Aus für die Steinergasse 8
Für freie Kunst ist kein Platz

  • Philipp Scheibmeir, Marco Pironkov, Andrea Mutschlechner, Veronika Persché, Elvira Faltermeier (v.l.) in der Steinergasse-Halle.
  • Foto: Michael J. Payer
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Protest: Kunst- und Kulturschaffende müssen den Gebäudekomplex Steinergasse 8/Bergsteiggasse 5 räumen.

WIEN/HERNALS. "Wenn dieser Ort weg ist, dann ist das irreversibel", sagt Andrea Mutschlechner stellvertretend für die Gemeinschaft der in der Steinergasse 8 ansässigen Ateliers. Zusammen mit dem gemeinnützigen Verein "Fortschritt 242" hat sich hier über zehn Jahre hinweg ein Netzwerk für eine freie experimentelle Szene gebildet. Mit 31. Juli ist Schluss. Der Grundstücksbesitzer will es so.

  • Industriehalle mit vielen Möglichkeiten. Bald soll das der Vergangenheit angehören.
  • Foto: Fortschritt 242
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Hauptmieter des Komplexes ist Fischzüchter und Biofisch-Manufaktur-Betreiber Marc Mößmer. Fisch ab Hof wird es in Zukunft statt in Hernals in Hetzendorf geben. Der Raum für künstlerische Auseinandersetzung, der Raum für Begegnung, die Halle und der Pawlatschenhof gehen unwiederbringlich verloren.

Infrastruktur erhalten

"Ein neuer Ort ist keine Lösung", sagt Fotografin Elvira Faltermeier. Orte wie die Steinergasse sind in Wien rar gesät. "Wir wollen nicht woanders hin - etwa irgendwo an den Stadtrand", hält Textildesignerin Veronika Persché fest.

Mit einer Petition setzt sich die Gemeinschaft dafür ein, dass "die einzigartige bauliche Infrastruktur, die etwa 450 Quadratmeter große Industriehalle — eine stille Zeitzeugin der Arbeiter*innengeschichte in der Vorstadt" erhalten bleibt. "Eine solche Architektur ist zu erhalten. Wir fordern die Verantwortlichen der Stadt Wien und das Bundesdenkmalamt auf, sich für die Erhaltung dieses Ortes einzusetzen", bringt es Andrea Mutschlechner auf den Punkt. Knapp 1.400 Unterstützerinnen und Unterstützer haben die Petition online bereits unterzeichnet.

Keine Wertschätzung

"Es herrscht ein Desinteresse der Politik an nichtkommerzieller Kunst. Die Wertschätzung der Eigeninitiative, ohne dabei Förderungen zu bekommen, fehlt. Das mag nicht jedermanns Sache sein, aber es hat seine Berechtigung", sagt Marco Pironkov beim Gespräch, um sich danach weiter der Demontage für den bevorstehenden Auszug zu widmen.

  • Auch Illustrator Osysseus Stamoglou muss nach sieben Jahren sein Atelier räumen.
  • Foto: Michael J. Payer
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Auch Illustrator Odysseus Stamoglou ist vom drohenden Abriss betroffen: "Ich bin seit sieben Jahren hier, habe eine Übergangslösung gefunden. Wie es dann weitergeht, weiß ich noch nicht." Wie es mit der hier aufgebauten Kulturarbeit in Hernals weitergehen wird? Man weiß es (auch) nicht.

  • Philipp Scheibmeir, Marco Pironkov, Andrea Mutschlechner, Veronika Persché, Elvira Faltermeier (v.l.) in der Steinergasse-Halle.
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  • Auch Illustrator Osysseus Stamoglou muss nach sieben Jahren sein Atelier räumen.
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