FPÖ hat Angst vor Mekka an der Traisen!
Herzogenburgs Blaue in Moschee-Panik – Muslimenvertreter Eren: „Wir wollen uns nicht abschotten sondern benötigen ein neues Gebetshaus.“
Ein neuer Standort eines Gebetshauses verunsichert. Muslimenvertreter beruhigt.
HERZOGENBURG (wp). Wie zu Redaktionsschluss bekannt wurde, soll im alten Möbelhaus neben der S33 nahe der Bahnunterführung ein neues Gebetshaus errichtet werden. Die Liegenschaft und das Gebäude wurden von der islamischen Kulturgemeinschaft erworben. Die alte Möbelfabrik soll zu einem Gebetshaus mit zusätzlichen Sozialräumen, vor allem für Frauen, umgebaut werden und ein Haus der Begegnung werden. In weiterer Folge soll eine Imbissstube und ein Supermarkt errichtet werden. Daran stößt sich FP-Gemeinderat Wolfgang Schatzl: „Man hat uns vor der Wahl als Lügner dargestellt, als wir die Befürchtung hegten, dass ein neues Islamzentrum errichtet werden wird. Jetzt ist genau das eingetreten, was wir befürchtet haben. Die Lage ist geeignet, wieder eine Ghettobildung, wo Muslime unter sich bleiben, zu begünstigen“. Andererseits meint Schatzl: „Die Anrainer des jetzigen Gebetshauses in der Bachgasse werden froh sein, wenn sie dort endlich Ruhe haben.“ –
ÖVP beruhigt
Seitens der ÖVP sieht Fraktionssprecher Karl Riesenhuber im neuen Gebetshaus, das an die 300 Personen fassen soll, „kein Problem“. „Es lässt nichts darauf schließen, dass irgendetwas gegen die Bauordnung verstößt.“ Allerdings: „Mit einem Minarett wäre ich nicht einverstanden, das würde in unseren Lebensraum nicht passen“. Riesenhuber sieht das Engagement der muslimischen Glaubensgemeinschaft bei diesem Projekt positiv: „Es wird zwei Geschoße mit Räumen speziell für Frauen geben.“ An eine Abschottung der Glaubensgemeinschaft glaubt Riesenhuber nicht.
Grüne: "Ängste nicht angebracht"
Auch seitens der Grünen steht man dem Projekt positiv gegenüber: „Die Parkplatzsituation in der Bachgasse war nicht ideal. Ich glaube, Ängste sind nicht angebracht“, meint Franz Gerstbauer.
„Wir sind gläubige Muslime“
Mevlüt Eren ist Obmann der Islamischen Kulturgemeinschaft und beteuert: „Wir wollen uns weder abschotten, noch sonst irgendwie etwas Böses. Wir sind gläubige Muslime, fürchten Gott und haben dieses Gebäude erstanden, um vor allem ein neues Gebetshaus einzurichten.“ Das alte in der Bachgasse sei zu klein und unmodern geworden. Am neuen Standort würde man auch keine Anrainer durch parkende Autos der Mitglieder belästigen. „Wir sind offen für Menschen anderer Religionen und laden immer wieder zu gemeinsamen Festen ein.“ Ein Minarett oder eine Moschee im engeren Sinn wäre nie geplant gewesen. Seitens der SP-Herzogenburg waren bis Redaktionsschluss weder Fraktionssprecher Gottfried Eder noch Bürgermeister Franz Zwicker erreichbar. Stadtamtsdirektor Kurt Schirmer erklärt gegenüber dem Bezirksblatt hingegen: „Es wird hier nichts gebaut, was nicht gesetzeskonform wäre. Wir werden uns das sehr genau anschauen. Auch er glaubt, „dass der neue Standort sowohl für die Anrainer in der Bachgasse als auch für die muslimische Glaubensgemeinschaft von Vorteil ist.
Werner Pelz, Telefon: 0699/13990217 // Mail: wpelz@bezirksblaetter.com
Fruchtbarer Boden
(Kommentar)
Was soll man machen? Soll man Menschen mit anderem Glauben die Religionsausübung verbieten? Will man sie alle zwangsmissionieren? Das kann ja nicht einmal Wolfgang Schatzl von der FP-Herzogenburg als sinnvoll erachten, auch wenn er heftig gegen das neue Gebetshaus der islamischen Glaubensgemeinschaft polemisiert und Ängste äußert. Gerade er als Betriebsrat eines großen Herzogenburger Unternehmens hat viel Kontakt zu andersgläubigen Mitarbeitern. Und wenn man einigen seiner Kollegen glauben darf, dann zeigt sich Schatzl im Umgang mit Andersgläubigen durchaus wertschätzend und sehr kameradschaftlich. Und das ist gut so. Nach außen hin wäre das alles andere als opportun. Die Wähler verlangen klare Abgrenzung und harte Worte. Glauben zumindest manche Blaue. Und zum Teil haben sie leider recht, denn Menschen die frustriert sind, tragen auch eher die Bereitschaft zur Intoleranz in sich als zufriedene Zeitgenossen. Die Unzufriedenen werden leider immer mehr, da die Politik offenbar wenig Antworten auf aktuelle Probleme hat. Daher fällt manch gestreuter Keim der Angst auf fruchtbaren Boden. Vielleicht auch in Herzogenburg.
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