Das Jahr 1918 im Bezirk Gänserndorf
Krieg, Hunger, Republik & Co.: Was die Menschen vor 100 Jahren miterlebt haben.
BEZIRK. Anlässlich des Schwerpunktes "100 Jahre Republik" haben wir uns auf die Suche nach wichtigen Ereignissen im Bezirk Gänserndorf im Jahr 1918 gemacht und sind in diversen Dorfchroniken fündig geworden. Geprägt hat das Jahr natürlich der erste Weltkrieg. Wolfgang Kwasnitschka vom Archivteam Weikendorf hat uns folgende Passage aus der Dorfchronik geschickt: "Für Weikendorf hatte der Weltkrieg auch eine lokale Bedeutung durch Einberufe einheimischer Väter und Söhne, wovon sechs mit dem Tod bezahlten. Die Produktion der Landwirtschaft war aus Mangel an Arbeitskräften, die nur zum Teil durch zumeist russische Gefangene ersetzt werden konnten, erschwert. Schließlich wurde im Bezirk auch Weltgeschichte geschrieben: 1918 setzte der letzte Habsburgerkaiser Karl I. in Schloss Eckartsau seine Unterschrift unter die Verzichtserklärung. Binnen zweier Tage (11. und 13. November) endete die 640-jährige Herrschaft der Habsburger in Mitteleuropa. Österreich-Ungarn wurde mit Eckartsauer Tinte zur Geschichte. Das kleine Jagdschloss wurde zur letzten Heimatstätte der kaiserlichen Familie auf österreichischem Boden. Von hier aus trat man die Reise ins Exil an. Aus dem Archiv Matzen hat uns Anton Hofer einige Passagen aus den Dorfchroniken zusammengesucht. So steht etwa im Heimatbuch "Geschichten aus Auersthal":
Sonntagsarbeit
"Noch eine andere schwere Wunde hatte das Kriegsgeschehen der gesunden Volkssitte zugefügt. Für die Soldaten hatte es draußen keinen Sonntag gegeben, gearbeitet musste werden, wann immer es notwendig war. Und auch im Hinterland war es wegen des Mangels an Arbeitskräften und Gespannen sehr oft notwendig gewesen, Sonntagsarbeit zu verrichten. Dadurch war das Gewissen stumpfer geworden, und jetzt, wo es nicht mehr notwendig war, wurde oft an Sonntagen gearbeitet, als ob es ein Werktag sei, während das vor dem Krieg nur im Notfall geschehen war". Kriegsverluste hatte jedes Dorf zu melden. In der Dorfchronik Prottes heißt es: "Prottes verlor 25 Krieger, seine großen Glocken, die Pfeifen der Orgel und die brauchbarsten Pferde". Daher wurden in vielen Orten einfach Hunde und Ziegen vor die Wägen gespannt, wie das Foto aus Matzen oben zeigt.
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