Brauchtum
Der zehn Meter lange Weinviertler Striezel
HOHENRUPPERSDORF. Den Brauch des Striezelosch'ns kennt man in vielen Weinviertler Dörfern, da sitzen jung und alt zusammen und würfeln um den traditionellen Germ-Zopf. Aber es gibt auch Bräuche, die scheinbar nur in einigen Dörfern - Inseln der Tradition - zu finden sind.
Der Weinviertler Allerheiligen-Striezel ist einer davon, er wird in Hohenruppesdorf und Martinsdorf gepflegt.
Ursprünglich war der Job ausschließlich den Burschen vorbehalten, genauer gesagt den Rekruten des jeweiligen Jahrgangs. "Mittlerweile ist die Jugend zwischen 14 und 19 Jahren beteiligt und natürlich sind schon längst die Mädchen mit dabei", erzählt Bürgermeister Hermann Gindl. Die jungen Leute flechten in einer Scheune auf den landwirtschaftlichen Höfen Zöpfe aus Stroh. Fünf Zöpfe, für jeden Jahrgang einen. Dann schmücken sie diese mit Blumen und hängen sie am 31. Oktober über die Straße beim Wirtshaus.
Der Blumenschmuck ist ein essntieller Teil des Brauchs, denn früher war es üblich, die Herbstblumen aus den Vorgärten im Dorf zu "fladern", eine Tradition, die geduldet war, in den vergangenen Jahren aber doch zur einen oder anderen Diskussion geführt hatte. Im Hohenruppersdorf hat man das Blumestehlen daher längst legalisiert, jene, die Blumen zur Verfügung stellen, packen diese in Körbe und Kartons und stellen sie in der Nacht vor ihre Häuser.
In einer Gemeinschaftsaktion werden die zehn Meter langen Striezel schließlich aufgehängt. "Bei den Jüngeren helfen die Älteren mit, denn da müssen Traktor und Baumsteiger her", sagt Gindl. Zudem hängt jeder Jahrgang ein Holz-Herz mit der Jahrgangszahl auf seinen Striezel. Tja, und dann muss der Weinviertler Striezel die ganze Nacht lang gut bewacht werden, falls er nämlich gestohlen würde, wäre das eine große Schande.
Jugend räumt auf
Und noch ein Brauch war speziell in Hohenruppersdorf in der Nacht vor Allerheiligen verbreitet. Die Jugendlichen hatten gerne diverses herumstehendes "Klumpert" verräumt: Autoanhänger ohne Nummerntafel, Ziegelpaletten vor den Häusern. Gindl schmunzelt: "Die letzten Jahre haben sie das eingestellt, aber so schlecht war das gar nicht. Der Brauch hat irgendwie auch für ein ordentliches Ortsbild gesorgt - die Leute haben oft schon im Vorfeld auf der Straße vor ihrem Haus ihr Zeug weggeräumt."
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.