Dora Mai
Eintauchen in Körpergefühle
Die Liesinger Künstlerin Dora Mai beschäftigt sich in ihren Bildern mit den Lockdowns. Nun stellt sie in Hietzing aus.
WIEN/HIETZING/LIESING. "Weil wir alle in den Lockdowns ins Private zurückgeworfen wurden, lechzen wir nun nach Stimulation", sagt Malerin Dora Mai, die in der Nähe des Höpflerbades lebt und dort auch ihr Atelier hat. Viele ihrer großformatigen Bilder werden nun im Gelenk-Zentrum in der Lainzer Straße 16 ausgestellt — einer Praxis für Orthopädie und Physiotherapie.
Wie kam es zur Zusammenarbeit? "Ulli Zembsch ist an mich herangetreten, ob ich nicht im Rahmen der Hietzinger Bezirksfestwochen meine Bilder bei ihr zeigen möchte", erzählt Mai. "So findet die Begegnung mit Kunst einmal nicht in einem 'Kunstraum', sondern im Alltag statt — passend zur aktuellen Situation." Was wird ausgestellt? "Gemäß diesem medizinisch-technischen Ort sind es Körperbilder, in denen sich Körpergefühle ausdrücken — Schwimmende etwa. Darum heißt die Ausstellung in Hietzing ja auch 'Eintauchen'."
Der Kontrast zwischen Technik und Kunst findet sich auch in der Biografie der Künstlerin wieder: "Ursprünglich habe ich Architektur studiert und auch lange in diesem Beruf gearbeitet", erzählt Mai, die nicht nur Ziviltechnikerin, sondern auch Mutter von vier Kindern ist. "Aber das Leben ist ja lang. Mit 40 Jahren hatte ich das starke Bedürfnis, mich intensiv mit Menschen zu befassen und ging an die Kunstakademie."
Seither ist der Wechsel zwischen Raum und Fläche stets auch Thema ihrer Kunst. "Das liegt wahrscheinlich an meinem architektonischen Hintergrund", sagt Mai schmunzelnd. In ihren Werken setzt sie sich aber stets mit der Welt auseinander: "Vor allem mit Menschen, wie sie sind, wie sie sich weiterentwickeln."
Menschen auf Distanz
Ein weiterer Schwerpunkt ihrer Ausstellung im Gelenk-Zentrum ist Distanz: "Denn die haben wir alle in den vergangenen Monaten ausgiebig gelebt." Einander berührende Hände sind daher etwa als Motive zu sehen, oder auch Menschen, die offenbar verschwunden sind. Wie entstehen ihre Bilder? "Oft bilden Fotos die Grundlage. Dann frage ich mich 'was will das Bild?' und drücke es auf der Leinwand aus", so Mai. "Das geht in allen Bildformaten, von 20 Zentimetern bis hinauf zu fünf Metern Durchmesser."
Was will Mai mit ihrer Kunst erreichen? "Ich verstehe Malerei als Gelegenheit, vergangene Momente in die Gegenwart zu bringen und den Augenblick physisch festzuhalten", so die Liesingerin, "und ihn schließlich darzustellen und mit den Mitteln der Malerei weiterzuentwickeln." Wie geht es bei Dora Mai weiter? "Mit Kunst von und mit Frauen, denn ich plane gerade die nächste Female im F23, der ehemaligen Sargfabrik in der Breitenfurter Straße: Das wird heuer etwas ganz Besonderes!"
Dora Mai — Eintauchen
bis September 2021 im Gelenk-Zentrum in der Lainzer Straße 16: Mo und Mi, 15-18 Uhr, Do 9-12 Uhr. Infos: art@doramai.at oder www.doramai.at
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