Hochwasserschäden
Erntedank ohne Ernte
Beispielhafte Privat-Initiative unterstützt Gailtaler Landwirte, deren Felder nach dem Hochwasser brach liegen.
RATTENDORF (jost). „Wir wünschen uns nur eines, dass mit den restlichen Räumarbeiten auf unseren Feldern so bald wie möglich begonnen wird, damit wir nach dem Winter unsere Flächen wieder bewirtschaften können“, bringt es Christof Flaschberger, der Sprecher der Grundeigentümer Rattendorfer Moos, auf den Punkt.
Wie allgemein bekannt, wurden durch das Hochwasser Ende Oktober 2018 im oberen Gailtal wertvolle landwirtschaftliche Flächen schwer betroffen und überschwemmt. Mit den Sanierungs- und Rekultivierungsarbeiten in diesen Gebieten wurde zwar unmittelbar nach dem Hochwasser mit öffentlichen Mitteln nach bestimmten Prioritäten durch das Amt für Wasserwirtschaft und die Agrarabteilung des Landes effizient begonnen, aber etwa 75 Hektar Ackerland sind noch immer überschwemmt und können nicht bewirtschaftet werden. Allerdings ist der heurige Ernte-Ertrag auch auf den bereits geräumten Flächen teilweise verschwindend gering bzw.überhaupt nicht vorhanden.
Spenden-Aktion
Um den betroffenen 43 Landwirten zu helfen, hat eine ebenso beispielhafte wie unbürokratische Spenden-Aktion des Rotary Club Hermagor (40.000 Euro), des Lions Club Hermagor (60.000 Euro) sowie der Raiffeisen Bankengruppe in Zusammenarbeit mit „Licht in’s Dunkel“ (75.000 Euro) eine Gesamt-Summe von 175.000 Euro gebracht. Initiator Armin Herzog: „Alle Spender möchten mit diesen Spenden ihr solidarisches Mitgefühl ausdrücken und einen Beitrag zur Schadensminderung und Rekultivierung leisten.“
Die offizielle Spenden-Übergabe erfolgte kürzlich vor Ort in Rattendorf im Rahmen einer Informations-Veranstaltung im Beisein zahlreicher Vertreter der Service-Clubs Rotary und Lions sowie der Raiffeisen-Bankengruppe, der Bürgermeister der Gemeinden Hermagor und Kirchbach sowie der Landwirtschaftskammer und der Agrar-Abteilung des Landes Kärnten. Zuvor erklärten die betroffenen Landwirte ihre Probleme und Sorgen im Zuge einer gemeinsamen Besichtigung am Rattendorfer Moos. Landwirtschaftskammer-Präsident Hans Mössler: „Es ist wie ein Erntedankfest ohne Ernte...“
Nothilfswerk zahlt nichts
Das Kärntner Nothilfswerk (zuvor Katastrophenhilfe) hat Entschädigungen für landwirtschaftliche Flächen leider abgelehnt. Dies ist allerdings nur in Kärnten der Fall, in anderen Bundesländern entschädigt das Nothilfswerk sehr wohl auch Schäden an landwirtschaftlichen Flächen.
Eigenartige Gesetzeslage
Im Nahbereich der Gail ist das Kärntner Amt für Wasserwirtschaft relativ flexibel zuständig. Hannes Poglitsch: „Unser Teil ist praktisch abgearbeitet. Wir haben etwa 120 Hektar geräumt und saniert.“
Ganz anders stellt sich die Gesetzeslage der Kärntner Agrarabteilung dar. Leopold Astner: „Wir mussten in Wien um Förderungen ansuchen. Die Ausschreibung für die Räumung der noch brachliegenden Flächen ist gelaufen. Wir hoffen, nach der Angebotsprüfung den Auftrag demnächst an eine Firma vergeben zu können. Optimistisches Ziel ist die Fertigstellung bis Ende des Winters 19/20. Immerhin sind von den betroffenen 75 Hektar noch etwa 20.000 LKW-Ladungen Material zu entfernen. Doch bis sich die Böden völlig erholen, könnte es noch Jahr dauern.“
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