Künstliche Intelligenz
Den bösen Pflanzen auf der Spur: micromacro
Invasive Pflanzen wie der Götterbaum kosten uns viel Geld: Innovative Software spürt schädliche Gewächse entlang der Autobahn auf
GROSS-ENZERSDORFLDas Unternehmen micromacro hat gemeinsam mit der Asfinag eine innovative Technologie entwickelt, um gezielt gegen sogenannte invasive Pflanzenarten vorzugehen.
Zweimal mähen und schon ist der Bewuchs zwischen den Fahrbahnen und neben der Autobahn wieder gepflegt? „So einfach ist es nicht mehr", erklärt Johanna Balatka, Grün- raum Managerin der ASFINAG. „Es gibt immer mehr sogenannte invasive Pflanzenarten, die sich mit herkömmlichem Mähen nicht einfach bekämpfen lassen. Und einige davon verbreiten sich auch entlang unseres Autobahnnetzes". Diese verdrängen oft „heimische“ Pflanzenarten oder können schwere allergische Reaktionen hervorrufen.
Ein Baum wie die Hydra
Biologe Robin Sandfort von der micromacro GmbH: „Ein Musterbeispiel eines invasiven Neophyten ist der Götterbaum, ursprünglich aus dem Fernost, wurde er als Zierbaum importiert. Wenn man ihn fällt, reagiert er wie die mythologische Hydra: seine Wurzeln treiben in bis zu zehn Metern Entfernung dutzende neue Bäumchen aus. Somit hat sich das Problem schlagartig vervielfacht. Nichts machen und stehen lassen bedeutet tausende Samen, die vom Wind verteilt werden. Den kleinsten Spalt nützen die Keimlinge bereits aus. Ab dann wachsen die Bäume bis zu 3 Meter pro Jahr und können so in kürzester Zeit beispielsweise Fluchtwege und Beschilderung zuwachsen."
Johanna Balatka: „Wenn wir nicht rechtzeitig reagieren, könnten die Wurzeln eines Götter- baumes die Fahrbahndecke beschädigen. Ausbesserungsarbeiten an der Stelle mit erforderlichen Sperren von Fahrstreifen wären die Folge.“
„Denn," so Robin Sandfort weiter, „wo einmal ein Götterbaum wächst, erobert er schnell ganze Lebensräume, nimmt heimischen Arten Nahrung und Licht und in wenigen Jahren verwandelt er eine bunte, diverse Landschaft in eine monotone Götterbaumplantage."
Kosten in Milliardenhöhe
Aufgrund des Klimawandels beschleunigt sich die Entwicklung. Bereits 2009 schätzte die EU das invasive Arten Schäden von mindestens 12,5 Milliarden Euro verursacht haben. Deshalb veröffentlichte die EU 2014 eine Liste der gefährlichsten Arten, die bekämpft werden müssen.
KI-Spezialist bei micromacro Matthias Brandstetter: „Wir haben ein neuronales Netzwerk trainiert, dass in Videodaten von Kameras, die auf den fahrenden Streckenfahrzeugen montiert sind, Götterbäume automatisch erkennt. So findet unser Tool die Pflanze, sobald die ersten Blätter austreiben." Weit über 90% der Götterbäume werden in der ersten Befahrung schon erkannt und geortet. Zudem kann vermieden werden, dass man diese Flächen begehen muss und sich damit in Gefahr bringt.
Johanna Balatka von der ASFINAG: „Durch dieses Monitoring können wir die Grünarbeiten gezielter planen und die Pflege der Flächen schon bei den kleinsten Pflänzchen ansetzen. Diese Arbeiten lassen sich dann ohne umfassendere Verkehrsbehinderungen oder -sperren und ohne hohen zeitlichen Aufwand bewerkstelligen.
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