Bauer: "Wiener sollen verschwinden"
Geplante Hühnerfabrik und Protest dagegen sorgen für heftigen Schlagabtausch im Dunkelsteinerwald
Die Idylle im Dunkelsteinerwald ist getrübt: Ein international bekannter Atomphysiker protestiert gegen die Pläne seines Nachbarn, einem Bauern, eine „Tierfabrik“ mit 32.000 Hühnern zu errichten.
OBERWÖLBLING/LANDERSDORF/WETZLARN (wp). Universitätsprofessor Heinz Oberhummer gilt als einer der renommiertesten Atomphysiker weltweit, der vor einiger Zeit sogar für den Nobelpreis vorgeschlagen wurde. Seit vielen Jahren wohnt er nun mit seiner Frau, die hier eine kleine Landwirtschaft betreibt, in Wetzlar in der Gemeinde Oberwölbling. Plötzlich ist es aber vorbei mit der ländlichen Ruhe: Nachbar Josef Rennhofer plant in unmittelbarer Nähe zur Familie Oberhummer eine Hühnerfarm mit etwa 32.000 Tieren.
"Ethisch fragwürdig"
Dagegen protestiert er nun heftig: „Es ist entsetzlich, was hier geplant ist. Die Art der Fleisch-erzeugung, die Küken sind nach sechs Wochen schlachtreif, ist ethisch fragwürdig“, so der Physiker. „Hier wird ohne Rücksicht auf Natur und Menschen etwas errichtet, was eigentlich in ein Industriegebiet und nicht in einen Erholungsraum wie den Dunkelsteinerwald gehört.“
Die Familie fürchtet nicht nur auch die Geruchsbelästigung sondern zusätzlich ein erhöhtes Verkehrsaufkommen, auf Grund von Futtermitteltransport, Mistentsorgung, etc.
Unterstützung bekommt die Familie von der Bürgerinitiative „Dunkelsteinerwald“: „Während in Deutschland derartige Betriebe wegen der hohen Ammoniakemissionen einen Mindestabstand von 800 Metern zu Waldfläche und 250 Meter zum nächsten Wohnobjekt aufweisen müssen, ist das in Österreich nicht geregelt.“
„Kaufe gern die Grundfläche“
„Wo sollen wir noch Landwirtschaft betreiben, als hier im Grünland“, wird Josef Rennhofer emotional, „wir halten uns an strikte gesetzliche Auflagen.“ Außerdem wolle man den heimischen Markt mit Hühnerfleisch beliefern, um damit dem Import aus dem Ausland entgegenzuwirken. „Die Wiener glauben immer, sie können sich hier alles erlauben“, ereifert sich Rennhofer, „mir gehören hier 95 Prozent der Flächen, hier habe ich das Sagen und betreibe meine Landwirtschaft. Wenn es den Wienern nicht passt, dann sollen sie von hier verschwinden. Ich kaufe gern ihre Grundfläche.“
Bürgermeister Gottfried Krammel (SP) sitzt zwischen den Stühlen, meint aber: „Es gibt für das Projekt noch keine Baubewilligung, aber ich muss sie erteilen, wenn alles im gesetzlichen Rahmen ist. Darüber kann ich mich nicht hinwegsetzen.“
Weitere Info: http://help4dunkelsteinerwald.wordpress.com/
http://www.alpaka-hof.at/
Im Recht
Kommentar
Wer will als Konsument schon Tierfabriken, in denen Kreaturen aus rein wirtschaftlichen Überlegungen auf unwürdige Weise gezüchtet werden? Das Problem: Gesetzliche Rahmenbedingungen erlauben dies. Daher ist Protest und das Hinterfragen der herrschenden (NIcht-)Ethik diesbezüglich sinnvoll. Derzeit ist der Bauer, der eine Hühnerfarm in Wetzlar errichten will, im Recht. Leider!
Werner Pelz, Kontakt: Tel.: 0676 700 11 75; Mail: wpelz@bezirksblaetter.com
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