Eine Welt ohne Zivis?

- 25 Zivildiener leisten beim Kremser Roten Kreuz jährlich wertvolle Dienste.
- Foto: burger
- hochgeladen von Simone Göls
BEZIRK. Die Institution, die als erstes mit dem Zivildienst verbunden wird, ist wohl die Rettung. Johann Paul Brunner, der Bezirksstellenleiter des Roten Kreuz Krems weiß: "Wenn dieses erprobte Modell, das es seit mehr als drei Jahrzehnten gibt, wegfällt, müssen wir sofort für Menschen, die auf unsere Hilfe angewiesen sind- also Kranke und Verletzte- die gleichen Leistungen in gleicher Qualität anbieten." Und dazu müssten sie Hauptberufliche anstellen, was bei der derzeitigen Finanzierung nicht leistbar wäre. "Die 25 Zivildienstleistenden (jährlich in Krems Anm.) kosten uns cirka 57.000 Euro", gibt Brunner zu bedenken, "im ersten Jahr- wenn wir nur den gesetzlich vorgeschriebenen Mindestlohn zahlen- kosten 25 hauptberufliche Mitarbeiter cirka 750.000 Euro."
Aber die Umstellung hätte auch langfristige Folgen. Schließlich blieben rund drei Viertel der Zivildienstleistenden auch danach als Freiwillige beim Roten Kreuz. Ob sich genügend Menschen für das freiwillige soziale Jahr melden würden, traut sich Brunner nicht zu sagen. "Es gibt einfach keine fundierten Untersuchungen. Das Rote Kreuz fordert schon lange eine umfassende Diskussion über mögliche Alternativen." Das freiwillige soziale Jahr würde eine Leistung der Zivilgesellschaft durch Lohnarbeit ersetzen, ist Brunner überzeugt: "Dabei zeigt uns aber die demografische Entwicklung, dass wir künftig immer mehr Freiwillige in allen Bereichen- vor allem aber im Sozialbereich- brauchen."
Ein bis vier Zivildiener jährlich leisten Arbeit in sozialem Dienst, Seelsorge, Einkauf, Büro und Organisation in der Justizanstalt Stein. Anstaltsleiter Christian Timm ist allerdings davon überzeugt, dass sich genügend Menschen für das freiwillige soziale Jahr melden würden.
Schwer treffen würde der Wegfall der Zivildiener die Seminarihof Tageseinrichtung Krems, wie Daniela Yvon meint: "Sie machen bei uns einen wertvollen Teil der Arbeit."
Zivildiener tragen auch in den Caritas-Einrichtungen im Kremser Bezirk zur Qualität bei. In der Werkstätte Krems arbeitet ein, in der Further gibt es zwei Zivildiener, im Wohnhaus Krems im Carla Secondhandladen dient je einer, im Wohnhaus Schloss Schiltern gibt es zwei und in Gföhl einen Zivildiener. Dennoch ist Caritas Pressesprecher Karl Lahmer überzeugt: "Unser Betreuungssystem bricht beim Wegfall der Zivildiener nicht zusammen." Trotzdem seien sie ein wesentlicher Teil der Zivilgesellschaft. Lahmer: "Das vom Sozialminister vorgestellte Modell eines attraktiveren Freiwilligen Sozialen Jahres würde sogar eine Qualitätsverbesserung darstellen, da die Motivation der jungen Leute eine höhere ist. Erstens sind sie wirklich freiwillig in der Einrichtung und weiters dient das FSJ ja oft auch der Berufsorientierung."


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