Kein Einzelfall
Wirbel um LKW-Schriftzug
Jedes Jahr gibt es zumindest einmal in einer größeren Tageszeitung eine Meldung über diesen Schriftzug, der auf diversen LKWs in Deutschland und Österreich angebracht ist: "Führerhaus, Fahrer spricht DEUTSCH", steht dann dort, manchmal passend zum Firmenlogo, dann wieder in Frakturschrift. Heute war es wieder so weit. Das Foto eines LKWs aus einem Marchfelder Transportbetrieb wurde dem Mauthausen Komitee Österreich zugespielt.
BEZIRK. Auf der linken Tür des LKWs gut sichtbar ist die Aufschrift „Führerhaus“ angebracht. Daneben ist „Fahrer spricht DEUTSCH“ zu lesen.
„Jeder historisch informierte Mensch, der diese Aufschrift sieht, versteht sie als Anspielung auf den ‚Führer‘ Adolf Hitler und sein nationalsozialistisches Terrorregime“
sagt der Mauthausen Komitee Vorsitzende Willi Mernyi.
Das Mauthausen Komitee, das pädagogische und wissenschaftliche Arbeit zu dem KZ Mauthausen leistet, hat nun die Geschäftsführung des Unternehmens in einem Brief aufgefordert, für die Entfernung der offensichtlichen NS-Anspielung zu sorgen.
„Ein Regime, das viele Millionen Menschen bestialisch ermordet hat, eignet sich weder für einen geschmacklosen Scherz noch für eine kaum getarnte Bekundung von Sympathie“,
betont Mernyi. Weil es außerdem Hinweise gibt, wonach die besagte Aufschrift noch in weiteren Fällen auf Firmen-LKWs angebracht sein soll, protestiert das Mauthausen Komitee jetzt auch bei der Wirtschaftskammer. In einem Brief wird Alexander Klacska, der für Transport und Verkehr zuständige Bundesspartenobmann der Wirtschaftskammer, ersucht, die Mitgliedsbetriebe mit Nachdruck darauf hinzuweisen, dass NS-Anspielungen auch im Wirtschaftsleben völlig inakzeptabel sind und sofort entfernt gehören.
„Derselbe bräunliche Spruch auf den LKWs verschiedener Firmen aus verschiedenen Gegenden – das ist offenbar ziemlich verbreitet. Und es ist sicher kein Kavaliersdelikt. Unternehmen mit demokratiefeindlicher Symbolik sollten zum Beispiel keine Förderungen oder Aufträge der öffentlichen Hand bekommen!“,
verlangt MKÖ-Vorsitzender Mernyi Konsequenzen. Die Wirtschaftskammer habe sich laut MKÖ schon bei dem Unternehmen gemeldet und dazu aufgefordert, den Schriftzug zu entfernen. Der Inhaber des Transportbetriebes erklärte, dass die Aufschrift mittlerweile auch schon entfernt wurde. Mehr möchte er zu dem Thema allerdings nicht sagen.
Gibt man in die Suchmaschine übrigens die Phrase "Führerhaus, Fahrer spricht DEUTSCH" ein, wird auf Seite eins der Suchergebnisse eine einschlägige Homepage angezeigt, wo man die Aufkleber unter der Kategorie Spaß/Humor bestellen kann. Womit der nazionalsozialistische Bezug der vermeintlich harmlosen Aneinanderreihung von Wörtern, wie immer wieder als Replik an der Kritik an dem Schriftzug genannt wird, dann doch wieder eindeutig vorhanden ist.
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