Paketsklave wehrt sich
Pakete werden entsorgt, beschädigte Ware neu verpackt, Zusteller arbeiten 15 Stunden am Tag.
BEZIRK. So lauten die Vorwürfe, die ein ehemaliger Vertragspartner gegen namhafte Zustellfirmen erhebt. Es sei gängige Praxis, die Transportunternehmen unter Druck zu setzen. "In der Branche arbeiten fast nur Ausländer. Einigen wurde einfach gesagt, in Österreich gibt es keine bezahlten Überstunden", so der Transportunternehmer, der mittlerweile den Vertrag gekündigt hat.
Der Druck sei enorm: Weil der Finanzrahmen so eng bemessen sei, müssten Mitarbeiter von 5 bis 20 Uhr durchgehend arbeiten, müssten bis zu 130 Kunden an einem Tag anfahren.
Die Fahrer sind extremem Stress ausgesetzt. Expresspakete müssen bis 12 Uhr zugestellt werden. "Wenn er das nicht schafft, muss ich Strafzahlungen leisten. Den Paketfirmen ist es egal, ob ich mehr Mitarbeiter beschäftige, eine Subfirma beauftrage oder eben die Leute Überstunden machen lasse. Ich bekomme auch bei mehr Arbeit nicht mehr Geld, kann also auch nicht mehr Löhne zahlen", sagt der Ex-Vertragspartner. Er habe daher viele Fahrten selbst übernommen - vor allem spätabends oder am Wochenende, um das Firmenbudget zu entlasten.
"Auf Dauer geht das auf die Substanz", gibt er zu, nach vier Jahren mit 16-Stunden-Arbeitstagen stieg er jetzt aus. "Viele andere Kollegen haben das nicht geschafft. Immer mehr müssen Konkurs anmelden."
Auf Anfrage der Bezirksblätter weisen die Paketfirmen sämtliche Vorwürfe strikt zurück: "Sämtliche Zusteller werden nach gesetzlichen Bestimmungen angstellt, Überstunden werden bezahlt, unzustellbare Pakete werden nicht entsorgt, sondern an den Versender retourniert und Ware wird nur umgepackt, wenn nur die Verpackung, nicht aber der Inhalt beschädigt wurden", heißt es in den Stellungnahmen.
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