Invalidenhauskirche St. Nepomuk
Untauglich für die Militärpfarre?
Der Zugang zur Invalidenhauskirche in der Militärpfarre ist seit Kurzem nicht mehr barrierefrei.
HIETZING. Erich Mecl ist nicht nur mehrfacher Wiener Boccia-Meister, sondern auch leidenschaftlicher Fußballspieler. Dem Ball jagt er im Rollstuhl hinterher, weil er seit seiner Geburt spastisch gelähmt ist. Er lebt in einer Wohneinrichtung am Invalidenhausgelände, nur einen Steinwurf entfernt von der Invalidenhauskirche St. Nepomuk, die zur Militärpfarre in der Würzburggasse 8a gehört.
"Seit vielen Jahrzehnten besuche ich dort regelmäßig die Gottesdienste. Jetzt geht das aber nicht mehr, weil der barrierefreie Zugang versperrt wurde", klagt der 53-jährige Rollstuhlfahrer. Beim Haupteingang der Kirche St. Nepomuk machen ihm mehrere steile Stufen einen ungehinderten Kirchenbesuch unmöglich.
Es gibt allerdings auch einen ebenerdigen und daher barrierefreien Zugang über die Rückseite des Gebäudes. Er führt durch den Wintergarten und einen verwinkelten Gang, der gerade breit genug für Mecls Rollstuhl ist, dann quer durch den Ehrensaal und kurz vor dem eigentlichen Kirchenraum durch eine Tür. "Seit der vergangenen Christmette ist diese Tür jedoch bei jeder Messe zugesperrt."
Früher durften alle mitfeiern
"Betreten verboten! Ausgenommen Kirchenbesucher", steht auf einem Schild am Invalidenhaus-Gelände. Anneliese Urban ist mit Erich Mecl gut befreundet. Sie wohnt seit über vier Jahrzehnten in Hietzing. "33 Jahre davon in einem der Wohnhäuser auf dem Gelände der Militärpfarre", erzählt sie. "Jeder, der die Messen besuchen wollte, war bisher immer willkommen. Bundesheerangehörige oder nicht, alle – auch Rollstuhlfahrer – konnten durch den Hintereingang problemlos eintreten. Und jetzt soll das auf einmal nicht mehr gehen?"
Auch Ältere haben Probleme
Urban sorgt sich auch um ältere Menschen: "Viele von ihnen sind gehbehindert. Gerade im Winter ist der Zugang über die Stufen etwa mit einem Gehstock sehr schwierig", meint die diplomierte Krankenschwester. "Eine betagte Dame hat sich zum Beispiel in jüngeren Jahren sehr um die Kirche und deren Gestaltung gekümmert und auch bei den Gottesdiensten mitgeholfen", sagt Urban. "Jetzt muss sie ihr Neffe mit dem Rollstuhl die Stiegen hinaufziehen, weil sie nicht mehr den Hintereingang benutzen kann. Aber sie versäumt kaum eine Messe, weil ihr das wichtig ist und schon immer war – dem Pfarrer aber offensichtlich nicht."
Das Bundesheer klärt auf
Stefan Koutnik, Pressesprecher des Österreichischen Bundesheeres, klärt auf: "Die Militärpfarre befindet sich gerade in einem Umgestaltungsprozess. Wegen des Denkmalschutzes können wir den Haupteingang nicht barrierefrei gestalten, die Stufen dort wären auch zu steil für eine Rollstuhlrampe", sagt Koutnik. "Wir sind aber gerade dabei, den Seiteneingang barrierefrei zu optimieren und versprechen Herrn Mecl, dass er die Messen in St. Nepomuk bald wieder ungehindert besuchen können wird."
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