Obdach Wurlitzergasse
Laki Nadj ist ein Vermittler auf allen Ebenen
Vor Jahren obdachlos, ist Laki Nadj heute als Peer-Mitarbeiter im Obdach Wurlitzergasse nicht wegzudenken.
WIEN/HERNALS/OTTAKRING. "Ich habe selbst Hilfe bekommen, jetzt will ich etwas zurückgeben", sagt Laki Nadj. Der gebürtige Ottakringer ist Peer-Mitarbeiter im Obdach Wurlitzergasse an der Grenze zwischen 17. und 16. Bezirk.
"Es gibt immer einen Ausweg"
Das Chancenhaus steht allen wohnungslosen Erwachsenen und Paaren – auch ohne aktuelle Förderbewilligung – offen. In der Regel kann man bis zu drei Monate im Chancenhaus wohnen und Betreuung erhalten. Hinter dem englischen Wort "Peer" versteckt sich das einfache Konzept "Aus Erfahrung wird Expertise". Laki Nadj war vor Jahren selbst obdachlos und hatte schwere Alkoholprobleme. "Es gibt immer einen Ausweg", versichert der 57-Jährige.
Nadj selbst hat nach zwei Jahren wieder eine Wohnung bekommen und angefangen, an einer Tankstelle zu arbeiten. 2020 hat er eine Ausbildung zum Peer-Mitarbeiter gemacht und ist nach einem Praktikum in der Wurlitzergasse hängen geblieben: "Die Chemie hat einfach gepasst."
Aus eigener Erfahrung
Das hat sich bis heute nicht verändert. Beim Rundgang im Chancenhaus merkt man, dass Nadj den Bewohnern auf Augenhöhe begegnet. "Ich bin in der Vermittlerrolle, auch zwischen den Berufsgruppen. Ich kann erklären, warum sich Betroffene so oder so verhalten", beschreibt der aus dem Grenzgebiet Serbien/Ungarn stammende Nadj seine Aufgabe. Für ihn ist es eine einfache Formel: "Die Professionisten bringen das Fachwissen, ich bringe die Erfahrung. Ich weiß, warum viele manchmal keine Hilfe annehmen wollen."
Laki Nadj spricht neben Deutsch auch Ungarisch, Englisch und Serbokroatisch: "Dadurch kann ich mich in die slawischen Sprachen reinfühlen." Das bringt auch einen weiteren Vorteil: "Ich kann zu jemandem sagen, dass er einen Arschtritt bekommt, wenn er sich nicht normal benimmt. Das kann ein Sozialarbeiter nicht."
Ein Anker für viele
Mit fünf Jahren ist Nadj nach Österreich gekommen. "Ich bin in die VS Grundsteingasse gegangen, der Ottakringer Hofferpark war meine Heimat." Er hat mitgeholfen, das Jugendzentrum im 16. Bezirk aufzubauen. Nadj war als Werkzeugverkäufer, Lager- und Tankstellenarbeiter tätig. Schon als Jugendlicher kam Alkohol ins Spiel, nach der Scheidung ist er dann auf der Straße gelandet. "2010 ist nichts mehr gegangen, ich habe dann von einem Tag auf den anderen aufgehört, zu trinken", erzählt er von seinen Erfahrungen.
Heute ist er für viele Bewohner im Obdach Wurlitzergasse ein Anker. Nadj wird angesprochen, Nadj erklärt, Nadj hilft – er ist Ansprechpartner, Hausmeister und jener im Haus, der sich eben reinfühlen kann.
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