Kunst aus Hietzing
Ein spannendes Leben und ein vielseitiges Werk
Der Hietzinger Eduard Diem ist ein vielseitiger Künstler – und ein Zeitzeuge, der einiges zu berichten hat. Nun ist ein Buch über sein Leben und seine Werke erschienen, das am 22. Mai präsentiert wird.
WIEN/HIETZING. Eduard Diems Geschichte handelt nicht nur von seiner Kunst – auch wenn der 1929 im Weinviertel geborene Maler und Bildhauer die Wiener Kunstszene mit seinem reichen Schaffen und seinem großen Engagement tatkräftig mitgestaltet hat. Der Hietzinger Künstler kann auch einiges über das Leben im und nach dem Zweiten Weltkrieg berichten. „Mit meinen Geschichten kann man fünf Bücher füllen“, sagt Diem bei einem Besuch in seinem Zuhause in Ober St. Veit. Der Autor Josef Holzapfel hat es doch geschafft eine umfassende Biografie inklusive Werkverzeichnis in ein Buch zu packen. „Der Maler und Bildhauer Eduard Diem, Leben und Werk“ wird am 22. Mai in der Galerie Frank im 1. Bezirk präsentiert.
Viele Künstlerinnen und Künstler wählen eine einzige Sparte, in der sie Werke mit einem möglichst hohen Wiedererkennungswert produzieren – das erhöht die Erfolgschancen auf dem Kunstmarkt. Diem hat sich darum nie gekümmert: „Ich habe mir immer den Spaß gemacht das tun, worauf ich Lust habe“, sagt er. Und so hat er sie nie zwischen Bildhauerei und Malerei entscheiden müssen, seine Werke sind abstrakt und figürlich, aus Bronze oder aus Holz – seinen Ideen verleiht er Ausdruck, wie er möchte.
Ausstellungen mit Pablo Picasso und Co.
Einen Namen hat er sich aber nicht nur als Kunstschaffender gemacht. Gemeinsam mit seinem Freund und Kunstexperten Gerhard Habarta hat Diem unter anderem in Wien, München und Berlin Ausstellungen mit Werken von Pablo Picasso, Salvador Dalí und Henry Moore veranstaltet. Als langjähriger Obmann des Mödlinger Künstlerbundes, der heuer 100 Jahre alt wird, hat er dem Verein neues Leben eingehaucht und in die Gemeinde viel neue Kunst gebracht.
Diem hat in jungen Jahren den Krieg miterlebt. In die Hitlerjugend wollte er nicht, doch konnte er eine Ausbildung als Textilkaufmann absolvieren. Schon dort konnte er seine Gestaltungslust in der Schaufensterdekoration ausleben – und hat dafür auch zwei Preise des Landes Niederösterreich gewonnen. Das hat ihm wohl geholfen einen Job als Werbegrafiker in Wien zu ergattern. Als junger Mann studierte er zudem an der Akademie der bildenden Künste. Die Nachkriegszeit war für Künstlerinnen und Künstler keine leichte, doch nach und nach konnte Diem in der Wiener Kunstszene Fuß fassen. In den 1970er Jahren stellte sich auch der finanzielle Erfolg ein, die Kunst wurde zum Haupterwerb.
Seine Erlebnisse als Gegner des Nazi-Regimes und die Tatsache, dass auch nach dem Krieg die Gräuel dieser Zeit nicht aufgearbeitet wurden, belasten ihn bis heute. „Auch nach dem Krieg konnten Schwerstbetroffene nicht offen reden. Das beschäftigt mich auch jetzt noch.“
Aktiv mit über 90 Jahren
Diem und seine Frau bezogen als junges Paar eine kleine Wohnung am Hietzinger Kai, es folgten Stationen in anderen Bezirken. Vor über zehn Jahren kehrten sie nach Hietzing zurück und leben nun in einem Haus in Ober St. Veit. Dort hat Diem viel Platz zum Arbeiten und um seine Werke zu lagern. Die Vielfalt seiner künstlerischen Werke ist beeindruckend.
Auch noch mit über 90 Jahren ist Diem aktiv. „Diese Skulptur ist erst fünf Tage alt“, sagt er beim Besuch und zeigt auf ein blaues Objekt im Wohnzimmer. Mittlerweile umfasst sein Werk tausende Bilder und Plastiken, zehntausend Zeichnungen, viele Collagen und sonstige Objekte. Und vielleicht gibt der umtriebige Künstler bei der Buchpräsentation ja auch die eine oder andere Anekdote zum Besten – wie war das zum Beispiel, als eine Lipizzaner-Skulptur Diems im Garten von Ernst Fuchs gestohlen wurde?
Zur Sache
Das Buch „Der Maler und Bildhauer Eduard Diem, Leben und Werk“ wird am Montag, 22. Mai, um 18 Uhr in der Galerie Frank, Himmelpfortgasse 12, präsentiert. Eduard Diem wird anwesend sein.
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