Baustelle im Lehndorfer Hof
Unwürdige Zustände in Floridsdorfs Zentrum
Leerstand, kaputter Aufzug, Taubendreck: Das ist die Realität im Lehndorfer Hof im Zentrum Floridsdorfs. Grund sind Umbauarbeiten und eine Baustelle, die momentan stillsteht.
WIEN/FLORIDSDORF. So gut wie jeder, der manchmal in Floridsdorf unterwegs ist, wird die große Baustelle Am Spitz schon bemerkt haben. Der Lehndorfer Hof ist komplett eingerüstet, am Boden sammelt sich Taubendreck. Seit 2020 wird der Gebäudekomplex umgebaut. Geplant war eine Fertigstellung im Jahr 2023.
Dass sich ein Bauende verzögert, ist keine Seltenheit. Nun steht die Baustelle aber schon seit Juli still, so die Mieterinnen und Mieter. Die Zustände, mit welchen die Mieterinnen und Mieter konfrontiert sind, sind bestimmt nicht alltäglich. Sie erzählen von Wasserschäden, Lärm, Internetausfällen und mehr. Der Aufzug eines Gebäudes ist seit mehr als einem Jahr außer Betrieb.
Trageservice für Mieterin
Zahnarzt Thomas Schmidt, der seine Praxis im zweiten Stock des Altbaus hat, erzählt von zwei Mieterinnen im höheren Alter, die selbstständig nicht mehr aus dem Haus kommen würden. Einmal die Woche würden sie hinuntergetragen werden, den Rest der Zeit seien sie in ihren Wohnungen eingesperrt.
Schmidt hat nun wegen des defekten Lifts gegen die Immobilienfirma Realtrade geklagt. Wenn die Firma bis 30. Oktober nichts tut, wird eine Zwangsverwaltung eingeleitet. "Wenn ich kein Geld zum Umbauen habe, sollte ich das lassen", meint Schmidt. Die Firma Realtrade scheint den Trubel nicht zu verstehen. Auf Nachfrage der BezirksZeitung heißt es, dass die Mieter anstrengend seien und jede Kleinigkeit melden würden.
Fragwürdige Mieten
Obendrein seien die Mieten ungewöhnlich hoch. Ein Mieter eines Verkaufslokals bezahlt 65 Euro pro Quadratmeter. Im Vergleich: Der durchschnittliche Mietpreis in Floridsdorf liegt laut der Plattform immopreise.at bei rund 17 Euro. "Man hat das Gefühl, die wollen uns draußen haben", sagen die Mieterinnen und Mieter. Das hat schon bei einigen Geschäften geklappt – der Gebäudekomplex ist von Leerständen gezeichnet. Eine Geschäftsbesitzerin erzählt, dass der Häuserblock vor der Baustelle viel belebter gewesen sei.
Auch die Bezirksvorstehung hat die Umstände schon bemerkt. "Ich bin selbst nicht glücklich, dass bei dieser Baustelle schon so lange nichts weitergeht. Die Verschmutzungen durch Taubenkot rund um die Baustelle sind enorm", meint Bezirksvorsteher Georg Papai (SPÖ). Mittlerweile habe er die örtliche Bauaufsicht und die Gruppe Sofortmaßnahmen ersucht, eine Überprüfung durchzuführen. Die Immobilienfirma Realtrade gibt an, dass die Bauarbeiten im April 2024 endgültig abgeschlossen werden sollen. Ob das der Fall sein wird, wird nur die Zeit zeigen – wir bleiben jedenfalls dran.
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