Die Donau wie sie früher war
An der Donau starten Baumaßnahmen für die Natur, für den Hochwasserschutz und für die Schifffahrt. Nicht alle glauben an dieses win-win-win-Projekt.
BEZIRK. Im Bereich des Nationalparks soll es die Donau, wie wir sie kennen, in ein paar Jahren nicht mehr geben. Der Fluss, der im 19. Jahrhundert reguliert und in ein künstliches Bett gelegt wurde, soll wieder Eigendynamik entwickeln.
In zwei Wochen startet die Baufirma, die via donau, mit einem Pilotprojekt auf Höhe von Bad Deutsch-Altenburg beziehungsweise Engelhartstetten. Mit vier Maßnahmen will man verhindern, dass sich die Donausohle weiter eintieft, der Wasserstand sinkt und die Au austrocknet: Ein abgeschnittener Altarm soll an die Donau angebunden werden, die alte Uferbefestigung mit Blocksteinen wird geräumt und das Ufer renaturiert, Buhnen (Unterwasserbarrieren) werden umgebaut und die Sohle wird mit Grobschotter erhöht.
Wird das künstliche Steilufer abgetragen, hat der Fluss wieder Raum, sich auszubreiten, was nicht nur der Au Vorteile bringt, sondern auch die Hochwasserwellen reduziert.
Projektleiter Dieter Prejrimovsky erklärt die problematische Dynamik: "Vor den Staumauern der Krafwerke bleiben die Steine, die der Fluss durch die Strömung transportiert, liegen, dahinter werden sie weitergeschoben. Dabei werden die großen Steine zerrieben und über mehrere Kilometer immer kleiner, bis sie zu Sand werden."
Der fehlende Grobschotter muss daher laut via donau wieder aufgebracht werden, er vermischt sich durch die Strömung des Flusses mit feinem Schotter und Sand und wird zu sogenanntem "Normalgeschiebe".
Auch der Nationalpark Donau Auen unterstützt das Projekt. Christian Baumgartner warnt eindringlich: "Wir müssen den Prozess der Sohleintiefung beenden, wir verlieren Naturgüter, wenn wir das nicht in den Griff kriegen." Seit der Stopfenreuther Aubesetzung 1984 ist der Wasserspiegel um einen halben Meter gefallen. Mit den Baumaßnahmen könnte er um 20 Zentimeter angehoben werden.
Den Einwurf der Umweltorganisation "Virus", statt Grobschotter müsse Normalgeschiebe eingebracht werden, lassen weder Baumgartner noch Pejrimovsky gelten: "Das ist nicht nachaltig, da müssten wir jedes Jahr 350.000 Kubikmeter ausbaggern, flussaufwärts transportieren und einbringen, dann hätten wir eine einzige Nationalparkbaustelle."
Während der Bauarbeiten startet ein Monitoring, die Projektbetreiber erwarten sich rasche Erkenntnisse, die dann in das Gesamtprojekt östlich von Wien bis zur Staatsgrenze einfließen sollen.
Zur Sache:
Auch die Schifffahrt soll von dem Bauprojekt profitieren. Höherer Wasserstand bedeutet, dass die Tage, an denen wegen Niedrigstand kein Transport möglich ist, reduziert werden, es bedeutet aber auch, dass die Schiffe mehr Fracht transportieren können. Ein Schubverband mit 3700 Tonnen Ladung enspricht 93 Waggons oder 148 Lkw - das ist eine Zehn-Kilomter-Kolonne. Zudem würden diese Vorteile den Schiffstransport attraktiver machen, die Donau würde intensiver als Gütertransportweg genutzt werden. Aus ökologischer Sicht ist das für Christian Baumgartner kein Problem: "Derzeit fahren zwölf Transportschiffe pro Tag, selbst doppelt so viele wären im Nationalpark kein Problem und immer noch ökologisch eher vertretbar als Lkw-Verkehr."
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