Das Gift aus der Landwirtschaft
BEZIRK. Global 2000 fördert unangenehme Details zu unseren Bächen zu Tage. Unter 42 Gewässern Österreichs wurden auch der Marchfelder Ruß- und der Mühlbach auf Pestizide untersucht. Ergebnis: Sie gehören zu den drei am höchsten belasteten Bächen Österreichs: 40 Pestizide in einer Probe.
Das Skurille an dem Ergebnis: Die genannten Bäche weisen gute bis sehr gute Wasserqualität auf - ebenso wie fast alle Bäche und Flüsse Österreichs. Denn die Bewertung des chemischen Zustands erfolgt anhand einer Liste von Stoffen, die untersucht werden müssen. Von den 60 Pestiziden, die gefunden wurden, sind gerade einmal vier in der sogenannten "Wasserrahmenrichtlinie" geregelt. "Die Pestizidbelastung im Marchfeld zeigt die Notwendigkeit einer Trendwende in der konventionellen Landwirtschaft", meint Umweltchemiker Helmut Burtscher in der Studie von Global 2000.
Der Zwerndorfer Bauer und Präsident der Landwirtschaftskammer Österreich will die Bauern nicht als Sündenböcke abgestempelt sehen: "Österreichs Gewässer weisen im europäischen Vergleich eine hohe Qualität auf. Selbstverständlich arbeiten unsere Bauern höchst professionell im Einklang mit der Natur." Man solle keine Skandale herbeireden, wo keine sind.
Laut Ökotoxikologin Saskia Knillmann, die Ruß- und Mühlbach bewertet hat, üben die Pestizidbelastungen negative Effekte auf zahlreiche Wasserorganismen aus. Die Grüne Abgeordnete Amrita Enzinger ist enttäuscht von Schultes' Reaktion: "Ich erwarte mir von ihm mehr Souveränität in dieser Frage. Erneuerung und Innovation in der Landwirtschaft wären angebracht." Es gebe eindeutig Handlungsbedarf.
Ulrike Potmesil
Zur Sache
Bei den Gewässerkontrollen, die regelmäßig von Mitarbeitern der Landesregierung vorgenommen werden, wird eine Liste von Parametern untersucht. Die vorgegebenen Grenzwerte dürfen nicht überschritten werden. Untersucht werden zum Beispiel Nitrat-, Nitrit- und Chlorgehalt. "Es gibt nicht für jeden Stoff Grenzwerte, da wäre der Untersuchungsumfang unendlich", erklärt Bezirkshauptmann-Stellvertreter Wolfgang Merkatz. Die Parameter werden nach ihrer Schädlichkeit festgelegt. "Durch technische Verbesserungen beim Messverfahren werden Grenzwerte immer wieder verändert", weiß Merkatz.
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