Hernals
Kindergarten BärliBrummBrumm vor dem Aus?
Die Kindergruppe "Bärli Brumm Brumm" gibt es seit 46 Jahren. Jetzt kämpft sie ums Überleben.
HERNALS. Es droht die Schließung: Seit Juni muss die Einrichtung mit ihren zwei Kindergarten- und einer Hortgruppe ohne der monatlichen Förderung von 18.000 Euro seitens der MA 10 (Wiener Kindergärten) auskommen. Alle Kosten und Gehälter bezahlt die Gründerin Helga Plachenka (74) seither aus eigener Tasche. Sie weiß nicht, wie lange sie das noch durchhalten kann.
Bisher seien so 90.000 Euro ausgefallen.
Der Grund dafür: Bei einem unangekündigten Besuch im April stellte das Jugendamt (MA 11) hygienische, pädagogische und raummäßige Mängel fest und widerrief die Betriebsbewilligung. "Wird ein Widerrufsverfahren eingeleitet, werden automatisch alle Zahlungen von uns eingestellt", heißt es von der MA 10.
"Seit etwa zwei Jahren gibt es verstärkt Kontrollen. Davor hat es nie Probleme gegeben", so Plachenka. "Wir haben die beanstandeten Mängel sofort behoben. Es wurde auch frisch ausgemalt und die Türen wurden ein Stück versetzt, um den Brandschutzvorschriften genau zu entsprechen." In der Zwischenzeit herrschte Funkstille. "Wir haben uns im Sommer bemüht, konkrete Infos seitens des Magistrats zu bekommen – leider umsonst."
Kritik an Entscheidung
Es folgte ein weiterer unangekündigter Besuch der MA 11 im September, bei dem erneut Mängel festgestellt wurden. "Angeblich erfüllen wir den Wiener Bildungsauftrag nicht", so Plachenka. Was damit genau gemeint sein soll, verstehe sie in keiner Weise. Auch nicht ihre Tochter und Obfrau des Betreibervereins, Tina Hach, die erst im Juni ihre Ausbildung zur Kindergartenpädagogin abgeschlossen hat und "auf dem letzten Stand der Vorschriften" sei.
Den Kindern Bildung und soziale Kompetenz zu vermitteln, sei doch eine Selbstverständlichkeit. Außerdem sei eine pädagogische Leiterin aufgenommen worden, wie es der Bildungsplan vorsieht.
Helga Plachenka, Betreiberin und davor Religionslehrerin, sagt: "Von Anfang an war unser Credo: Alle Kinder sind gleich und sollen die gleichen Chancen bekommen." Jedes Kind, das nach seiner Zeit im Bärli Brumm Brumm in die Schule komme, könne Deutsch. Regelmäßig würden Förderstunden stattfinden.
Von den rund 60 Kindern, die derzeit hier die zwei Kindergarten- und eine Hortgruppe besuchen, haben 56 Kinder Migrationshintergrund. "Wir waren immer schon multikulturell ausgerichtet. Zu uns kommt aber auch der Nikolo. Wir feiern Weihnachten, Ostern und halten österreichische Traditionen hoch", so Plachenka.
Jeder Kindergartenplatz wird gebraucht
Bezirksvorsteherin Ilse Pfeffer zu der Causa: "Ich habe Frau Plachenka immer sehr engagiert erlebt, der Kindergarten ist ja ihr Lebenswerk und ihr Einsatz geht bis an die Existenz." Es sei um jeden Kindergarten schade, der im Bezirk schießen müsse, ob klein, oder groß. Aber für alle würden die gleichen verbindlichen Kriterien, etwa der Wiener Bildungsplan gelten, schon im Interesse der Kinder.
"Ich verstehe ja, dass sie weiterkämpft, das Risiko ist natürlich groß, wenn das Verfahren einmal läuft. Vor Gericht muss sie den finalen Beweis antreten, ob sie leisten kann, was gefordert wird. Ich hoffe, das geht gut für sie aus."
MA 11 bleibt beim Widerruf
Das Jugendamt bleibt beim Widerruf der Bewilligung. Als Rechtsmittel dagegen könne sich die Betreiberin jetzt nur noch mit einem Einspruch an das Landesverwaltungsgericht wenden. Aufgeben wird Plachenka trotzdem nicht.
Sie will zwischenzeitlich den Betrieb mittels Crowdfunding (Spendenkonto bei der BKS, IBAN: AT18 1700 0001 4013 7715) aufrechterhalten.
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