Tirol Milch fusioniert mit Berglandmilch – Keine Angst hinterm Brenner

Johann Schneeberger, Obmann Berglandmilch,  Stefan Lindner, Obmann Tirol Milch und Josef Braunshofer, GF Berglandmilch
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  • hochgeladen von Sieghard Krabichler

Die Tirol Milch hat die Weichen für die Zukunft gestellt: Mit 88,26 Prozent der Stimmen votierten die 158 Delegierten der Tirol Milch im Rahmen einer außerordentlichen Generalversammlung am Montagabend in Innsbruck für eine Einbringung in die Berglandmilch. Damit wurde die notwendige Zwei-Drittel-Mehrheit erreicht. Die Eigentümervertreter der Berglandmilch werden am 28. September im oberösterreichischen Garsten über die Aufnahme der Tirol Milch abstimmen.

„Die Tirol Milch wird mit einem Anteil von 17 Prozent zweitgrößte Genossenschaft der Berglandmilch. Mit dieser Entscheidung der Delegierten wurde ein wichtiger Schritt in eine konkurrenzfähige Zukunft der Tiroler Milchwirtschaft gesetzt“, erklärte Tirol Milch-Obmann Stefan Lindner. Der Oberndorfer wurde im Rahmen der außerordentlichen Generalversammlung mit 88,81 Prozent der Stimmen zum neuen Obmann gewählt. Bis dato führte Lindner die Geschäfte des Obmanns interimistisch. Vorbehaltlich der Genehmigung durch die Wettbewerbsbehörde wird die Einbringung rückwirkend mit 1. Jänner 2010 erfolgen.

Die Fusion mit der Tirol Milch wird die Berglandmilch auch nutzen, um den italienischen Markt zu bearbeiten. Dabei hatten die Südtiroler mit der aggressiven Preispolitik der Tirol Milch in der Vergangenheit durchaus Probleme. Und in Zukunft?

Der Geschäftsführer der Milkon Bozen, Robert Zampieri, sieht keine weitere besondere Gefahr: „Die Berglandmilch ist ein Top-Unternehmen mit guten Auszahlungspreisen. Ich kann mir kaum vorstellen, dass sie mit der wertvollen Marke ‚Tirol‘ zu Dumpingpreisen uns Marktanteile in Italien und in unserer Region streitig machen will.“

Dem GF der Berglandmilch, Josef Braunsdorfer, streut Zampieri Rosen. „Er ist ein vernünftiger Manager. Wir werden uns demnächst treffen und den Marktauftritt gemeinsam besprechen. Ich bin also zuversichtlich, was den leider etwas eigenartigen Marktauftritt der Tirol Milch in Südtirol betrifft. Das Verramschen von Tiroler Milch vor unserer Haustür hat nur Ärger gebracht und sonst gar nichts. Der Wert der Marke nördlich des Brenners wurde leider total unter den Wert verkauft“, sagt Zampieri, der sich nach der Fusion eine Kooperation sehr gut vorstellen kann.

Pustertal gerüstet
Alois Molling, der GF der Molkerei „Drei Zinnen“ in Toblach im Pustertal, wird sich „nicht sehr viel in die Hosen machen.“ „Wir erzeugen lediglich acht Prozent Frischmilch, wir verarbeiten sehr viel Milch zu Käse, und unsere Qualität ist sehr gut verkaufbar, wir haben ein anderes Produktsegment, als es die Tirol Milch hat“, sagt Molling, der überzeugt ist, dass die Berglandmilch aggressiv den Markt bearbeiten wird.

Brimi Brixen beobachtet vorerst
Willi Tauber, GF des Milchhof Brixen, hat vor der Berglandmilch keine Angst. „Die Tirol Milch hat seit 1996 bereits aggressiv agiert, die Tiroler sind bei uns eher als ‚billiger Jakob‘ verschrien“, sagt Tauber. Der Milchhof Brixen hat speziell im Frischkäsesegment unter der Marke „Brimi“ mit Ricotta und Mozarella einen exzellenten Namen. „Die Berglandmilch wird in diesem Segment sicher vers­tärkt aktiv, wir werden das beobachten“, sagt Tauber. Kooperationsgespräche gäbe es nicht und er sieht auch keine Notwendigkeit, welche zu führen.

Milchhof Sterzing: Kein Gespräch
Günther Seidner, GF des Milchhof Sterzing – als kleine Genossenschaft seit vielen Jahren erfolgreich am italienischen Markt im Joghurt- und Buttersegment präsent, dementiert Gespräche für eine Zusammenarbeit. „Es gab nie Gespräche zwischen der Tirol Milch und uns“, sagt Seidner, der eine „gesunde Portion Angst gegenüber jedem potentiellen Konkurrenten kennt.“ „Aber eine erfolgreiche Marke aufzubauen kostet Geld und bedeutet Aufwand, verkaufen wollen und verkaufen können sind zwei Paar Schuhe“, sagt Seidner kryptisch. Und: Er habe viele Anbieter kommen und auch viele wieder gehen gesehen.

Berglandmilch schweigt
Über das zukünftige Engagement am italienischen Markt wollte Berglandmilch-GF Josef Braunsdorfer gegenüber den Bezirksblättern kein Statement abgeben.

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