erinnert an den von den Pfadfindern gespendeten Kinderspielplatz, an eine Sammelaktion für die Renovierung des Kirchendaches oder an die vielen ehrenamtlich erbrachten Helferstunden. Wer der Pfadfindergruppe 8 mit geeigneten Räumlichkeiten helfen kann, soll sich an office@gruppe8.at wenden. Norbert Hickl beteuert, dass die Pfarre keineswegs die Pfadfinder vertreiben möchte.
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