"Lex Heini: Was der Rebell ändern will

SCHREMS/WIEN. Der Schremser Finanz-Rebell Heini Staudinger kommt seit Monaten nicht mehr aus den Schlagzeilen.

Privatdarlehen von Freunden geborgt

Zusammengefasst und für "Otto Normalverbraucher" formuliert: Staudinger borgte sich von rund 200 Bekannten und Freunden insgesamt drei Millionen Euro aus um das Geld in seinem Betrieb zu investieren, gleichzeitig bekamen die Kreditgeber jährlich Gutscheine, aber auch, bei höheren Darlehen, Zinsen retour. Damit umging er die Banken. Die Gutscheinleistungen werden nicht als Bankgeschäft gewertet, die Zinsenzahlungen sehr wohl.

Njet von der Finanzmarktaufsicht

Daher schaltete sich im Herbst die Finanzmarktaufsicht (FMA) ein und erklärte, dass das Vorgehen Staudingers ungesetzlich sei und er das ausgeborgte Geld zurückzugeben habe. Gleichzeitig wurde mit einer empfindlichen Geldstrafe gedroht. Das wiederum beeindruckte Staudinger nur bedingt, er brachte eine Beschwerde beim Verfassungsgerichtshof ein. Dieser allerdings lehnte eine aufschiebende Wirkung ab. Staudinger erklärte erneut, er werde nicht zahlen, eher ins Gefängnis gehen. Nun präsentierte Staudinger nun in Wien einen Gesetzesvorschlag, den sein Bruder und ein Verfassungsjurist gemeinsam ausgearbeitet haben, der es Klein- und Mittelbetrieben künftig ermöglichen soll, auf die "Staudinger'sche Art" Geld zu leihen, ohne dabei Gesetze zu übertreten.

"Lex Heini" vorgelegt

Denn, so Staudinger, der Grund für viele kleine Unternehmen, so zu agieren, wie er es vorgemacht habe, sei schlicht weil es so schwer sei, Kredite von Banken zu bekommen. In dem Gesetzesvorschlag soll unter anderem das Bankwesengesetz und das Kaptialmarktgesetz geändert werden. Denn, so Staudingers Auffassung: Wenn sich ein Unternehmen Geld von Privaten ausborgt und dieses Geld in den Betrieb fließt, soll keine Bankkonzession dafür notwendig sein, solange dieses Geld nicht weiter verliehen wird.

Heini-Gläubiger verzichten auf staatliche Einlagensicherung

Von den rund 200 "Heini'schen Gläubigern" hätten inzwischen 185 unterschrieben, auf die staatliche Einlagensicherung und den Schutz der FMA zu verzichten und: seit Staudingers Kampf gegen die FMA seien die Umsätze in die Höhe geschnellt. Das Unternehmen beschäftigt 130 Mitarbeiter und macht einen Jahresumsatz von fast zwölf Millionen Euro. Nun wünscht sich Staudinger, dass es sein Gesetzesvorschlag nach der Begutachtung bis ins Plenum im Juli schafft.

Den Gesetzestext finden Sie hier:
http://www.regionalmedien.at/meinbezirk/niederoesterreich/bilder/gesetzesvorschlag.rtf

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Im Bezirksblätter-Gespräch erklärt Heini Staudinger genau, wie sein Modell funktioniert und wie die aktuelle Gesetzeslage es Klein- und Mittelbetrieben erschwert, an Kredite zu kommen.

Heini Staudinger: "Wir haben zwei völlig verschiedene Modelle. Das eine ist unser Sonnenmodell, wo uns Leute 200 Euro geben und wir im Laufen von zehn Jahren 330 Euro in Form von Warengutscheinen an die Menschen zurück geben. Gleich bei Erhalt der 200 Euro gibt es den ersten 30-Euro-Gutschein und in den folgenden zehn Jahren weiters jährlich 30 Euro-Gutscheine, macht in Summe 330 Euro. Das entspricht einer Verzinsung von 14 Prozent. Das ist ein sogenanntes Gutscheinsystem, das ist für die FMA koscher."

"Am Anfang wurde das von der FMA auch verfolgt, inzwischen haben sie das eingestellt. Würden wir den Menschen drei Prozent Zinsen/Jahr bezahlen, wäre das ein Bankgeschäft für die FMA. Wir sagen: Das ist ein Schwachsinn: eine Bank macht Geld mit Geld und wir brauchen das Geld für die Entwicklung der Firma und nicht, um mit Geld Geld zu machen. Das ist ein Unterschied."

"Als wir jung waren, gab es für uns keinen Unterschied zwischen Realwirtschaft und Finanzwirtschaft. Inzwischen ist die Finanzwirtschaft so ein Sorgenkind, dass sie mit Unmengen von Geld gerettet werden muss, was wiederum die Staatshaushalte belastet und Gelder für die Realwirtschaft einengt. Nun gibt es die Basel II Verordnung. Darin heißt es, dass Warenlager nicht mehr als Sicherheit akzeptiert werden und Banken tun das auch nicht mehr. Wir haben ein Warenlager im Wert von 4,5 Millionen Euro. Es ist ein Wahnsinn, dass das nicht akzeptiert wird. Unser Warenlager ist für uns die Sicherheit, dass wir überhaupt im Geschäft bleiben können. Diese Problematik kennen zehntausende Klein- und Mittelbetriebe."

"Ich habe bereits vor zehn Jahren, mir Geld von Freunden und Bekannten für die Firma zu leihen, später auch von Kunden und Mitarbeitern. Weil wir für den Ausbau der Firma Geld brauchen, haben wir ein zweites Modell erfunden. Das haben wir früher Sparverein genannt. Da geben uns Leute ein Darlehen mit einer Mindesteinlage von 3.000 Euro und einer Maximaleinlage von 50.000 Euro und wir zahlen vier Prozent Zinsen in Geld. Bei 50.000 Euro sind das 2.000 Euro Zinsen, ich kann ja nicht zu so jemandem sagen, kaufe jährlich um 2.000 Euro Schuhe. Daher muss man bei diesem Modell Zinsen zahlen. Das funktioniert super, super, super. Wir haben eine Warteliste von mehr als 1000 Leute, die uns Geld borgen wollen."

"Die FMA sagt, es gibt drei Möglichkeiten, wie man diese Kunden-Darlehen legalisieren können. Erstens mittels der Prospektpflicht. Das heißt, die Firma druckt jährlich ein sogenanntes Prospekt, wo ganz genau die Firmenentwicklung beschrieben ist. So ein Prospekt kostet zwischen 50.000 und 100.000 Euro. Ich sage: nein, die Forderung nach einem Prospekt werden wir nicht akzeptieren, weil das keine Möglichkeit für kleine Unternehmen wie den Wirt, die Frisörin oder den Konditor, von der Umgebung Geld zu borgen. Wir brauchen einfache Vertragsgrundlagen. Wir brauchen ein Werkzeug, wie man Handschlaggeschäften einen rechtlichen Rahmen verpassen kann, wo beide Seiten wissen, wie sie dran sind. Darum kämpfen wir jetzt."

"Gegen die Prospektpflicht wehre ich mich erstens wegen der Kosten und zweitens wissen Menschen, die Aktien kaufen, eine halbe Stunde später nicht mehr, was sie unterschrieben haben. Das ist wissenschaftlich bewiesen. Man braucht einen Experten, der einem erklärt, was man unterschreibt. Es ist wahnsinnig wichtig, dass das, was so kompliziert ist, dass es niemand mehr versteht, vereinfacht wird. Wir sind in dieser Sache so was wie ein Vorbild: 200 Leute geben uns drei Millionen Euro. Sie bekommen jährlich von mir einen Brief, wo ich ihnen erkläre, wie es dem Geschäft geht. Diese Menschen sind froh, dass sie das Geld mir geben, weil sie wissen, was damit geschieht und finden es gruselig, wenn sie in den Zeitungen lesen, was die Banken mit dem Geld machen."

"Wir haben zwei Modelle, das eine ist die Sonnenergie mit dem 200 Euro-Modell und den Warengutscheinen, das andere ist das, was früher Sparverein hieß. Die FMA sagt, das ist eine Irreführung der Geldgeber. Weil auf Spareinlagen gibt es eine staatliche Einlagensicherung aber nur bei den Banken aber nicht beim Heini. Damit sich der Ettl nicht mehr über den Namen Sparverein ärgert, heißt es nun "Apfelbäumchen". Apfelbäumchen wegen Martin Luther, der sagte, wenn morgen die Welt zu Grunde gehen würde, würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen."

"Am Wochenende der Hausmesse 22. - 24. März werde ich jeden Tag um 17 Uhr für die Besucherinnen einen Vortrag halten über diese Finanzgeschichte."

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