Greifvögel vergiftet
Windisch-Baumgarten: ehemalige Jagdaufseher verurteilt
WINDISCH-BAUMGARTEN. Mehr als 35 tote Tiere sowie illegal aufgestellte Fallen mit teilweise qualvoll verhungerten Tieren: So lautet die Bilanz des bisher größten Vergiftungsfalls Österreichs. Nach diesen grausigen Funden im Frühjahr 2016 in Windisch-Baumgarten bei Zistersdorf wurde gegen die beiden damals revierzuständigen Jagdaufseher Anklage erhoben. Nun liegt das endgültige Urteil vor: Die Männer wurden wegen Verletzung der Jagdaufsicht schuldig gesprochen, ihnen wurde die Jagdaufsicht entzogen. Darüber hinaus erhielten die Verurteilten eine Geldstrafe in der Höhe von 5.000 beziehungsweise 1.000 Euro.
Urteilsbegründung: Jagdaufsicht mangelhaft
In der Urteilsbegründung verwies der Richter darauf, dass die Missstände nur deshalb nicht aufgefallen waren, weil die Jagdaufsicht so mangelhaft geführt wurde. Der Vergiftungstäter selbst konnte nicht ausgeforscht werden, da die Beweismittel nicht ausreichten. Sylvia Scherhaufer, Generalsekretärin des Landesjagdverbands Niederösterreich, appelliert an die Jagdaufseher, ihre Aufsichtspflicht ernst zu nehmen und keine schwarzen Schafe in den eigenen Reihen zu dulden. „Gifteinsatz in der Jagd ist ein offener Rechtsbruch, widerspricht der Weidgerechtigkeit und schadet dem Ruf der Jägerschaft. Wir erwarten uns von allen Jagdaufsehern, dass sie bei illegalen Aktionen in ihren Revieren hart durchgreifen und mit der Polizei zusammenarbeiten. Wir haben großes Interesse daran, dass solchen Menschen das Handwerk gelegt wird“, unterstreicht Scherhaufer. Giftverdachtsmeldungen werden bereits jetzt zu einem großen Teil durch die Jägerschaft gemacht.
BirdLife fordert funktionierende Kontrollsysteme
Auch Matthias Schmidt von der Vogelschutzorganisation BirdLife begrüßt, dass erstmals in Österreich bei einem Greifvogelverfolgungsfall die Jagdaufsicht zur Verantwortung gezogen wird. „Wir erhoffen uns dadurch eine Verbesserung der dringend nötigen Kontrollfunktion und letztendlich eine Reduktion der Greifvogelverfolgung. Diese stellt traurigerweise nach wie vor die Hauptbedrohung für viele heimische Greifvögel dar. Es wird Zeit, dass durch funktionierende Kontrollsysteme dem Vergiften ein Ende gesetzt wird!“
Österreichs größtes Gift-Attentat
Die Weinviertler Gemeinde Windisch-Baumgarten bei Zistersdorf gelangte im Juni 2016 nicht nur in Naturschutzkreisen zu trauriger Berühmtheit: Der bisher größte Giftfall mit Carbofuran in Österreich mit Dutzenden vergifteten Tieren, darunter ein Hund, mehrere Katzen, Füchse, Marder und eine Reihe unterschiedlicher Greifvögel einschließlich seltener Arten wie Rotmilan und Seeadler, wurde dort entdeckt. Das Pestizid Carbofuran ist EU-weit verboten, aber offenbar weiterhin im Umlauf, wie zahlreiche Giftfälle in den letzten Jahren beweisen. Bei Missbrauch verursacht es fürchterliche Schmerzen und schließlich einen langsamen, extrem qualvollen Tod. „Carbofuran ist auch für Menschen tödlich und wirkt sogar beim Einatmen toxisch, etwa wenn ein Hund daran schnuppert. Deshalb ist der illegale Einsatz des Giftes nicht nur ein Umweltproblem, sondern kommt einer Gemeingefährdung gleich“, erklärt WWF-Biologin Wolf-Petre.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.