"Zu Hause" hat viele Gesichter
Fotografin begeistert mit Portraits in der Isolation
In Zeiten der Krise hat Fotografin Petra Schmidt den Hietzingern ein Stück Normalität zurückgegeben - ein außergewöhnliches Foto-Projekt erinnert daran.
HIETZING. Die Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus werden nach und nach gelockert, doch in Erinnerung werden sie uns allen bleiben – auch der Hietzinger Fotografin Petra Schmidt.
"Mit dem Lockdown ist mein gesamtes Geschäft weggebrochen. Am Anfang war ich irrsinnig durcheinander, aber dann habe ich mir einen Spruch zu Herzen genommen: If you can’t go outside, go inside! Und so bin ich eben in mich gegangen." Was sie dabei entdeckt hat, war für sie selbst eine große Überraschung.
"Seltsamerweise war auch eine Erleichterung dabei. Plötzlich war der Druck, Geld zu verdienen, weg. Ich habe die Lebensqualität wiederentdeckt", erinnert sie sich – wohl wissend, dass sie selbst in einer glücklichen Lage ist. "Ich habe keine Mitarbeiter und keine hohen Fixkosten. Deshalb ging das. Verhungern musste ich nicht."
Doch ihre Arbeit als Fotografin fehlte ihr. Und so machte sie das, was sie am besten kann: Petra Schmidt machte sich ein Bild von der Krise, indem sie davon Fotos machte.
"Hausbesuche" mit Kamera
Petra Schmidt fotografiert in ihrem Studio leidenschaftlich gerne Menschen. Doch das war in Zeiten der Isolation naturgemäß nicht möglich. In dieser Situation stieß sie auf eine Idee, von der sie sich – wie sie offen zugibt – inspirieren ließ: "Carmen Trappenberg, eine Fotografin aus der Josefstadt, hat Porträts von Menschen gemacht, die zu Hause bleiben müssen. Das wollte ich auch in Hietzing tun." Ihre Kollegin, die mittlerweile eine Freundin ist, hatte nichts dagegen. Und so machte sich Petra Schmidt in ihrem Heimatbezirk Hietzing auf den Weg und ans Werk.
"Ich habe die Aktion auf Facebook angekündigt. Die vielen Rückmeldungen haben mich wirklich überrascht. Ich habe mich aufs Rad gesetzt und die Menschen nach und nach besucht." Entstanden sind dabei sehenswerte Zeugnisse der Zeit.
Doch ihr Projekt hat den Porträtierten mehr als nur eine bleibende Erinnerung gegeben. "Ich habe gemerkt, dass ich bei meinem Besuch, der natürlich kontaktlos ablief, ein Stück soziale Normalität mitbrachte. Ich hatte das Gefühl, dass ich den Menschen mit dem Shooting auch wieder Hoffnung auf normale Zeiten gemacht habe."
Ihre Bilder, die tatsächlich mehr als 1.000 Worte sagen, sind online zu sehen: www.diefotografin.at/haustueren/
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