Das Sayonara kam zu früh

Eigentlich wollte die bekannte Güssinger Familie Resetarits gemeinsam mit der in Tokio studierenden Tochter Valentina die Semesterferien für eine Japanrundreise nützen. Die Katastrophe beschied dem Urlaub ein jähes Ende.
BEZIRKSBLÄTTER: Wie habt ihr die dramatischen Stunden in Japan erlebt?
Valentina Resetarits: „Wir haben am 11. März in Hiroshima Station gemacht und eigentlich nichts von dem großen Beben gemerkt. Im Restaurant lief der Fernseher und da zwei Tage zuvor in Tokio ein relativ starkes Beben zu spüren war, dachten wir, die Bilder wären davon. Dann begriffen wir erst, dass wir live über TV miterlebten, wie der Tsunami die Küste Nordjapans niederwalzte.“
BB: Wie habt ihr reagiert?
Valentina: „Noch waren wir nicht beunruhigt, obwohl ich keine Verbindung zu meinen Freunden in Tokio bekommen konnte. Das Netz war offensichtlich zusammengebrochen. Wir beschlossen, die Urlaubsreise fortzusetzen, da wir ohnehin für 14. März den Rückflug festgelegt hatten. Auch meine Freundin hat mich dann per SMS wissen lassen, dass alles in Ordnung wäre.“
BB: Wie kam es dann zum Sinneswandel?
Valentina: „Wir waren eben im Friedensmuseum von Hiroshima, als Papa per Handy vom Nachrichtendienst und von Freunden die ersten Meldungen erhielt, dass es große Probleme in einem Atomkraftwerk gäbe. Ich habe mich zwar mit Händen und Füßen gewehrt, aber der kollektive Familienbeschluss war Minuten später gefällt: Ich sollte am 14. mit meiner Familie nach Österreich zurückfliegen und nicht - wie vorgesehen - weiter in Tokio bleiben!“
BB: Ihr wolltet aber dann doch früher abreisen?
Valentina: „Ja, denn dann haben sich die Ereignisse eigentlich überschlagen. Wir sind am 13. mit dem Shinkansen-Schnellzug nach Tokio zurückgefahren und haben meine Studentenwohnung aufgesucht. Gott sei Dank ist da nur eine Kiste aus einem Regal gefallen, sonst war alles in Ordnung. Die Häuser sind tatsächlich sehr erdbebensicher gebaut. Ich habe dann meine Japanischlehrerin, die aus dem Norden stammt, erreicht und die hat mir schreckliche Dinge erzählt: Ihre halbe Familie wäre vermisst und um die AKWs stünde es auch nicht gut. Schließlich hat sie mir geraten: Reise lieber aus! Das hat mir sehr zu denken gegeben und ich habe meinen Reisekoffer gepackt.“
BB: Eine Flugverbindung war auch nicht sicher?
Valentina: „Ja. Ohne die ständige Internet- und Nachrichtenverbindungen meines Vaters hätten wir wahrscheinlich gar nichts gewusst. So haben wir gehört, dass die AUA den Flugverkehr wegen der befürchteten Strahlenbelastung einstellen würde. Da haben wir schnell reagiert und uns auf den Weg gemacht. Meine Freundin hatte uns nämlich angerufen und gesagt, dass es besser wäre, noch am 13. zum Flughafen zu fahren, da am 14. bereits mit Blackouts im öffentlichen Verkehr zu rechnen wäre und nur die halben Verkehrsmittel unterwegs sein könnten. Dazu kamen die Schreckensmeldungen aus Österreich über die AKW-Katastrophe. Da stellte sich schon ein wenig Besorgnis und Panik ein, ob wir eventuell nicht mehr herauskämen.“
BB: Wie habt ihr‘s dann doch geschafft?
Valentina: „Tatsächlich haben wir am Flughafen übernachtet, nach kleineren Beben ist aber auch hier Nervosität aufgekommen. Als wir dann noch mitbekamen, dass viele Ausländer erst für den 17. oder 18. Flüge buchen konnten, haben wir beschlossen, den Rat aus Österreich zu befolgen, sind um sechs Uhr in den Schnellzug eingestiegen und die 500 Kilometer nach Osaka gefahren, wo wir um 8.30 Uhr ankamen. Dort lief alles seinen normalen Gang, man fühlte sich sicher. Im Hotel konnte mein Vater für den 15. einen Flug mit der Lufthansa über Frankfurt buchen. Wir waren dann auch vor der AUA-Maschine in Wien und die Medien haben sich deshalb auf uns gestürzt.“
BB: Wie fühlst du dich jetzt?
Valentina: „Ich habe vorerst einen Lebensabschnitt und viele gute Freunde zurückgelassen. Das Thema Japan ist aber noch nicht abgeschlossen: Die Uni hat das Ende der Semesterferien wegen der vielen ausländischen Studenten vom 4. April auf den 4. Mai verlegt. Und da mein Vater gesehen hat, was ich da zurückgelassen habe, ist er nicht mehr so strikte dagegen, wenn ich Pläne habe, mein Studium in Tokio bis zum August abzuschließen. Natürlich aber nur, wenn keine Gefahr besteht. Einige meiner besten Freunde werde ich wohl nicht mehr sehen, da vor allem die US-Unis die Austauschprogramme und Stipendien sofort gestrichen haben. In Japan kann man viel lernen: Hier steht das Kollektiv über dem Individuum, es würde nie zu einer Panik kommen und auch Plünderungen sind für Japaner undenkbar.“
BB: Danke für das Gespräch und alles Gute! kk

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