Ab September: Bildungszentrum im Botanischen Garten
Der Botanische Garten der Universität Wien bekommt einen winterfesten Pavillon.
LANDSTRASSE. Den Spaten- bzw. Baggerstich ließ sich Michael Kiehn, der Direktor des Botanischen Gartens, nicht nehmen: Höchstpersönlich setzte er sich an die Steuerhebel des Baggers und setzte die Schaufel an der Stelle ins Gras, wo das neue Botanicum errichtet werden soll. Geht alles nach Plan, sollte der Bau bereits im kommenden September fertig sein - rechtzeitig vor Einbruch des Winters, damit im Botanischen Garten Kurse für Kindergärten, Schulen und andere Interessierte künftig ganzjährig möglich sein werden.
"Grüne Schule"
Im öffentlich zugänglichen Botanische Garten der Universität Wien wachsen rund 11.500 Pflanzenarten aus der ganzen Welt, darunter viele gefährdete Arten. Seit jeher wird Augenmerk auf die Vermittlung der wissenschaftlichen Erkenntnisse an ein breites Publikum gelegt. "Wir haben vor rund 25 Jahren die 'Grüne Schule' ins Leben gerufen. Dieses Konzept gibt unseren Besuchern die Chance, die Welt der Pflanzen unter fachkundiger Anleitung im Rahmen von Kursen und Vorträgen zu entdecken", erklärt Michael Kiehn. Rund 5.000 Teilnehmer nutzten dieses Angebot jedes Jahr.
Mangels winterfester Sanitäranlagen war das Angebot bisher aber beschränkt.
Mit der Errichtung des neuen Pavillons mit rund 110 Quadratmeter Fläche und winterfester Infrastruktur soll ein ganzjähriges Angebot ermöglicht werden: "Sponsoren aus der Wirtschaft finanzieren die Errichtung mit Gesamtkosten von rund 600.000 Euro", freut man sich im der Universität Wien.
Bildungszentrum mitten im Grünen
Forschendes und experimentierendes Lernen, wie Mikroskopieren, Herbarisieren, Botanisches Illustrieren, oder Botanisches Gärtnern: Mit dem Botanicum entsteht ein Bildungszentrum mitten im Grünen, im Herzen der Stadt. Kinder, Jugendliche und Erwachsene können hier ab September erleben und erfahren, welche Rolle Pflanzen und ihre Vielfalt im Natur- und Artenschutz, beim Klimawandel, für die eigene Ernährung und Gesundheit spielen. Der Botanische Garten bietet ein einzigartiges Umfeld für diese Lernerfahrung.
Klimawandel wird dokumentiert
Der Verlust an Biodiversität ist ein Faktum unserer Zeit. Ursache ist der menschliche Einfluss und infolgedessen auch der Klimawandel. Die Veränderungen unserer Umwelt sind auch an veränderten Pflanzengesellschaften in den verschiedenen Lebensräumen sichtbar. Die Botaniker der Universität Wien dokumentieren diese Veränderungen der Pflanzengemeinschaften in verschiedenen Weltregionen. Sie liefern damit eindrucksvolle Belege des Klimawandels, den Verlust von Biodiversität und Änderungen im Ökosystem. Im Botanischen Garten kann man alles Wissenswerte über diese Veränderungen unseres Planeten erfahren.
Neue Schau zeigt Arzneipflanzen
Seit 20. Juni stehen Arzneipflanzen im Mittelpunkt einer Freilandausstellung im Botanischen Garten. Die Schau „Die Grüne Apotheke - vom Hortus Medicus zur Pharmaforschung“ ist noch bis 30. Oktober zu sehen. Behandelt werden Themen wie Zubereitung pflanzlicher Drogen und Arzneimittel, Gesetzliche Regelungen rund um Arzneipflanzen, Superfood oder Giftpflanzen in der Heilkunde.
Im Botanischen Garten werden auch aktuelle Forschungsprojekte am Pharmaziezentrum der Uni Wien etwa zu Edelweiß und Cannabis präsentiert. Auch die historischen Wurzeln des Botanischen Gartens als Medizinalpflanzengarten, den Maria Theresia auf Empfehlung ihres Leibarztes Gerard van Swieten 1754 anlegen ließ, werden präsentiert.
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