Diebstahl der Klimt-Büste
Der Mann, dem der Kopf fehlte
Es geschah am Samstag, dem 6. April. Es war der erste laue Frühlingstag dieses Jahres, als Rudolf Wawra um 14 Uhr wie gewohnt das Bezirksmuseum Hietzing öffnete.
HIETZING. Seit 19 Jahren ist der mittlerweile 82jährige die gute Seele des Museums, in dessen Dienst er seine Freizeit ehrenamtlich stellt. So auch an diesem Tag, der wie kein anderer davor enden sollte.
Eigentlich begann alles wie gewohnt. Fünf interessierte Besucher begrüßte er persönlich während der samstäglichen Öffnungszeit von 14 bis 17 Uhr. Gleich danach begann er wie gewohnt seinen Rundgang durchs Museum. "Ich kontrolliere alles. Ich schaue sogar in jedes WC ob sich jemand versteckt." erzählt der rüstige Rentner.
Diebstahl entdeckt
Die Kontrolle dauerte dieses Mal etwas länger. Zeigt man doch im Bezirksmuseum gleich zwei Sonderausstellungen. Im Erdgeschoß gibt es unter dem Motto "zu Gast in Hietzing" einen liebvoll gestalteten Einblick in die Geschichte der Wirtshauskultur des Bezirks. Im ersten Stock kann eine Hommage an den ASK Ober St. Veit, der heuer sein 40jähriges Vereinsjubiläum feiert besichtigt werden. Gleich im Nebenraum war er dann, der Ort der verruchten Tat. "Ich bin rein gekommen gekommen und plötzlich ist mir aufgefallen: Jessas, der Schiele-Schädl ist weg."
Hoher ideeler Wert
Die Bronze-Büste, die der Stolz und die Zierde des "Schiele-Ecks" war wurde aus einem von Schiele selbst hergestellten Gipsmodell gegossen. 1980 wurde in Italien eine Edition von 300 nummerierten Exemplaren aufgelegt. Die nun entwendete Büste trägt die Seriennummer 45/300 und ist ungefähr neun Kilogramm schwer. Ihr Platz ist verwaist und die Original-Staffelei von Egon Schiele steht nun einsam im Eck.
Der Versicherungswert der Büste beträgt 10.000 Euro aber der Verlust ist für Rudolf Wawra nicht in Geld zu bemessen. "Für mich ist das Museum meine zweite Heimat. Meine Frau beklagt sich immer, dass ich hier viel zu viel Zeit verbringe. Es ist, als ob man mich bestohlen hätte." erzählt er und man meint Tränen in seinen Augen zu sehen.
Kehrt die Büste zurück?
Es gibt Grund zur Hoffnung. Der Täter soll gefasst sein. Allerdings heißt es von der Polizei "Aufgrund der noch andauernden Ermittlungstätigkeiten können wir derzeit keine Informationen zu diesem Fall veröffentlichen".
Auch wenn dieses Gerücht noch nicht bestätigt ist, reicht es dennoch um wieder ein Lächeln auf Rudolf Wawras Gesicht zu zaubern. "Ich wäre ein glücklicher Mensch, wenn die Büste wieder nach Hause kommt."
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