Türken im Bezirk: "Wir fühlen uns hier wohl!"
Rundum zufrieden sind die Türken im Verein ATIP, auch eine Moschee und ein kleines Geschäft sind vor Ort.
SCHREMS (eju). Jussuf Acikgöz ist der Obmann des Schremser Vereins ATIP (Türkisch-Islamischer Verein für Kulturelle und Soziale Zusammenarbeit). Er erwartet die kleine Bezirksblätter-Delegation bereits am Eingang, gemeinsam mit weiteren Mitgliedern des Vorstandes sowie dem Vorbeter Mustafa Evet.
Freundlich werden wir durch das gesamte Haus, früher zur Ergee gehörig, geführt. Im Erdgeschoß befindet sich ein großer Aufenthaltsraum, ein Flatscreen-TV-Gerät hängt an der Wand und zeigt Fußball. An vielen der Tische sitzen bereits Besucher aller Altersstufen und ausschließlich Männer. "Das ist hier so", erklärt man später. Frauen kommen am Freitagabend zum Gebet, ihnen steht jedoch ein anderer Raum zur Verfügung. In einer Ecke des Gastraumes ist eine kleine Küche untergebracht, aus der nach Ende des Rundganges starker türkischer Tee serviert wird. Zuvor jedoch zeigen die Männer ihr angeschlossenes, kleines Geschäft her.
Das bietet hauptsächlich Obst, Gemüse, Würste, Käse und vieles mehr. Jeden Donnerstag fahre ein Kastenwagen nach Wien und hole Nachschub. Das Geschäft sei für ATIP-Mitglieder, aber es komme durchaus immer wieder vor, dass ÖsterreicherInnen vorbeikommen und beispielsweise Brot einkaufen. "Wir haben immer bis 24 Uhr offen, das ist praktisch für die Österreicher, wenn sie noch schnell etwas brauchen, da würden wir nie nein sagen", erklärt Acikgöz schmunzelnd.
Danach führt der Rundgang in den ersten Stock, dort sind die beiden Moschee-Räumlichkeiten untergebracht, für Frauen und Männer jeweils ein Raum. Dort werden die Kinder auch in Religion unterrichtet, das wiederum auf Arabisch. "Unsere Kinder sind super. Sie können Türkisch, Deutsch, Arabisch und lernen auch noch Englisch", ist Acikgöz stolz.
Beim anschließenden Plaudern erzählen die Vorstandsmitglieder des Vereins, dass sie Österreich gerne mögen. Viele leben bereits in dritter Generation hier. Rassismus begegne ihnen selten, am ehesten noch den Frauen wegen der Kopftücher. Aber insgesamt sei das Verhältnis zu den Österreichern gut. Beim ein Mal jährlich stattfindenden Fest, Kermes genannt, würden natürlich auch Österreicher eingeladen und sie kommen auch. Beim Thema Islam ist man sich einig, dass Vorgänge, wie sie aktuell in Syrien und im Irak geschehen, zu verurteilen seien.
Menschen töten ist verboten
"Menschen zu töten ist im Islam verboten", betont Erzan Yigit, der ehemalige ATIP-Obmann. Nicht ganz schlüssig ist man sich bei der Terminologie, ob IS-Kämpfer nun Terroristen seien oder nicht. Vorbeter Mustafa Evet spricht kein Deutsch, seine Vereinskollegen übersetzen seine Statements: Er vertritt die Ansicht, dass die IS-Kämpfer gegen die Einmischung der Amerikaner und Engländer im arabischen Raum protestieren würden. Wohl habe es in Ägypten und dem Irak Diktatoren an der Macht gegeben, aber besser gehe es den Menschen in diesen Staaten nach den Umstürzen nicht, im Gegenteil.
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