Bezirk Hermagor: Ärztemangel am Land droht
Nach Klaus Mitterdorfer mache es die Pensionswelle schwierig, Nachfolger für Landpraxen im Gailtal zu finden.
BEZIRK HERMAGOR (schön). Derzeit gibt es in Kärnten 459 Kassenärzte, davon sind 258 Kassenpraktika. Im Bezirk Hermagor gibt es aktuell neun Kassenpraktika, in der Stadt Hermagor gibt es acht Kassenfachärzte. Jedoch stehe nach Klaus Mitterdorfer, Kammeramtsdirektor-Stellvertreter der Ärztekammer Kärnten und zuständiger Jurist für den niedergelassenen Bereich eine Pensionswelle bevor, die das Nachbesetzen von Landpraxen schwierig mache. "In den nächsten vier bis sechs Jahren erreichen 50 Prozent der Kassenärzte das 65. Lebensjahr und denken zumindest über das Aufhören nach", weiß der Experte. Die rund 200 Stellen, die dann nachzubesetzen sind, stellen eine große Herausforderung dar - vor allem in den ländlichen Gemeinden.
Kötschach bald ohne Arzt?
Als Beispiel nennt Mitterdorfer einen konkreten und aktuellen Fall in der Gemeinde Kötschach-Mauthen. "Mit Mitte des nächsten Jahres wechselt die Ärztin in Kötschach-Mauthen nach Kirchbach, da der aktuelle Arzt in Kirchbach in Pension geht." Sie habe rechtzeitig gekündigt und die Stelle sei ausgeschrieben worden. Das Ergebnis: Bis dato gab es noch keine Interessenten. "Dass wir die Stelle nun noch ein zweites Mal ausschreiben müssen, ist ein Indiz dafür, wie schwierig es in ländlichen Regionen ist, einen Nachfolger für eine Landpraxis zu finden - in Zukunft wird es nicht einfacher."
Erschwernigzulage soll her
Um dem entgegenzuwirken, schlägt Mitterdorfer Anreizsysteme vor. "Da durchschnittlich jeder Arzt in Kärnten 1.000 Patienten betreuen soll, was in ländlichen Regionen natürlich nicht der Fall sein kann, bin ich - je nach Einwohnerzahl - für eine Erschwerniszulage wie es in vielen anderen Bundesländern der Fall ist." Auch sollen Konzessionsanträge die Errichtung einer Hausapotheke, die ein zweites Standbein darstellt, nicht blockieren.
Mit Punktesystem zur Kassenstelle
Wenn ein Kassenarzt in Pension geht, wird die Nachfolge anhand eines Punktesystems der Ärztekammer Kärnten bestimmt. "Dabei gibt es Töpfe, bei denen man Punkte sammeln kann - der Bewerber mit den meisten Punkten wird dem Krankenversicherungsträger zur Vertragsnahme vorgeschlagen", erklärt Kammeramtsdirektor-Stellvertreter der Ärztekammer Kärnten und zuständiger Jurist für den niedergelassenen Bereich Klaus Mitterdorfer.
Die Kriterien setzen sich aus ""Fachliche Eignung und berufliche Erfahrung" (max. 30 Punkte), "Zusätzliche, sachliche Qualifikation" (max. elf Punkte), "Rang in der Bewerberliste der Kammer" (max. 20 Punkte" und "Behindertengerechte Ordination" (max. drei Punkte) zusammen.
Starres System
Nach dem Hermagor-Bezirksärztevertreter der Ärztekammer Kärnten, Hans-Peter Harrer, müsste man sich bei dem aktuellen "starren System" überlegen, ob man als Arzt in die Praxis gehe oder nicht. "Ich gehe zwar erst in dreieinhalb Jahren in Pension, weshalb ich mir über meine Nachfolge bis dato noch keine Sorgen mache, jedoch ist der Markt dünn besäht.". "Der Vorteil einer eigenen Praxis ist natürlich, dass man sein eigener Chef ist, der Nachteil ist aber der, dass man sehr viel arbeiten muss, damit ein wenig übrig bleibt", sagt er weiter.
Zur Sache:
In den nächsten vier bis sechs Jahren erreichen 50 Prozent von den 459 Kassenärzten in Kärnten das 65. Lebensjahr – eine Pensionswelle steht bevor.
Die Stellen (rund 200 in Kärnten) dann nachzubesetzen, werde vor allem in ländlichen Regionen sehr schwierig.
In Kötschach-Mauthen wird Mitte 2015 eine Stelle frei. Nach der ersten Ausschreibung gab es keine Interessenten. Die Stelle muss erneut ausgeschrieben werden.
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