Zu viel Wald im Nationalpark Donau-Auen
ECKARTSAU. Wie wird der Nationalpark in 40 Jahren aussehen? Wie viel Waldfläche, wie viel Savanne? Welche Baumarten? Man weiß es nicht und das macht das Wesen des "wilden" Waldes aus.
Zum 20-Jahre-Jubiläum des Nationalparks diskutierten Experten auf Schloss Eckartsau über dessen Management und Leitbild, darüber hinaus, inwieweit in die Prozesse des Gebiets eingegriffen werden sollte. "Wir haben zu viel Wald", meinte Thomas Wrbka, Professor der Uni Wien. Denn zu jener Zeit, als die Donau noch nicht reguliert war, bestand nur ein Drittel des Gebiets aus Wald, der Rest war Wasser und Strauchland - Savanne.
Tatsächlich veränderte sich der dichte Waldbestand in den vergangenen 20 Jahren. Je länger der Mensch nicht in das Gebiet eingreift, umso mehr Buschland entsteht. Die Warnung, die Donauau werde bis zum Jahr 2050 großteils zur Savanne, beeindruckt Nationalparkdirektor Carl Manzano aber ebensowenig wie die der Vorwurf, es sei derzeit zu viel Wald vorhanden.
"Der Wald wird offener, aber nicht völlig von Buschwerk verdrängt", meint er. Der Urzustand des Waldes werde nur in kleinen Gebieten, wo Uferrückbau betrieben wurde, erreicht, so bei Hainburg. Die Regulierung der Donau macht eine Rückbildung zum "Ur-Auwald" jedoch unmöglich.
Bis 2028 greift das Management noch in den Waldbestand ein, um fremde Pflanzen, sogenannte Neophyten, zu reduzieren. 120.000 Götterbäume und Eschenahorn wurden gefällt, um für heimische Hölzer Platz zu schaffen. Ab 2028 werden 73 Prozent der Nationalparkfläche zur Naturzone, in die dann nicht mehr eingegriffen werden darf.
Prognosen, wie sich der Baumbestand und auch die Fauna entwickeln werden, können die Experten nicht geben. Welche Pflanzen sich ausbreiten, welche Tierarten überleben und welche verschwinden werden, bleibt offen.
Prozessschutz versus Artenschutz
Die Meinungen, inwieweit sich die Natur frei entwickeln oder mittels Wildtiermanagements reguliert werden soll, gehen auseinander. Im Nationalpark werden Tiere - u.a. Wildschweine und Hirsche - gejagt. Dies dient der Bestandsregulierug, dem Schutz des Waldes und der Reduzierung von Wildschäden auf den benachbarten Feldern. Aus der Sicht von Gabor Wichman von BirdLife würde die Selbstregulierung des Wildes auch ohne Jagd funktionieren. Er plädiert für einen Testlauf. "Wir würden nichts verlieren. Und für Wald ist eine Testzeit von 20 Jahren ein lächerlicher Zeitraum."
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