Gebt den Kindern Sprache
GÄNSERNDORF. "Deutsch, Deutsch nur du allein". Mit dieser provokanten These eröffnete Erziehungswissenschaftler Georg Gombos seinen Vortrag zum Thema Mehrsprachigkeit. Die überschaubere, aber hochkarätige Zuhörerschaft – nahezu der halbe Gänserndorfer Gemeinderat war vertreten – widmete sich an diesem Abend den Rahmenbedingungen, die für den Erwerb von Sprachkompetenz im Kindergarten- und Volksschulalter nötig sind.
"Lern deutsch"
Migranten werden oft aufgefordert die Landessprache zu erlernen. Die erworbenen Sprachkenntnisse werden zum Messgrad des Integrationswillens uminterpretiert. Nicht berücksichtigt wird dabei die soziale Situation der Betroffenen: haben die Menschen Zeit und Geld für Kurse, haben sie Betreuungsverpflichtungen und so weiter.
Mehrsprachigkeit als Qualität
Mehrsprachigkeit muss im Bildungssystem als Qualität anerkannt werden. Gombos verweist auf Studien, die mehrsprachigen Kindern eine höhere Kreativität nachwiesen. Wer mehrere Sprachen erlernt hat, ist eher geneigt Systematiken in Sprachen zu erkennen und sich mit Sprache im Allgemeinen zu beschäftigen.
Die größte Gefahr für Kinder ist der Verlust der Muttersprache. Denn um eine andere, neue Sprache zu erlernen, ist es wichtig einen umfangreichen Sprachschatz in zumindest einer Sprache entwickelt zu haben. "Sprache ermöglicht es die Welt zu beschreiben", erklärt Gombos.
Sprache ist selbstbewusstsein
Die Botschaft des Erziehungswissenschaftlers ist ganz klar: "Wir brauchen selbstbewusste Menschen, die ihr Potenzial entwickeln und Probleme anpacken."
Karina Seidl
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